In Österreich wurde heuer auf rund 26.550 Hektar Winterkörnerraps geerntet. Damit war die Rapsfläche um gut 1.700 Hektar kleiner als im Jahr zuvor. Binnen zehn Jahren hat sich der Anbau in Österreich sogar halbiert. Durch den Wegfall zahlreicher Wirkstoffe und die notwendigerweise intensive Bestandsführung entwickelt sich Winterraps mehr und mehr zu einer Kultur für Profis.
Das zeigte sich auch im heurigen Erntejahr. Nach einem zu trockenen Winter gab es erst Ende März ausreichende Niederschläge in den Rapsanbaugebieten. Die (zu) kühle Witterung im April bremste jedoch das Wachstum der Rapspflanzen noch vor der Blüte. Zwar ließen die ergiebigen Regenmengen ab Mitte Mai die Rapsbestände mit etwas Verspätung noch üppig entwickeln, die Erträge im östlichen Trockengebiet fielen mit rund 2,8 Tonnen/Hektar aber letztlich nur durchschnittlich aus, mit regional je nach Witterungsverlauf erheblichen Unterschieden. Die tiefen Rapspreise dämpften die Stimmung der Landwirte gegen Ende der Raps-Ernte im Land.
Tipps für den Anbau
Nichtsdestotrotz: Für einen guten Start in die neue Rapssaison gilt es, einen gleichmäßigen Feldaufgang zu erzielen. Dazu ist besonders in Ostösterreich zur Aussaat in den kommenden Wochen auf eine wassersparende Bodenbearbeitung zu achten. Der Anbautermin sollte sich eher nach den Witterungsbedingungen als nach dem üblichen Kalendertermin richten. Hybridsorten erleichtern durch ihr breiteres Aussaatfenster die Entscheidung.
Zum Aufgang gilt es auch die Entwicklung des Rapserdflohs genau zu beobachten. Ein insektizider Saatgutschutz hilft, Schäden zu minimieren.
Die weitere Bekämpfung ist anzusetzen, bevor sich dessen Larven in die Blattstiele einbohren, da diese bis zum Frühjahr aktiv bleiben und den Vegetationskegel erheblich schädigen. Befallene Pflanzen reagieren mit dem Austrieb der seitlichen Adventivknospen. Ein verspäteter, ungleichmäßiger Blühverlauf und Ertragseinbußen sind die Folge. Gute Dienste bei der Beobachtung des Rapserdflohs leistet der Pflanzenschutzwarndienst der Landwirtschaftskammer. In den Wertprüfungsversuchen der AGES wurde heuer im östlichen Trockengebiet außerdem ein Spätbefall von Phoma (Phoma lingam) festgestellt. Das Auftreten wurde teilweise durch Larvenfraß von Rüsselkäferarten gefördert.
In niederschlagsreicheren Regionen sind oft Schnecken ein Problem. Um Schäden bestmöglich zu minimieren, sollte in Befallsgebieten unmittelbar bis wenige Tage nach der Saat eine Behandlung mit dafür registrierten Molluskiziden durchgeführt werden. Zugelassene Mittel sind dem Pflanzenschutzmittelregister des Bundesamts für Ernährungssicherheit (BAES) zu entnehmen.
Raps braucht Schwefel
Im Raps ist auf eine ausreichende Versorgung mit Schwefel zu achten. Dieser verbessert unter anderem die Stickstoffaufnahme. Zu Vegetationsbeginn im Frühjahr wird gemäß sachgerechter Düngung eine Schwefeldüngung von rund 30 bis eher 50 kg Schwefel je Hektar empfohlen. Typisch für Schwefelmangel sind fahlgelbe Blütenblätter und in Folge die violette Verfärbung an Trieben und Blätter sowie verkümmerte Schoten. Die Rapspflanzen zeigen Symptome allerdings erst zu spät für eine Korrekturdüngung.
Die beste Sorte finden
Quelle: RiepplDie Rapsprüfung und die Sortenbeschreibung sind nach Sorten- und Wuchstyp wie folgt gegliedert: Hybridsorten herkömmlichen Wuchstyps, Halbzwerghybride und Liniensorten. In Tabelle 1 sind alle verfügbaren Sorten mit ihren jeweiligen Eigenschaften gelistet, wobei APS 1 für eine sehr niedrige, geringe, frühe oder kurze Ausprägung steht, APS 9 hingegen bedeutet eine sehr hohe, starke, späte oder lange Charakteristik. Auch sind die Leistungseigenschaften neuer und bewährter Rapssorten getrennt nach Trockengebiet und Übergangslagen in den einzelnen Segmenten angeführt. Bei der Betrachtung über einzelne Regionen hinaus sind die je nach Anbaugebiet und Sortiment unterschiedlichen Durchschnittsernten als Bezugsbasis für die relative Ertragsleistung zu beachten.
