Zukunftsstrategien für die Rindfleischerzeugung und -vermarktung in Österreich standen im Mittelpunkt der diesjährigen Generalversammlung der Arge Rind, die am 7. Juli im Festsaal der LK Niederösterreich in St. Pölten abgehalten wurde.
Zur Generalversammlung mit der Präsentation des im vergangenen Jahr durchgeführten “Strategieentwicklungsprozesses für die Rindfleischerzeugung und Vermarktung 2020” konnte Arge Rind-Obmann Josef Fradler über 80 Gäste begrüßen. Rinderbauern, Funktionäre, Mitarbeiter und Vertreter der Erzeugergemeinschaften, Rinderzuchtorganisationen und Bio-Austria sowie zahlreiche Ehrengäste aus der Agrarpolitik, dem Landwirtschaftsministerium, den Landwirtschaftskammern, der AMA-Marketing, des Lebensmittelhandels und der Schlachthofbranche folgten der Einladung der Arge Rind.
“Wir wollen nach vorne schauen. Die schwierigen vergangenen Jahre lassen wir hinter uns und blicken in die Zukunft!”, so programmatisch hat Fradler die Generalversammlung eingeleitet. Der Arge Rind-Obmann konnte dazu bereits auch erste Umsetzungsschritte vorstellen. Denn zu der Fragestellung: “Wo soll die österreichische Rindfleischproduktion im Jahr 2020 stehen, und was brauchen wir auf diesem Weg? hat die Arge Rind seit Mai 2015 mit allen Partnern entlang der Wertschöpfungskette in sieben Workshops zusammengearbeitet, um hier entsprechende Antworten und Strategien zu finden. Beteiligt waren beispielsweise Rinderzüchter, Bio Austria, AMA-Marketing, Lebensmittelhandel und Fleischverarbeitung. Die Bauern saßen gemeinsam mit Vertretern der vor- und nachgelagerten Marktteilnehmer an einem Tisch.
Strategieprozess mit sieben Arbeitsgruppen
Im Einzelnen ging es in den Arbeitsgruppen um Fragen wie:
• Wie können wir die Rindfleischproduktion in Österreich in Zukunft absichern?
• Wie stellen wir Wertschöpfung und Wertschätzung für die Landwirtschaft sicher?
• Wie garantieren wir Rohstoffsicherheit und Qualitätssicherung für die Abnehmer?
• Haben wir wettbewerbsfähige Produkte am Markt?
• Was gibt es schon, welche Ressourcen stehen zur Verfügung, welche Verbesserungen sind möglich?”
Wichtig für alle Beteiligten war, die Sichtweise der Vermarktungspartner zu verstehen und letztendlich ein gemeinsames Ergebnis für die Ausrichtung der Rindfleischproduktion in Österreich zu finden.
Gemeinsame Säulen und Zielsetzungen
Aus den Ergebnissen dieser Workshops wurde ein “Strategischer Leitfaden zur Rindfleischerzeugung und -vermarktung 2020” entwickelt. Dieser Leitfaden nennt folgende vier Säulen:
die Zukunft der bäuerlichen Rindfleischproduktion,
die Qualitätsziele,
die Kommunikation und
den Markt.
Die Umsetzung wesentlicher Punkte wurde bereits gestartet:
• Bäuerliche Rindfleischproduktion absichern und Perspektiven bieten.
• Vertrauen und Verlässlichkeit innerhalb der Wertschöpfungskette aufbauen, als wesentliche Grundlage für die Zusammenarbeit.
• Der Landwirt muss sich am Markt behaupten können.
• Eine bessere Vernetzung vom Landwirt bis hin zum Lebensmittelhandel.
• Durch gemeinsame Kommunikation, Werbe- und Imageaktivitäten profitieren alle.
• “Tierwohl” ist uns wichtig.
• Traditionen, wie die gute alte Österreichische Rindfleischküche, erhalten.
• Die Wertschätzung für das Produkt “Rindfleisch” wieder mehr stärken.
