Der neue 600 Vario besticht durch Übersicht und Wendigkeit.
Die Kabine gibt mit dem 12-Zoll-Bildschirm und dem bekannten Multifunktionshebel keine Rätsel auf.

Auf einem Betrieb im deutschen Baden-Württemberg zeigte die bayerische Traditionsmarke Fendt ihre neuesten Innovationen vor Journalisten. Besonders spannend: Mit der Eröffnung der Weltleitmesse für Agrartechnik in Hannover komplettiert Fendt sein Portfolio an Vario- Traktoren. Gelingen soll das mit der neuen 600-Vario-Baureihe, welche künftig das stückzahlenstarke Leistungssegment von 149 bis 210 PS abdeckt und die Lücke zwischen 516 Vario und 720 Vario Gen7 schließt.

 

Neues Fahrgefühl

Vier Modelle laufen ab Sommer nächsten Jahres in Marktoberdorf vom Band. Alle (614, 616, 618 sowie 620 Vario) sind mit einem komplett neu entwickelten Vier- Zylinder-AGCO-Power-Motor mit fünf Litern Hubraum ausgestattet und bringen dank Fendt DynamicPerformance geschwindigkeitsunabhängig bis zu 15 PS Mehrleistung an der Zapfwelle. Bei der Abgasnachbehandlung verzichtet Fendt auf eine Rückführung und erreicht mit Dieselpartikelfilter und Oxidationskatalysator die Abgasstufe V. Besonders stolz sind die AGCO-Ingenieure auf den geringen Wartungsbedarf der neuen Motoren.

Vom Fahrersitz aus sieht man ohne Verrenkungen auf die Unterlenker. Auch die Sicht nach vorn gefällt.

Das leidige 50-Stunden-Service entfällt völlig, der erste Motorölwechsel wird erst nach 500 Stunden fällig. Für den Fahrer deutlich spürbar ist der neue einstufige Antriebsstrang „VarioDrive“. Im Getriebe wird kontinuierlich der Schlupf an allen vier Rädern gemessen, die Kraftzufuhr wird vollautomatisch reguliert. Bei Kurvenfahrten bemerken deshalb selbst eingefleischte Fendt-Piloten einen Unterschied. Der „Pull-in-turn“-Effekt zieht den Traktor förmlich um die Kurve. Damit ergibt sich ein Wendekreis von nur gut 10 Metern.

Scheibenheizung und Reifendruckregelanlage

Auffällig ist auch das Niedrigdrehzahlkonzept des neuen Vario. So erreicht der getestete 620 Vario seine Höchstgeschwindigkeit von 50 Kilometern pro Stunde schon bei 1.250 Umdrehungen pro Minute, die Nenndrehzahl liegt laut Werksangaben bei nur 1.900 Umdrehungen. Bei der Kabine setzt Fendt auf die schon bekannte „Visio- Plus“, welche wie bei den anderen Stufenlos- Schwestern durch gute Rundumsicht und leichte Bedienbarkeit besticht. Durch eine um wenige Zentimeter schräger abfallende Motorhaube als bei den größeren Varios wirkt der Blick nach vorn noch etwas freier. Als Zuckerl liefert Fendt ihre 600er optional auch mit einer Scheibenheizung sowie steinschlagsicherer Scheibe aus. Weitere Sonderausstattungen wären eine vollständig innen liegende Reifendruckregelanlage, welche ein Bar in fünf Minuten leistet, sowie die neue Frontlader- Serie Cargo 5.90, welche durch praktische Details wie Werkzeugmontage und Wiegeeinrichtung in jeder möglichen Position besticht.

Ohne Abgase in Spezialkulturen

Der vollelektrische e100V Vario soll nächstes Jahr in Serie gehen.

Landwirten mit eigener Stromerzeugung will Fendt ab dem vierten Quartal 2024 eine neue Zugkraftalternative anbieten. Mit dem Fendt e100 V Vario wird auf der Agritechnica ein batterieelektrischer Schmalspurtraktor für den Obst- und Weinbau vorgestellt. Die Maschine leistet 68 PS und bringt um nur 150 Kilogramm mehr als ihr Verbrenner- Pendant auf die Waage. Die Akkukapazität beträgt 100 Kilowattstunden, was Fendt-Angaben zufolge genug für vier bis sieben Stunden Arbeit im Teillastbereich sein soll. Geladen kann der Schmalspurschlepper sowohl über den auch bei E-Autos gebräuchlichen Typ-2-Stecker sowie über 32-Ampere- Industriesteckdosen werden. Für eine Vollaufladung benötigt der Traktor fünf Stunden, eine Schnellladung auf 80 Prozent kann binnen 45 Minuten erfolgen.

Kompatibel mit gängiger Technik

In der Kabine des Elektro-Traktors findet man sich schnell zurecht.

Beim Fahren selbst merken Anwender keinen Unterschied zur Verbrenner- Variante. Der Elektro-Vario kommt mit ausreichend Leistung daher und ist mit allen Anbaugeräten kompatibel. Einzig der vollständig verbaute Motorraum ist für eingefleischte Traktorfahrer etwas gewöhnungsbedürftig. Wer hierzulande Interesse am e 100 Vario hat, muss sich noch etwas gedulden. Fendt plant eine Markteinführung zunächst nur in Deutschland, Norwegen und den Niederlanden.

- Bildquellen -

  • Fendt Vario600: BZ/Wieltsch
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AUTORClemens Wieltsch
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