Die Jagd wurde in Zeiten der Pandemie – genauso wie die Land- und Forstwirtschaft – als systemrelevant eingestuft. „Das haben wir nicht nur als Privileg sondern auch als Arbeitsauftrag gesehen“, betonte Landesjägermeister Herbert Sieghartsleitner im Zuge des zweiten Hohenbrunner Journalistengesprächs. Denn immerhin habe man mit den Abschussplänen einen gesetzlichen Auftrag zu erfüllen.
Abschusszahlen: Rückgänge bei Rot- und Schwarzwild
Während beim Reh, der Hauptwildart in Oberösterreich, der Abschuss um ein Prozent erhöht werden konnte, gab es beim Rotwild Rückgänge im Ausmaß von 15 Prozent zu verzeichnen. Zurückzuführen sei dies auf das Buchenmastjahr, durch welches die Jagd auf Rotwild erschwert wurde. Ebenso wurden im vergangenen Jagdjahr weniger Feldhasen (–30 %) erlegt, da coronabedingt weniger Treibjagden stattfinden konnten. Ebenso rückläufig waren die Abschusszahlen beim Schwarzwild. „Die rasant zunehmenden Bestände sind besorgniserregend, da die Tiere große Schäden in der Landwirtschaft verursachen und eine Gefahr im Hinblick auf die sich in Europa ausbreitende Afrikanische Schweinepest darstellen“, so Sieghartsleitner der kritisiert, dass die Bejagung des Schwarzwildes im Nationalpark Kalkalpen auf Grund des aktuellen Management-Plans nicht erlaubt ist. Hier brauche es dringend Korrekturen.
Jägerschaft fordert eine ökologische Raumplanung
Doch nicht nur der Siegeszug der wilden Sau bereitet den heimischen Jägern Sorgen, sondern auch der Blick in höher gelegene Naturlagen im Land ob der Enns. Egal, ob Klimawandel oder Freizeitverhalten – die Auswirkungen auf die Wildtierpopulationen seien von großer Bedeutung. Augenscheinlich werde das am Beispiel der Gämse: „Diese Wildart ist besonders davon betroffen, da es nicht in noch höhere Gebiete ausweichen kann. Das Wildbretgewicht ist in den letzten 20 Jahren um drei bis vier Kilo gesunken“, erklärte Christopher Böck, Wildbiologe und Geschäftsführer des Landesjagdverbandes.
Gefordert wird daher eine ökologische Raumplanung, wie es sie in anderen Bundesländern gibt und mit denen bereits Verbesserungen erzielt werden konnten. „Es geht darum, die Interessen aller Raumnutzer und ihre Ansprüche in der Natur zu koordinieren. Die Natur wird nicht mehr, aber es gibt mehr Nutzer. Das spüren die Wildtiere besonders“, so Sieghartsleitner, der in diesem Zusammenhang aber betont niemanden aus der Natur aussperren zu wollen. Ohne Regelwerke, die aber auch Verzicht bedeuten, werde es jedoch laut dem obersten Jäger im Land nicht funktionieren.
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- Wildschweine: OÖLJV