Auch die Bauern haben Hausaufgaben
Einhelliger Tenor der Teilnehmer an der Arge Rind-Generalversammlung war, das es für Österreichs bäuerliche Familienbetriebe gemeinsam mit Rindfleischverarbeitung und Handel gilt, wettbewerbsfähige Qualitätsrindfleischprodukte am Markt zu positionieren. Obmann Fradler sieht die Arge Rind hier bereits auf dem richtigen “Qualitätsweg”. Die bereits vorhandenen Programme wie “Premium Rind”, “Cult Beef” oder “M-Rind” haben sich am Markt etabliert. Mit dem nun startenden Qualitätsverbesserungsprogramm “Qplus” gehe man diesen Weg konsequent weiter (siehe Kasten). Fradler: “Nur so können wir am Markt mithalten.” In der Qualitätsstrategie und auch in der zugehörigen Vermarktungs- und Mengenplanung sieht Fradler “die Hausaufgaben der Bauern”.
Sehr kritisch bewertet der Arge Rind-Obmann die Tendenzen zur Markliberalisierung im Rahmen von Handelsabkommen wie TTIP oder CETA. Hier bedürfe die heimische Landwirtschaft eines Außenschutzes, denn die vielfältigen Auflagen und Allgemeinleistungen könne niemand zu Weltmarktpreisen erbringen. Hier sei vor allem von den Marktliberalisierern in Brüssel ein Bekenntnis zur Produktion in Europa gefordert.
Q-plus-Programm – jetzt mitmachen! Qualitätsverbesserung, die sich rechnet
Arge Rind und Österreichische Rinderbörse laden Rindermäster und Mutterkuhhalter ein zur Teilnahme am “Qplus”-Qualitätsverbesserungsprogramm Rindermast und Mutterkuhhaltung. Es handelt sich dabei um ein gefördertes Programm auf freiwilliger Basis. Die Förderung erfolgt im Rahmen des Programms “Ländliche Entwicklung 2014-2020” über die Maßnahme “Teilnahme an Lebensmittelqualitätsregelungen”. Die Laufzeit des Programms beträgt fünf Jahre, wobei der Ein- bzw. Ausstieg halbjährlich möglich ist. Um den Förderzeitraum bestmöglich auszuschöpfen, empfiehlt sich ein ehestmöglicher Beitritt. Abwicklungsstelle für Qplus ist die Arge Rind im Verein mit der Rinderbörse. Der Beitritt ist mittels Teilnahmeerklärung ab sofort möglich. Infos gibt es bei den Betriebsbetreuern der Rinderbörse bzw. unter Tel. 0732/922 822 bzw. E-Mail: office@rinderboerse.at Ziel des Qplus-Programms ist, die Produktivität auf den Rindermast- bzw. Mutterkuhbetrieben zu steigern und damit die Erlöse in der Vermarktung zu verbessern. Die teilnehmenden Betriebe erhalten eine zentrale Auswertung ihrer betrieblichen Leistungsdaten mit Vergleichswerten zur Orientierung. Dieser betriebsindividuelle Leistungsbericht ist die Grundlage für Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung, die gemeinsam mit einem dem Betrieb von der Rinderbörse zugeteilten Qualitätsbeauftragten ausgearbeitet werden können.
500 Euro Landesbeihilfe
Die Teilnahmegebühr beträgt jährlich 350 Euro als Sockelbetrag plus 20 Euro Stückgebühr je vermarktetem Rind (jeweils zzgl. 20 % MwSt.). Die Gebühr wird aus Mitteln der LE erstattet. Weiters haben sich die Landesagrarreferenten aller (!) Bundesländer mit Rinderhaltung verpflichtet, eine Beihilfe von 500 Euro pro Jahr und Betrieb zu gewähren. Zudem wird die Rinderbörse einen “Lieferbonus” an die teilnehmenden Betriebe ausbezahlen. Einen Info-Folder hat die Rinderbörse bereitgestellt: www.rinderboerse.at/aktuelles/