Das Interview, das mein Vater anlässlich seines Rückzugs als Präsident des Roten Kreuzes gegeben hat, hat mich dazu bewegt, diesen Kommentar sehr persönlich zu gestalten. Er sagte: “Mir fällt auf, dass in der Gesellschaft ein kalter Egoismus immer mehr Platz greift. Jeder ist sich selbst am nächsten. Was der Andere macht, interessiert nur dann, wenn es einen stört. Wer an Werten festhält, ist niemals altmodisch. Eine werte-lose Gesellschaft ist eine wertlose Gesellschaft.” Besonders der letzte Satz hat mich berührt. Immer mehr bestimmt der Standort den Standpunkt. Auch in der Landwirtschaft ist ein Trend zum branchenspezifischen Egoismus klar erkennbar. Wollen wir als Land- und Forstwirtschaft die Herausforderungen meistern, braucht es wieder mehr “wir” und eine Bündelung der Kräfte sowie eine Rückbesinnung auf die christlich-sozialen Werte, die die Bauernschaft über Jahrhunderte stark und unabhängig gemacht haben. Wie sonst sollen wir mit den Widersprüchlichkeiten umgehen, die uns täglich fordern? Da unterzeichnet man Klimaschutzabkommen, und der Kanzler will die Förderung für die Energiegewinnung aus Biomasse streichen. Die Grünen fordern den Ausbau von Ökostrom, verhindern aber permanent den Bau von Anlagen aller Art. Alle wollen Waren aus aller Welt und in alle Welt, schließen aber Handelsabkommen von vornherein aus. Der Bauer soll wieder den Ochsen vor den Pflug spannen, aber die Lebensmittel dürfen nichts kosten. Der Handel will regionale Produkte, bringt aber durch den Preisdruck die Betriebe in Gefahr. Daher mein Appell: Seien wir Bauernbündler Vorbilder und Wertevermittler! Wer, wenn nicht wir?
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