Praxisnahe Diplomarbeiten der HTL Ried

Die Maturanten des Ausbildungszweiges für Agrar- und Umwelttechnik an der HTL für Maschinenbau in Ried im Innkreis beweisen mit ihren Abschlussarbeiten, die auch in Zusammenarbeit mit Lehrern und Firmen entstehen, dass die Schule sowohl ihrem Namen als „innovative HTL“, als auch ihrem Anspruch einer praxisnahen Ausbildungsstätte gerecht wird.

Drohne mit Saatgut im Anflug

Quelle: htl ried/agrartechnik
Bisher gab es fast keine Erfahrungswerte für die Aussaat mittels einer Streudrohne.

In einer bereits mehrfach prämierten Dip­lomarbeit haben Benedikt Ortmaier und Sebastian Schäffer sich damit auseinandergesetzt, wie Untersaat für den Mais mittels einer Streudrohne so ausgebracht werden kann, dass in Hanglagen ausreichender Schutz vor Erosion gegeben ist. Das Ergebnis ihrer Drohnenflug-Testreihe, die sie mit ihren Betreuern Jürgen Roither und Martin Anzengruber und in Zusammenarbeit mit dem „Agro Innovation Lab“ der RWA durchgeführt haben: Der Streueinsatz mittels Drohne ist eine sinnvolle Alternative zur herkömmlichen Aussaat. Dieser bringt in erster Linie den Vorteil, dass die Untersaat auch als Querstreifen zur Maisreihe und zur Hangneigung ausgebracht werden kann. Die Aussaat ist unabhängig vom Vegetationsstatus der Hauptfrucht möglich, und das Streugut kann auch auf wassergesättigten Böden verteilt werden.

Traktorsitz schwenken und Kran steuern

Die Veränderung der Rückwand der Kabine war der komplizierteste Teil der Arbeit.

Was es für den Profieinsatz von Forstanhän­gern bereits gibt, wollten Christoph Herbst und Martin Voraberger auch für Traktoren von 90 bis 130 PS ermöglichen: Einen Sitz, der in der Kabine geschwenkt werden kann, womit der Fahrer ohne auszusteigen gleich mit der Arbeit beginnen kann. Ein Massey Ferguson 5711M von Flixeder Landtechnik wurde so umgebaut, dass der Landwirt eine Arretierung am Sitz lösen, das Lenkrad demontieren und sich dann innerhalb weniger Sekunden drehen kann. Die Pre-Hydrauliksteuerung des Rückewagens ist bereits in der passenden Halterung montiert. Eine Herausforderung war auch, genügend Beinfreiheit zu erhalten.

Ziel der Arbeit war, dass der Traktor wirtschaftlicher wird, indem er neben Stall-, Grünland- oder Ackerarbeiten auch für Forstarbeiten eingesetzt werden kann. Der Umbau musste daher kostengünstig erfolgen.

Spurräumer sorgt für saubere Schwade

Der selbst konstruierte und gebaute Prototyp funktionierte bei den ersten Testeinsätzen.

Einen „Spurräumer“ haben Kilian Mittendorfer und Stefan Traunwieser gebaut. Er soll die Fahrspur des Traktors beim Schwadern zur Gänze freiräumen, wodurch es nicht zum Überfahren des Futters kommt und somit nur eine geringere Verschmutzung des Futters zu beklagen ist.

Auf der Suche nach der besten Lösung stießen sie auf Sonnenräder, eine altbewährte Technik, die schon vor 50 Jahren zum Einsatz gekommen ist. Sie wurden an einen Rahmen befestigt, der durch Klemmen an einem Hauptrahmen an die jeweilige Traktorspur angepasst werden kann. Durch die vier Tasträder wird in Kombination mit den Langlochaufnahmen an Unter- und Oberlenker eine optimale Bodenführung der Maschine gewährleistet. Transportstellung, Begrenzungslichter, Warntafeln und Rückstrahler machen sie straßenverkehrstauglich.

Elektromechanisches Verzögerungssystem

Die Firma „XOOO Mechatronics“ aus Regau unterstützte die Diplomanden mit Komponenten.

Ziel der Diplomarbeit von Christoph Auer und Thomas Oberhumer war es, bisherige Bremssysteme zu „revolutionieren“. Im Wesentlichen ging es darum die Ansprechzeit bei Erreichen von 75 Prozent der Bremskraft auf ein Drittel der Zeit von aktuellen Druckluftbremsen zu reduzieren. Die Kinematik sollte möglichst einfach aufgebaut sein. Die rotierende Bewegung des „XOOO AXM“ soll eine Kurvenscheibe antreiben, eine linear geführte Laufrolle überträgt die translatorische Bewegung über Bremshebel auf Standardbremsen.

