Nach einer Übergangszeit von zwei Jahren wird Neuseeland den Lebendexport von Nutztieren per Schiff ab 2023 komplett verbieten. „Im Mittelpunkt unserer Entscheidung steht die Wahrung des Rufs Neuseelands als Nation für hohe Tierschutzstandards. Wir müssen in einer Welt, in welcher der Tierschutz zunehmend unter die Lupe genommen wird, immer einen Schritt voraus sein“, erklärte Landwirtschaftsminister Damien O‘Connor.
Umdenken nach Drama
Nach dem Untergang eines Tiertransportschiffes auf dem Weg nach China im September 2020, bei dem 41 Seeleute und rund 5.800 Kühe und ums Leben kamen, hat Neuseeland eine Überprüfung der Lebendausfuhr eingeleitet, deren Ergebnis nun das Auslaufen dieses Transports ist. Betroffen davon sind die Exporte von Kalbinnen und Milchkühen, die vor allem nach China geliefert werden. Die Lebendausfuhr von Schafen, Ziegen und Schlachtrindern ist bereits untersagt. Zwar dürfen Nutz- und Zuchttiere noch auf dem Luftweg transportiert werden, doch das rechnet sich in der Regel nicht. Auch die mangelnde Kontrolle des Tierwohls im Zielland sei ein Problem.
Vielmehr will O‘Connor den Handel mit Genetik und Sperma ankurbeln. „Diese Entscheidung wird einige Landwirte, Exporteure und Importeure hart treffen“, räumte der Minister ein. Allerdings machen die Lebendexporte nur 0,2 % der neuseeländischen Agrarexporterlöse aus. Per Schiff exportiert wurden Kühe aus Neuseeland seit 2015, im vergangenen Jahr erreichte man einen Höchststand von 113.000 Tieren, gut 100.000 gingen in die Volksrepublik. Die Erlöse daraus betrugen umgerechnet knapp 150 Millionen Euro.
Tierschutzorganisationen fordern nun ein ähnliches Verbot von Australien. Der Agrarminister von „Down under“, David Littleproud, erteilte diesen aber bereits eine Absage. Man hege keine Pläne für einen Stopp der Lebendexporte. Auch in Europa wurden Rufe laut, Tiertransporte in Drittstaaten per Schiff ebenfalls zu verbieten – darunter von Simone Schmiedtbauer, Bauernbund-Abgeordnete im EU-Parlament.
Schlachtviehtransporte in Drittstaaten beenden
Im Untersuchungsausschuss des EU-Parlaments zu Tiertransporten sprach sich Simone Schmiedtbauer entschieden gegen Tiertransporte auf Langstrecken aus. Die EU-Abgeordnete betonte dabei unmissverständlich: „Meine Erwartungen an den Sonderausschuss liegen auf der Hand: EU-Schlachttiertransporte in Drittstaaten müssen endlich aufhören, vor allem wenn diese Tausende Kilometer weit entfernt sind.“ Zusätzlich müssten lokale Aufzucht und Schlachtung gefördert und so weit als möglich zum Standard werden. Damit einhergehend brauche es europaweit einheitliche Überprüfungs- und Sanktionsmechanismen, um die bereits bestehenden EU-Standards durchzusetzen. „Österreich hat hier Vorbildwirkung. Auf europäischer Ebene gibt es Aufholbedarf“, erklärte Schmiedtbauer. Es könne nicht sein, dass die EU-Vorschriften in den Mitgliedstaaten unterschiedlich streng umgesetzt werden. „Bei Tiertransporten darf es keinen Unterbietungswettbewerb beim Tierwohl und den Kontrollen geben.“ Der aktuelle „Abfertigungsbasar“ sei nicht weiter hinnehmbar, beklagt Schmiedtbauer.
Bernhard Weber