Pandemie hat bittere Folgen für viele Bauern

Die Agrarmarkt-Preise sind als Folge des Corona-Lockdowns erneut unter Druck geraten. Der Absatzrückgang, etwa bei Fleisch, Eiern oder bei Obst und Gemüse, ist massiv.

Direktor Paul Nemecek bei Mäster Hubert Karlinger und dessen Eltern Hermine und Franz.

Die zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie verhängten Einschränkungen im Außer-Haus-Verzehr treffen auch Niederösterreichs Landwirtschaft mit voller Wucht. Preisverfall und fehlender Absatz in der Gastronomie und im Export lassen Tausende Tierhalter in eine unsichere Zukunft blicken. „Die heimische Landwirtschaft ist ein verlässlicher Partner in der Krise. Aber jetzt kommt es zu schwerwiegenden Absatzproblemen und gewaltigen Preiseinbrüchen, beim Schweinefleisch etwa um 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr“, schlug NÖ Bauernbunddirektor Paul Nemecek bei einem Lokalaugenschein auf einem Hof in Wieselburg-Land Alarm.

„Die Preise waren das ganze Jahr schon tief, aber jetzt stürzen sie endgültig in den Keller“, bestätigte Schweinemäster Hubert Karlinger Nemeceks Warnung. Aktuell koste ein Kilogramm Schweinekotelett im Handel nur noch 6,99 Euro. Der Bauer bekommt für beste heimische Qualität dafür gerade einmal 1,30 Euro – oder noch weniger. Diese Produzentenpreise machen das Wirtschaften für die Schweinezüchter und -mäster auf Dauer nicht möglich. In weiterer Folge können sie nur mehr wenig in Maschinen oder gar in Neubauten investieren, was letztlich auch die Wirtschaft im ländlichen Raum schwächt.

Der Sog der fallenden Preise hat auch den Rindfleischmarkt erfasst. Rinderhalter Franz Refenner aus Bergland bestätigt, dass seit dem Frühjahr die gedrosselte Nachfrage nach Rindfleisch auf niedrigstem Niveau spürbar sei. „Nur Programmware war bis vor Kurzem noch einigermaßen gefragt. Alles andere, wie Kuhfleisch oder Nicht-AMA-Gütesiegel-Fleisch, ist preislich dramatisch verfallen“, so Refenner. Persönlich schmerzvoll sei es für ihn und für seine Berufskollegen, dass einerseits die Bauern wichtig für die Eigenversorgung mit Lebensmitteln seien, aber andererseits die Preise für ihre Produkte massiv verfallen.

Auch andere Produzenten berichten von einem bestenfalls ruhigen Absatz im Lebensmitteleinzelhandel. Dieser könne jedoch nicht den Ausfall der Gastronomie ausgleichen.

Mehr Konsumpatriotismus beim Einkauf, also etwa der Griff zu heimischen Erdäpfeln anstelle von Reis, wird jetzt von Ackerbauern gefordert.

Die derzeitige Tiefstpreisphase wirke sich auch auf den geplanten „Grünen Deal“ der EU aus, betont Nemecek. „Klar ist: wer rote Zahlen schreibt und in Existenzangst lebt, kann nicht noch ‚grüner‘ werden. Jetzt ist nicht die Zeit, strengere und damit teure Regelungen einzuführen, ohne den Bäuerinnen und Bauern eine klare Perspektive und damit Sicherheit zu bieten. Höchste Qualität und kleinster Preis passen nicht zusammen. Ebenso muss die Herkunft landwirtschaftlicher Erzeugnisse für die Konsumenten klar ersichtlich sein, um ihnen die Kaufentscheidung zu erleichtern“, stellte Nemecek klar. Von der EU forderte er rasch die „Inkraftsetzung von Krisenmechanismen, wie die Unterstützung von privater Lagerhaltung im Rinder- und Schweinefleischbereich, um damit den Druck auf den Fleischmarkt zu entlasten.

Zusätzlich braucht es auch eine konsequente Herkunftskennzeichnung für Lebensmittel mit dem AMA-Gütesiegel, und ein klares Bekenntnis beim Fleischeinkauf in öffentlichen Institutionen und Kantinen zu regionalen Lebensmitteln nach dem Vorbild Niederösterreichs. Nemecek: „Diese Maßnahmen wären auch im Regierungsprogramm verankert. Leider lässt die bundesweite Umsetzung weiter auf sich warten.“

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  • 09 02 47 20 NO: Franz Crepaz
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