Das Verzögerungssystem ist viel schneller und energieeffizienter als Druckluftbremsen (mehr als 60 Prozent). Mittels Sensorik (Geschwindigkeit, Gewicht) wird mit Antiblockiersystem ab zwei Kilometer pro Stunde gebremst. Das System ist zum Patent angemeldet.

Schichtholzspalter auf dem Rückewagen

Der Spalter kann mit Hilfe des Krans auf- und abgebaut werden.

Leon Kaiser und Johann Mittermayr widmeten sich der Entwicklung eines Schichtholzspalters, der auf einem Holztransportwagen montiert werden kann. Die Holzstücke mit einer Länge von einem Meter und einem maximalen Durchmesser von 65 Zentimeter (cm) sollen mithilfe des am Wagen montierten Krans zugeführt werden. Das Spaltsystem soll so gestaltet sein, dass ein Verklemmen der Holzscheiter vermieden wird und wenig Kraftaufwand erforderlich ist. Die fertigen Holzscheiter sollen eine Breite von acht cm haben, wobei die Höhe zwischen acht und 13 cm variabel einstellbar sein soll. Das Projektteam entschied sich für die Lösung mit einem I-Träger als Rahmen, Profilen zur Montage und Zwischenlegplatten zur Höhenverstellung. Diese Konzepte wurden in der Konstruktion weiter verfeinert. Fertigung und Montage übernimmt die Firma Samo Maschinenbau.

Pflanzenzucht: Versuche sicher und effizient

Entwickelt wurde ein umfassendes Konzept zur Integration einer Kornzerstörung.

Johannes Doblhammer und Fabian Leherbauer haben mit der Division „Seedmech“ der Firma Wintersteiger zusammengearbeitet, die Maschinen und Software für Pflanzenzüchter herstellt und weltweit verkauft. In Nordamerika etwa wird Pflanzenzüchtung auch mit gentechnisch veränderten Kulturpflanzen betrieben. Wintersteiger bietet bereits den Parzellenmähdrescher „Quantum“ an, der das Erntegut der Versuchsparzellen nach der Probenahme zerstört und somit keimunfähig macht was einen sicheren Versuchsablauf gewährleistet. Ziel ist, diesen Vorgang noch effizienter zu gestalten. Dafür soll diese Kornzerstörung auch in den Doppelparzellenmähdrescher „Split NH“ integriert werden. Mit dieser Maschine ist es einem Unternehmen möglich, schnell und effizient an Gentechnik zu forschen und gleichzeitig zwei Parzellen in einem Arbeitsgang abzuernten.

Schlauchgülleverteiler zum Nachrüsten

Die Konstruktion der beiden Diplomanden wird am elterlichen Hof in die Praxis umgesetzt.

Die meisten Landwirte verteilen ihre Gülle noch nicht bodennah. In naher Zukunft werden aber nur noch bodennahe Lösungen umsetzbar sein etwa ein Schleppschuhverteiler. Michael Kobler und Maximilian Stockinger haben sich daran gemacht, für das
20 Jahre alte Güllefass des Landwirts Johannes Knobler eine Eigenbaulösung zu schaffen. Das Fass ist bis jetzt mit einem Schwenkkopfverteiler verwendet worden. Kobler möchte auch künftig die Gülle selbst aufs Feld bringen, der Eigenbau sollte Kostenersparnisse und individuelle Anpassbarkeit bringen. Kobler und Stockinger konstruierten einen Anbaubock und einen Verteilerkörper. Ziel war, das Gewicht möglichst gering zu halten und den Schwerpunkt des Güllefasses so wenig wie möglich zu verschieben. Die Arbeitsbreite sollte bei mindestens zwölf Meter liegen und ein Strichabstand von 250 Millimeter (oder Twin Düsen 125 Millimeter) möglich sein.

Von der Feuerwehrpumpe zur Waschanlage

Eine alte Feuerwehrpumpe wurde zu einer mobilen Waschanlage umgebaut.

Eine alte Feuerwehrpumpe wurde im Rahmen der Diplomarbeit von Thomas Damberger und Samuel Haider so ausgebaut, dass sie durch die Frontzapfwelle eines Traktors mit einer Mindestleistung von 50 PS betrie­ben werden kann.

Zuerst wurde dafür von den beiden Diplo­manden ein fahrbares Gestell gebaut. Auf dieses Gestell wird die Pumpe aufgebaut und über einen Riemenantrieb die erforderliche Übersetzung realisiert. Zusätzlich hat das Gestell eine Aufhängung für den Saugschlauch und eine Verstaumöglichkeit für Schläuche und Strahlrohre.

Die fertige Pumpe dient nun der HTL Ried als mobile Waschanlage zur Reinigung von Arbeitsgeräten nach Praxistagen, etwa dem traditionellen Pflugtechniktag. Die Pumpe leistet 2000 Liter je Minute bei zehn bar Nennförderdruck.

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  • Bild1: htl ried/agrartechnik
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