Der Vater ist studierter Agrarwissenschaftler, hat sich bei der Bayerischen Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau auf den Hopfen spezialisiert, das „grüne Gold“ des Freistaates. Nebenher führt er einen kleinen Hof, gerade einmal 14 Hektar groß, mit Äckern und etwas Wald, die wenig abwerfen, aber zu seinem Leben gehören.
Maria dagegen ist längst von zu Hause weggezogen, vor 23 Jahren. Erst nach München, später hat sie in Berlin gelebt und mittlerweile seit sieben Jahren in Hamburg. Sie ist gelernte Hotelfachfrau, studierte nach einem nachgeholten Abitur Neurobiologie, absolvierte dann die Deutsche Journalistenschule. Heute ist sie Ressortleiterin bei der renommierten Wochenzeitung „Die Zeit“ in der Hansestadt. Der Anruf kam wie aus dem Nichts. Als ihr Vater sagte, dass er das Land, das er in der Hallertau bewirtschaftet, an sie und drei Geschwister übergeben möchte, war Maria alsbald klar: Sie muss ihr Erbe antreten. Doch wird sie diese Herausforderung stemmen können? In ihrem Buch „Großstadtbäuerin – Mein Vater, sein Land und ich“ erzählt sie, wie sie ihr Leben in der Metropole an der Elbe seit rund zwei Jahren mit der neuen Aufgabe unter einen Hut bringt. Denn ihren Brotberuf als Journalistin, auch ihr privates Umfeld wollte sie nicht aufgeben. „Ich liebe auch mein Leben in der Großstadt und den Job, den ich nur hier machen kann.“ Seitdem pendelt die Bäuerin im Nebenerwerb zwischen Hamburger Redaktionskonferenzen und Holledauer Hopfenstauden. „Zum Glück sind wir mit dem Zug in ein paar Stunden in Bayern, und wir fahren recht oft.“ Dort jongliert sie mit Laptop, Kettensäge und EU-Förderanträgen. Sie lernt vom Vater zu erkennen, wann der Weizen trocken genug ist zum Ernten und „wie man eine Motorsäge anschmeißt“. Sie kämpft aber auch mit in die Jahre gekommenen Landmaschinen, Schädlingen in Flur und Wald („fiese kleine Viecher“) und sieht sich konfrontiert mit der Agrarbürokratie („haufenweise Formulare“). Und fragt selbstkritisch: „Papa, kriang mia des hin?“ Der antwortet lapidar: „Des lernst schon…“.
Zeit-Redakteurin und gleichzeitig einen Hof zu bewirtschaften, als Großstadtbäuerin: Beides zu haben ist für Maria Rossbauer mittlerweile „ein großes Privileg, das weiß ich“. Und dass so manch eingesessener Landwirt ihre neue Rolle vielleicht belächelt oder gar verächtlich kommentiert, lässt Rossbauer kalt: Auch ihr Vater oder ihr Cousin, „der Georg“, seien „ja alles andere als das, was man sich unter ‚typischen‘ Bauern vorstellt“.
„Großstadtbäuerin: Mein Vater, sein Land und ich“, Maria Rossbauer, Verlag Rowohlt, 208 Seiten, 15,95 Euro. ISBN: 978-3-499-00738-5.
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