Regnerisches Wetter behindert Getreideernte in Deutschland

Erträge bei Wintergerste durchschnittlich – Einbußen bei Raps erwartet

Die deutsche Getreide- und Rapsernte verlief in den vergangenen Tagen und Wochen nur schleppend. Zwar sind in den meisten Regionen die im Anbau bedeutenden Winterweizen- und Winterrapsflächen erntereif, jedoch zwingen die häufigen Niederschläge immer wieder zu Ernteunterbrechungen. Einzig die Ernte der Wintergerste konnte bis auf wenige Restflächen abgeschlossen werden. Ein zügiger Erntefortgang wäre für die Vermeidung von Qualitätsverlusten bei den Brotgetreidearten dringend erforderlich. Die weiterhin eher unbeständigen Wetteraussichten sorgen bei den Landwirten daher für Anspannung. Dies geht aus dem zweiten Erntebericht des Deutschen Bauernverbandes (DBV) hervor, der auf Meldungen aus den 18 Landesbauernverbänden über die tatsächlich geernteten Flächen und erzielten Erträge beruht.

Ernte verregnet

Ausgehend von knappen Regenmengen im vergangenen Winter und Frühjahr waren die Landwirte in weiten Teilen Deutschlands besorgt, ob dies zulasten der Ernteerträge geht. Anschließend barg die extrem heiße und trockene Witterung in der zweiten Juni-Hälfte vor allem für Winterweizen und Winterraps die Gefahr von Ertragseinbußen durch Notreife. Mit Beginn der Wintergerstenernte setzten Ende Juni/Anfang Juli wechselhafte Witterungsverhältnisse mit verbreitet hohen Niederschlagsmengen ein. Der Juli 2017 war mit bundesweit rund 130 l/m2 einer der zehn niederschlagsreichsten Juli-Monate seit Messbeginn 1881 (der Durchschnittswert liegt bei 78 l). Das Monatsende war zudem insbesondere in Niedersachsen und Thüringen von ergiebigem Dauerregen geprägt. Die Befahrbarkeit vieler Flächen ist infolge der reichlichen Niederschläge nun stark eingeschränkt.

Wintergerste: Erträge regional sehr unterschiedlich

Die Wintergerstenernte konnte bis auf wenige Restflächen abgeschlossen werden. Der DBV geht von einem bundesweiten Durchschnittsertrag von knapp 7,2 t/ha aus. Die Menge liegt geringfügig über dem Vorjahresniveau und entspricht dem Durchschnittsertrag der zurückliegenden fünf Jahre. Regional wie einzelbetrieblich streuen die erzielten Erträge jedoch erheblich. Wintergerste wurde heuer auf einer Fläche von 1,23 Mio. ha (–3 % gegenüber 2016) angebaut. Folglich dürfte sich die diesjährige Ernte auf 8,8 Mio. t belaufen. Damit wird das Vorjahresergebnis um 2 % verfehlt; der fünfjährige Durchschnitt von 8,7 Mio. t kann jedoch geringfügig übertroffen werden.

Winterweizenernte von Niederschlägen gestoppt

Winterweizen ist in Deutschland mit einer Anbaufläche von 3,14 Mio. ha die wichtigste Getreideart. Da die unbeständige Witterung die Mähdrescher immer wieder zum Stillstand zwingt, ist die Ernte dieser Kultur nicht sehr weit vorangeschritten. Dies trifft insbesondere auf Bundesländer mit großen Weizenanbauflächen zu, wie etwa Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein. Insofern sind derzeit noch keine fundierten Aussagen über die Winterweizenernte möglich. Da die erntereifen Bestände immer wieder Niederschlägen ausgesetzt sind, sind viele Landwirte in Sorge um Ertrags- und Qualitätsverluste. So ist zu befürchten, dass die Fallzahlen (wichtiges Qualitätskriterium zur Bestimmung der Backqualität) aufgrund des zunehmenden Auswuchses absinken. Darüber hinaus sind die Getreidefelder örtlich ins Lager gegangen. Diese trocknen nach den Regenfällen nur langsam ab und der mit der Ernte verbundene Aufwand für den Landwirt steigt. Wahrscheinlich ist eine zusätzliche Trocknung des Getreides erforderlich.

Roggen wird mittlerweile nur noch auf einer Fläche von 538.000 ha angebaut. Gegenüber der letztjährigen Ernte ist die Fläche damit um 6 % zurückgegangen, im Durchschnitt der Jahre 2012 bis 2016 lag sie noch bei 662.000 ha. Vergleichbar dem Winterweizen leidet die Qualität der erntereifen Roggenbestände unter den aktuellen Ernteverzögerungen.

Winterraps: Erträge unterdurchschnittlich

Mit einer Anbaufläche von 1,31 Mio. ha (–15.000 ha gegenüber Vorjahr) ist Winterraps die wichtigste in Deutschland kultivierte Ölpflanze. Er wird vor allem in den ostdeutschen Bundesländern sowie in Bayern und Niedersachsen angebaut. Auch hier haben widrige Wetterbedingungen einen bisher nur mäßigen Erntefortschritt zugelassen, sodass verlässliche Aussagen über Hektarerträge und Erntemengen bisher nicht möglich sind. Die bisher gemeldeten Erträge lassen jedoch darauf schließen, dass der Durchschnitt der Jahre 2012 bis 2016 in Höhe von 3,9 t/ha heuer nicht erreicht werden wird. Eine abschließende Bilanz der Getreideernte 2017 wird der DBV am 22. August vorlegen.

AIZ

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3. August 2017