Norbert Totschnig präsentiert Vision 2028+ mit 170 Maßnahmen

Für das Zukunftsbild für Österreichs Landwirtschaft und den ländlichen Raum braucht es klare agrarpolitische Perspektiven und Rahmenbedingungen, fordert der Landwirtschaftsminister.

Präsentation vor Journalisten in Schönbrunn: Totschnig, Penker, Plank

Vom Weinbau im Osten bis zu den Bergbauern in den Alpen, vom Ackerbau bis zur Tierproduktion, von Obst und Gemüse bis zu Sonderkulturen – die Landwirtschaft in Österreich ist laut dem für sie zuständigen Minister in der türkis-grünen Bundesregierung „stark, einzigartig und vielfältig“. Genauso vielfältig seien aber auch die Herausforderungen für die Bäuerinnen und Bauern. 

Laut Totschnig sind das „schwankende Preise, steigende gesellschaftliche Ansprüche, eine aktuell sinkende Zahlungsbereitschaft der Konsumenten für Lebensmittel, wachsende Bürokratie oder der Klimawandel“. Um all diesen Hürden zu begegnen, braucht es „klare agrarpolitische Perspektiven und Rahmenbedingungen“, betonte der Landwirtschaftsminister am Dienstag in der Orangerie von Schloss Schönbrunn bei der Präsentation der seit vergangenem Herbst im Zuge eines Strategieprozesses erarbeiteten „Vision 2028+“. 

3.000 Personen waren beteiligt 

Rund 3.000 Personen, darunter auch viele Landwirte, waren daran beteiligt, mehr als 170 Maßnahmen wurden erarbeitet. Der Weg hin zu einer zukunftsfähigen Landwirtschaft habe damit wieder „ein tragfähiges Fundament, auf dem politische Anstrengungen ausgerichtet werden können“, ist Totschnig überzeugt. Er werde noch vor dem Sommer eine Umsetzungsgruppe einrichten, welche die Maßnahmen in der Vision 2028+ auf allen Ebenen umsetzen soll.  

Richtschnur Ökosoziale Marktwirtschaft 

Leitbild für das Landwirtschaftsministerium sei und bleibe der bäuerliche Familienbetrieb. „Die ökosoziale Marktwirtschaft ist unsere Richtschnur. Damit wir auch in 20 Jahren noch eine wettbewerbsfähige, aktive Land- und Forstwirtschaft in einem vitalen, ländlichen Raum haben“, so Totschnig.

Totschnig: „Die Vison 2028+ ist ein tragfähiges  Fundament, auf dem politische Anstrengungen ausgerichtet werden können.“ 

Man wolle die Bäuerinnen und Bauern dabei unterstützen, künftig noch stärker unternehmerisch zu denken. Die Digitalisierung müsse nicht zur Senkung der Betriebskosten, sondern auch des Zeitaufwandes für Büroarbeiten führen. Und unser Fokus muss weiter auf natürlichen Qualitätslebensmitteln anstelle von künstlichen Produkten aus der Fabrik liegen. 

Marianne Penker vom Institut für nachhaltige Wirtschaftsentwicklung, BOKU, zeigte sich überzeugt, dass die Vision 2028+ den Bäuerinnen und Bauern langfristig Orientierung für ihre lebensnotwendige und kulturprägende Arbeit bieten wird. Sie freue sich, dass die Wissenschaft der in der erarbeiteten Strategie mit dazu beitragen konnte.

Und Josef Plank, Leiter des Projektteams der Vision2028+, kündigte an:
„Dynamische Zeiten verlangen ein Zukunftsbild, welches von möglichst vielen Gruppen getragen wird. Die Vision 2028+ wird in die Arbeit mit der neuen EU-Kommission einfließen und maßgeblich für die Verhandlungen zur neuen Gemeinsamen Agrarpolitik und für eine ökosoziale Ausrichtung des Green Deals sein.“ 

Plank: „Die Vision 2028+ wird in die Arbeit mit der neuen EU-Kommission einfließen und maßgeblich für die Verhandlungen zur neuen GAP und für eine ökosoziale Ausrichtung des Green Deals sein.“

Minister will Dialog mit der Gesellschaft stärken

Totschnig erklärte zur weiteren Vorgangsweise: „Die Vision 2028+ ist nicht das Ende eines umfangreichen Prozesses, sondern der Startschuss für die Umsetzung. Es gilt nun, keine Zeit zu verlieren.“ Allem voran will er den Dialog mit der Gesellschaft stärken. Das sei notwendig, denn mittlerweile würden 91 Prozent der Menschen auf preisgünstige Aktionen im Supermarkt zurückgreifen und gleichzeitig von der Landwirtschaft immer höhere Produktionsstandards, etwa betreffend Tierwohl, fordern. „Viele Konsumenten wünschen sich Lebensmittel mit höchster Qualität, aber zu Dumping-Preisen. Das geht sich nicht aus. Die Vision 2028+ zeigt eindeutig, was zu tun ist: den Dialog zwischen Landwirtschaft, dem Handel, den Konsumenten, den Medien und den NGOs zu verbessern.“