Hybriden im Trend
Quelle: RiepplBei den Hybridsorten herkömmlichen Wuchstyps kommen jährlich neue leistungsstarke Sorten auf den Markt. 2022 wurde mit LG Austin eine Sorte neu registriert. Zum heurigen Sommerzulassungstermin stehen weitere vier Hybride für eine mögliche Registrierung zur Debatte. Aktuelle Sorteninformationen können jederzeit online auf der Website der BAES eingesehen werden.
LG Austin besticht durch seinen hohen Kornertrag, gepaart mit einem hohen Ölgehalt in allen Anbaugebieten. Die frühblühende Sorte zeigt eine mittlere Abreife, einen hohen Wuchs und eine mittlere Lagerneigung. Hinzuweisen ist auf deren mittlere Anfälligkeit für Sclerotinia und Phoma (APS 5).
DK Excited mit mittelspäter Reife überzeugt durch sehr hohe Kornerträge. Mit seinem hohen Ölgehalt liegt er noch deutlicher voran. Die langwüchsige und mittel standfeste Sorte wird von Sclerotinia nur sehr gering bis gering befallen (APS 2).
LG Apollonia ist mittelspät reifend und überzeugte wiederholt im Trockengebiet durch hohe Korn- und Ölerträge bei mittleren Leistungen im Feuchtgebiet. Die Sorte ist trotz des hohen Wuchses gut standfest. Positiv hervorzuheben ist die geringe Anfälligkeit für Sclerotinia (APS 2) und Phoma (APS 3).
LG Auckland mit später Abreife erreicht überall deutliche Mehrerträge. Gepaart mit dem hohen Ölgehalt liegt LG Auckland im Ölertrag ebenso im Spitzenfeld. Der Hybrid ist langwüchsig und mittel standfest. Die Anfälligkeit für Sclerotinia und Phoma ist gering bis mittel (APS 4).
Ambassador bringt in beiden Anbaugebieten mittlere bis leicht überdurchschnittliche Kornerträge. Mittelhoher Wuchs und mittelgute Standfestigkeit zeichnen die Sorte aus.
Architect erreicht mittlere Korn- und Ölerträge bei mittlerer Abreife und ist hochwüchsig bei guter Standfestigkeit, auf die Phoma-Anfälligkeit (APS 5) ist hinzuweisen.
Artemis überzeugt mit leicht überdurchschnittlichen Erträgen, hohem Ölgehalt, mittelguter Standfestigkeit bei hohem Wuchs und geringer Sclerotinia-Anfälligkeit (APS 3).
Bewährte Liniensorten und Halbzwerge
Bei den Halbzwerghybriden und Liniensorten gab es 2022 keine Sortenwertprüfung und keine Neuzulassungen. Unter den Halbzwerghybriden mit ihrem kompakten Wuchs und hoher Standfestigkeit erzielte PX133 den höchsten Kornertrag in Feuchtlagen, sein Glucosinolatgehalt ist sehr niedrig, die Widerstandsfähigkeit gegenüber Sclerotinia und Phoma (APS 6) ist jedoch zu beachten.
PX128 und PX131, beide später reifend, bringen mittlere Korn- und Ölerträge bei geringerer Krankheitsanfälligkeit. Halbzwerghybriden blieben bei Frühsommertrockenheit ertraglich insgesamt meist unter den Erwartungen.
Liniensorten nehmen in Österreich in ihrer Anbaubedeutung weiter ab. Von den gelisteten Sorten werden vom Saatguthandel Harry, Jeremy und Randy angeboten. Alle drei Sorten zeichnet eine gute Frühjahrsentwicklung und ein früher Blühbeginn aus. Randy bleibt im Wuchs kürzer, reift mittelfrüh bei mittleren Erträgen. Jeremy mit mittlerer Reife und mittlerem Wuchs liegt ertraglich voran, sein Glucosinolatgehalt ist niedrig. Harry reift bei mittlerem Wuchs mittelfrüh bei mittleren Erträgen.
www.baes.gv.at
Zum Autor: Ing. Josef Rieppl ist am Institut für Nachhaltige Pflanzenproduktion der AGES Wien tätig.
- Bildquellen -
- Beschreibende Sortenliste: Rieppl
- Erträge: Rieppl
- Feldaufgang Raps: agrarfoto.com