Es gab einen ausführlichen Erfahrungsaustausch zur derzeitig herausfordernden Situation mit Obmann und LK-Präsident Hermann Schultes, Direktorin Klaudia Tanner und Kammerdirektor Franz Raab. Überschattet war die Vorsprache vom dramatischem Frostereignis in einzelnen Regionen Österreichs. Drei Frostnächte Ende April verursachten in weiten Teilen Niederösterreichs zum Teil verheerende Schäden. In vielen Kulturen wird erst bei der Ernte das volle Schadensausmaß feststellbar sein. Deswegen hatten Präsident Hermann Schultes, Bauernbund Präsident Jakob Auer und Bundesminister Andrä Rupprechter kurzfristige Hilfsmaßnahmen gefordert. Die BauernZeitung hat darüber berichtet. Diese beinhalten beispielsweise:
- Das Öffnen des Katastrophenfonds für Frostschäden, welche nicht durch Versicherungen abgedeckt werden bzw. auch Hilfen für Betriebe, welche in der Existenz gefährdet sind.
- Die Einführung des steuerbegünstigten Grünen Agrardiesels, um die Konkurrenzfähigkeit gegenüber den EU-Mitgliedstaaten zu verbessern.
- Die Stundung von AIK-Raten bei Betrieben, welche von Frostschäden erheblich getroffen wurden.
- Und als zentrale Forderung, der Wegfall einer Quartalsrate der Sozialversicherung für alle Betriebe, um die Einkommen der landwirtschaftlichen Betriebe in dieser schwierigen Situation nicht zusätzlich zu belasten.
Maßnahmenpaket, das gefordert wird
Dieses kurzfristige Maßnahmenpaket wird gefordert, um die schwierige Situation für die bäuerlichen Familien zu entschärfen. Darüber hinaus werden viele Bauern durch Botschaften unterschiedlichster Interessensgruppen über die laufenden Verhandlungen zum Handelsabkommen zwischen EU und USA verunsichert. Im Gespräch über die nationalen und internationalen Entwicklungen verweist Präsident Schultes jedoch darauf, dass die Bedenken und Bedingungen der heimischen Land- und Forstwirtschaft unmissverständlich eingebracht wurden. Ein Handelsabkommen ist für Österreich nur dann vertretbar, wenn in den bäuerlichen Betrieben samt vor- und nachgelagerten Wirtschaftsbereichen Wertschöpfungspotenziale eröffnet und auch gleichzeitig die Besonderheiten der heimischen Land- und Forstwirtschaft geschützt werden. Ob es überhaupt zu einem Ergebnis kommt, dem die bäuerliche Vertretung zustimmen kann, ist derzeit mehr als offen. Die landwirtschaftliche Interessenvertretung wird ihre Beding-ungen für eine Zustimmung weiterhin klar transportieren. Die Option allerdings, sich an den Verhandlungen nicht zu beteiligen, ist angesichts der Marktlage in der EU nicht zu verantworten. Geschäftsführer österreichischer Molkereien weisen darauf hin, dass der US-Markt zu guten Preisen für EU-Milchprodukte aufnahmefähig wäre. Die konkreten ausverhandelnden Ergebnisse, falls sie zustande gekommen sind, sind vom EU-Rat einstimmig zu genehmigen und vom EU-Parlament zu beschließen. Da es sich hier um ein sogenanntes gemischtes Abkommen handelt, ist darüber hinaus eine Ratifizierung auch durch das österreichische Parlament notwendig. Die agrarischen Abgeordneten werden hier besonders auf die Interessen der Land- und Forstwirtschaft achten. Ein großes Anliegen ist den Bauernbund-Funktionären die Kennzeichnung der Herkunft gegenüber dem Konsumenten. Die hochwertigen heimischen Lebensmittel sind sowohl im Handel als auch in der Kantinenverpflegung klar zu kennzeichnen. Die Initiativen über Kennzeichnung von Fleisch und Eiern, wie bereits in der Schweiz üblich, werden von den Funktionären tatkräftig unterstützt. Da bereits über 2,5 Millionen Mittagessen täglich außer Haus verzehrt werden, wird die Herkunftskennzeichnung für eine bewusste Entscheidung als sehr wichtig erachtet. Die Marktmacht von drei Einzelhandelsunternehmen in Österreich stellt für die vielen bäuerlichen Betriebe und ihre Vermarktungspartner eine große Herausforderung dar. Leider decken sich die Presseaussagen oftmals nicht mit dem täglichen Handeln der Verantwortlichen. Gerade Spar wurde erst kürzlich wegen verbotener Methoden beim Einkauf von Milchprodukten zu 30 Millionen Euro Strafe verurteilt. Der Zusammenhalt und die Weiterentwicklung der Genossenschaften werden als tägliche Herausforderung gesehen. Mit den eingeleitenden Maßnahmen und im Zusammenspiel mit den Genossenschaft setzen man darauf, dass wieder mehr Wertschöpfung für die Bäuerinnen und Bauern erreicht wird, hieß es.