„Das wachsende Klimabewusstsein bietet eine nie dagewesene Chance, um gemeinsam etwas für heimische Lebensmittel zu tun. Unsere Aufgabe ist es, die Konsumenten für heimische Lebensmittel zu begeistern und ihnen den Mehrwert zu vermitteln“, erklärte Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger, heute bei der formellen Übergabe des LARK-Vorsitzes an Salzburgs Landesrat Josef Schwaiger. Hiegelsberger verweist damit auf eines der zentralen Themen seines Vorsitzes: die Förderung von regionalen Lebensmitteln und deren Produzenten.

Mehr Regionalität am Teller

In der Corona-Krise wurde offensichtlich, dass eine funktionierende Lebensmittelproduktion auch entscheidend zur nationalen Sicherheit beiträgt. Trotzdem finden sich in den Regalen des heimischen Lebensmittelhandels viele Produkte aus fernen Ländern, die auch in Österreich hergestellt werden könnten. Vielen Menschen ist dabei nicht bewusst, dass viele Produkte im Ausland unter Bedingungen hergestellt werden, die in Österreich verboten sind. „Strengere Umweltauflagen für die heimischen Bäuerinnen und Bauern ohne entsprechend höhere Produktpreise verdrängen die heimische Lebensmittelerzeugung. In vielen Drittstaaten werden Lebensmittel unter wesentlich niedrigeren Umwelt- und Sozialstandards produziert und landen dann als Billigst-Lebensmittel auf unseren Tellern“, verdeutlicht Max Hiegelsberger die unrühmliche Situation. Eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung bei verarbeiteten Produkten und in der Gemeinschaftsverpflegung würde dem entgegenwirken.

Auf Initiative von Hiegelsberger einigten sich die Agrarreferenten Anfang Juni mit gutem Beispiel voran zu gehen. Ab sofort wird man sich im ganzen Bundesgebiet um mehr Regionalität in der öffentlichen Beschaffung bemühen. „Regionale Lebensmittelbeschaffung wird ein wesentlicher Baustein zur Sicherung der heimischen Lebensmittelproduktion sein. Als öffentlicher Sektor möchten wir unserer Vorbildwirkung nachkommen und alle Möglichkeiten zur Unterstützung regionaler Lieferanten ausschöpfen“, so Hiegelsberger.

Bestehende Maßnahmen für neues Geld

Einer der wichtigsten Punkte für Josef Schwaiger ist, der Landwirtschaft Planungssicherheit für die nächsten beiden Übergangsjahre zu geben. „Die neuen Richtlinien der EU-Kommission werden sich bis 2023 verzögern. Die Lösung sieht vor, dass die bestehenden Maßnahmen im Umweltprogramm übernommen werden, finanziert aber bereits aus dem mehrjährigen Finanzrahmen der EU-Kommission, der von 2021 bis 2027 gilt. Die Landwirte können noch im Herbst die Verlängerung beantragen. Was jedoch die Rahmenbedingungen für das zukünftige Investitionsprogramm für unsere bäuerlichen Betriebe betrifft, muss bis Herbst österreichintern abgestimmt werden“, erklärt Schwaiger. Er gehe jedoch davon aus, dass eine praktikable und vernünftige Übergangslösung für beide Jahre geschaffen wird.

Für die Zukunft wünscht sich Salzburgs Landesrat eine stärkere Unterstützung für ressourcenschonende Umbaumaßnahmen an bestehenden landwirtschaftlichen Gebäuden. “Diese sind meist mit weniger Bodenverbrauch und einem geringeren Einsatz von finanziellen Mitteln verbunden und leisten bezüglich Tierwohl und Arbeitserleichterung einen ebenso großen Schritt nach vorne“, betont Schwaiger.

Green Deal braucht Folgenabschätzung

Mit dem Green Deal und dessen “Vom Hof auf den Tisch”-Strategie (Farm to Fork) will die EU-Kommission das Agrar- und Lebensmittelsystem in Europa einem grundlegenden Wandel unterziehen.

In den Strategien zum Green Deal werden unter anderem Ziele zur Reduktion des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln um 50 Prozent, Düngemitteln um 20 Prozent und die generelle Reduktion der landwirtschaftlichen Nutzfläche genannt. Gleichzeitig soll aber die Ernährungssicherheit gewährleistet bleiben. „Es kann nicht sein, dass wir in Europa durch diese Strategie weniger Lebensmittel selbst produzieren können und wir dadurch importabhängiger von Übersee werden“, betont Hiegelsberger. 

Ein weiterer zentraler Punkt des „Green Deal“ ist, den Klimawandel zu bekämpfen und Europa bis 2050 zum weltweit ersten klimaneutralen Kontinent zu machen. „Mehr in den Fokus muss jedoch die Ernährungssicherheit rücken. Das steht derzeit beim Green Deal nicht im Vordergrund“, hebt Schwaiger hervor und er fügt hinzu: Einige Mitgliedsstaaten haben durch Biolandbau und Umweltprogramme bereits große Vorleistungen hin zu einer noch nachhaltigeren Land- und Forstwirtschaft unternommen. Diese müssen unbedingt durch die Kommission anerkannt und auch finanziell abgegolten werden. Während im Binnenmarkt die Standards erhöht werden, wird der Import aus Ländern mit deutlich niedrigeren Standards ermöglicht. Das gefährdet die Existenz der bäuerlichen Familien und drängt die europäische Agrarproduktion in Länder mit fragwürdigen Produktionsbedingungen.“

Eine Folgenabschätzung der „Farm to Fork“-Strategie für die Landwirtschaft sei daher dringend erforderlich, sind sich die beiden Agrar-Landesräte aus Salzburg und Oberösterreich einig.

Quelle: Land Salzburg/Melanie Hutter
Josef Schwaiger (r.) übergibt gemeinsam mit Salzburgs Landwirtschaftskammerpräsidenten Rupert Quehenberger regionalen Produkte der Marke “Salzburg schmeckt” an Max Hiegelsberger.

- Bildquellen -

  • Land Salzburg, Landesmedienzentrum: Land Salzburg/Melanie Hutter
  • Land Salzburg, Landesmedienzentrum: Land Salzburg/Melanie Hutter
- Werbung -
Vorheriger ArtikelElektrifiziert und dynamisch: Weltpremiere des neuen Tiguan
Nächster ArtikelRZO: Absatzsituation zufriedenstellend