Der Prozess Vision 2028+ im Überblick

Für die Vision 2028+ bearbeiteten letztlich sieben Fokusgruppen die Bereiche Stärkung des Unternehmertums in der Landwirtschaft; Ausrichtung und Weiterentwicklung der agrarischen Qualitätsproduktion; Klima- und Umweltschutz und Klimawandelanpassung; Optionen der Wertschöpfung am Bauernhof; Zukunftsfähiger und resilienter ländlicher Raum – Bedürfnisse der Landwirtschaft; Chancen und Nutzen der Digitalisierung, Forschung und Innovation sowie Gesellschaftliche Wahrnehmung und Wertschätzung – Dialog mit der Gesellschaft.

Für den Österreichischen Bauernbund betonte Präsident Georg Strasser, mit der Vision 2028+ als Leitbild für die Weiterentwicklung von Landwirtschaft und ländlichem Raum habe Minister Totschnig den Grundstein für die politische Arbeit der nächsten Jahre gelegt. Strasser: „Die Ausrichtung unserer Agrarpolitik entscheidet darüber, wie die Situation auf den land- und forstwirtschaftlichen Betrieben in Österreich aussieht, vor allem aber auch, wie es den Familien auf diesen Betrieben geht. Wir setzen uns von Brüssel bis zur Gemeinde dafür ein, dass es weiterhin eine nachhaltige Landwirtschaft in einem vitalen ländlichen Raum gibt, in dem unsere bäuerlichen Familienbetriebe eine zentrale Rolle einnehmen. Die Vision 2028+ hilft uns, eine gute Zukunft in der Land- und Forstwirtschaft zu gestalten.“

Dass bei der Befragung zum Start des Visionsprozesses unter anderem 1.500 Bäuerinnen und Bauern als größte Hürden steigende Auflagen, Bürokratie und volatile Märkte ausgemacht haben, kommentiert Strasser so: „Wir wollen diesen Herausforderungen entschlossen begegnen und arbeiten laufend daran, die Rahmenbedingungen für ein erfolgreiches Wirtschaften in der Land- und Forstwirtschaft zu verbessern. Viele Anforderungen sind für die Betriebe allerdings nicht mehr verständlich.“ Auf EU-Ebene wurden Erleichterungen für die Bäuerinnen und Bauern in Aussicht gestellt und teilweise bereits umgesetzt. Strasser: „Wir werden weiter nicht müde uns dafür einzusetzen, dass die eigentliche Arbeit wieder mehr in den Vordergrund rückt: Mehr Landwirtschaft, weniger Zettelwirtschaft ist die Devise.“

Auch LK Österreich-Präsident Josef Moosbrugger begrüßt die Vision 2028+ mit konkreten Maßnahmen. Damit wurden „zentrale Eckpfeiler für die künftige Land- und Forstwirtschaft eingeschlagen“, so Moosbrugger.

Auch die Landwirtschaftskammern haben ihr Know-how in den verschiedenen Arbeitsgruppen eingebracht. „Das Gesamtergebnis kann sich sehen lassen und bietet auf 144 Seiten wertvolle Einblicke in Herausforderungen, Notwendigkeiten, aber auch Chancen und Abhilfemaßnahmen.“ Dass es nun rasch gehen soll und noch vor dem Sommer eine Umsetzungsgruppe eingesetzt werden soll, findet ebenfalls Moosbruggers Zustimmung: „Auch für den Umsetzungsprozess werden die Landwirtschaftskammern wieder gerne mit unserem Know-how zur Verfügung stehen.“

Die Land&Forst Betriebe beteiligten sich auch am Entwicklungsprozess der Vision 2028+ und unterstützen die darin definierten Eckpfeiler. Der Präsident der Land&Forst Betriebe, Konrad Mylius, betont: „Die Herausforderungen der heimischen Landbewirtschaftung sind zahlreich. Von den Konsumenten werden steigende Ansprüche an die landwirtschaftlichen Familienbetriebe gestellt, zudem müssen die zunehmende Bürokratie sowie die Auswirkungen des Klimawandels bewältigt werden. Die Vision 2028+ bildet nun vielfältige Möglichkeiten ab, um tatkräftig an den Herausforderungen zu arbeiten und eine zukunftsfähige Landbewirtschaftung zu gestalten. Als Land&Forst Betriebe begrüßen wir, dass die heimische Landwirtschaft in der Sicherung einer zukunftsfähigen Lebensgrundlage in dieser Form unterstützt wird!‘‘ 

Die Vision 2028+ und die daraus abgeleiteten 170 Maßnahmen im Detail:

Vision 2028+

- Bildquellen -

  • Vision 2028+: Hemerka/BML
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AUTORRed. BW
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