Wir konnten viel Zuchtvieh verkaufen. So haben wir die letzten Monate überstanden.” So beschreibt Johann Steiner, Milchbauer in Alland (NÖ), seine wirtschaftliche Situation, die andere Milchbauern im Moment wohl gut nachvollziehen können. Der Milchpreis ist bekanntlich auf einem Tiefpunkt. Die Branche EU-weit in der Krise.
Rupprechter im Dialog mit Molkerei und Bauern
Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter nahm den Weltmilchtag vergangene Woche zum Anlass, den Betrieb der Steiners zu besuchen. Betriebsführer Christian bewirtschaftet mit seinem Vater Johann insgesamt 120 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche inkl. Wald. Mit 45 Milchkühen (106 Stück Vieh gesamt) führen die Steiners einen für diese Gegend durchschnittlich großen Betrieb. Gemeinsam mit vier anderen Bauern betreibt Johann eine Hackschnitzelheizung. Christian ist ausgebildeter Landwirtschaftsmeister und forstwirtschaftlicher Facharbeiter. Als Forstarbeiter verfügt Christian über ein vom Betrieb unabhängiges Einkommen. Die Erwerbskombination ist für ihn unerlässlich. In der Diskussion mit den Vertretern der Molkereigenossenschaft Niederösterreich (MGN), Geschäftsführer Leopold Gruber-Doberer und Obmann Johann Krendl, und den Milchbauern bestätigte das auch der Minister. Betriebe mit kombinierten Einkommen würden leichter durch Preiskrisen durchtauchen können, so Rupprechter. Doch auch das hat einen Preis, setzte Christian entgegen: “Wenn ich woanders hingehe arbeiten, bleibt daheim immer ein Teil der Arbeit liegen.”
Den Betrieb aufzugeben, kommt für die Steiners nicht infrage. Man werde schauen, wie sich die Situation weiterentwickelt, so die Milchbauern. Investitionen seien momentan aber nicht möglich. Chancen sehen die Milchbauern in der Vermarktung des Zuchtviehs im Ausland. Besonders die Türkei und Serbien seien hier interessant. Rupprechter erklärte dazu, das Ministerium arbeite bereits daran, die Möglichkeiten für den Drittlandsexport auszubauen. Ein weiterer Weg aus der Preiskrise bestünde darin, die Möglichkeit der EU-Kommission, Milchmengen freiwillig zu steuern, mit finanziellen Anreizen zu unterstützen. Das schlug auch Krendl als den vernünftigsten Ausweg vor. Die Milchbauern wiederum sahen auch die Molkereien in der Pflicht, gemeinsam und stark gegenüber dem Handel aufzutreten, um bessere Konditionen zu erreichen.
Für den 14. Juni kündigte Rupprechter einen Milchdialog mit Vertretern der gesamten Wertschöpfungskette an. Ziel sei es, “zukunftsorientierte Maßnahmen zu erarbeiten, um die Milchkrise gemeinsam zu bewältigen”, so Rupprechter. Die Erwartungen der Bauern an den Milchdialog sind dementsprechend hoch.
Am Betrieb: Betrieb Steiner in Alland, NÖ
• 106 Stück Vieh, davon 45 Milchkühe;
• Fütterung: Heu, Gras- und Maissilage, Kraftfutter;
• 90 ha Nutzfläche, davon 14 ha Ackerland (6 ha Mais, Rest Getreide und Kleegras) sowie 76 ha Grünland; 30 ha Wald;
• Zusätzliches Gewerbe zur Spezialbaumfällung
Eva Zitz