Mehr Anforderungen, weniger Einkommen: Stalltür bleibt zu

Oberösterreichs Bäuerinnen nehmen den jährlichen Weltmilchtag am 1. Juni zum Anlass, um Konsumenten aufzuklären und Bewusstsein zu schaffen für den Wert regionaler Lebensmittel.

Sie informierten zum Thema Milchwirtschaft: Wolfgang Wallner, Johannes Riener, Johanna Haider, Angelika Winzig, Michaela Langer-Weninger, Landwirt Martin Biberauer, Renate Weissengruber (v.l.)

Johannes Riener aus Altenberg ist Milchbauer und als solcher „24/7“, wie er es nennt, für seine Tiere da. Das habe sich auch durch den Melkroboter, den er seit dem Vorjahr besitzt, nicht geändert. „Die Arbeit verlagert sich aber etwas, und wir sind nun flexibler“, erklärt Riener. Am vergangenen Montag wich er von seiner täglichen Arbeitsroutine etwas ab: Sein Hof war Schauplatz einer Pressekonferenz des OÖ Bauernbundes zum Weltmilchtag. Politik und bäuerliche Funktionäre brachten den anwesenden Medienvertretern die Bedeutung der heimischen Milchwirtschaft für die gesamte Gesellschaft näher. 

„Oberösterreich ist das wichtigste Milchbundesland in Österreich.“ Michaela Langer-Weninger

„Ohne Landwirtschaft und Tierhaltung wäre diese Kulturlandschaft nicht möglich“, so Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger beim Blick von der Terrasse des Hofes, der sich in einer wahren Aussichtslage befindet.  Riener ist einer von 5580 Milchproduzenten in Oberösterreich, das ein Drittel der gesamtösterreichischen Milchmenge anliefert.

Während auf europäischer Ebene in den vergangenen Jahren die Milchviehbetriebe um 16 Prozent weniger geworden sind, betrug der Rückgang in Österreich neun Prozent. Die Prognosen sind nicht rosig: Europaweit könnten es in den nächsten Jahren bis zu einem Fünftel weniger werden, weiß Langer-Weninger. Aufgrund dieser Herausforderung sei die Politik auf allen Ebenen gefordert und in enger Abstimmung. „Das Ausmaß dieser Vorhersage wird auch von den politischen Entscheidungen auf EU-Ebene abhängen“, so Langer-Weninger.

Bedingungen zählen

Stetig steigenden Anforderungen im Umwelt- und Tierwohlbereich einhergehend mit zu geringen Einkommen veranlasse Milchbäuerinnen und Milchbauern, ihre Stalltüren für immer zuzusperren. „Jeder Betrieb ist einer zu viel. Der OÖ Bauernbund als größte agrarpolitische Interessenvertretung setzt sich für gute landwirtschaftliche Rahmenbedingungen ein“, so Langer-Weninger. 

„Die Inflationsanpassung der GAP-Mittel ist eine wichtige Maßnahme. Nur so können wir gewährleisten, dass unsere Bäuerinnen und Bauern auch weiterhin hochwertige Lebensmittel produzieren können, ohne finanziell unter Druck zu geraten“, betont Angelika Winzig, ÖVP-Delegatiosleiterin im Europaparlament. Auch die Entbürokratisierung sei ein heißes Thema, so Winzig, die darauf pocht, „dass Praxisfernes wieder aufgelöst wird“. Bäuerinnen und Bauern sollten sich auf die Landwirtschaft konzentrieren können, ohne in der „Zettelwirtschaft“ unterzugehen.

Oberösterreichs Bäuerinnen informieren jedes Jahr rund um den Weltmilchtag über die Vorteile lokaler Milchwirtschaft. „Jeder Griff zu einem heimischen Produkt unterstützt die Landwirtschaft, das müssen wir den Konsumenten immer wieder klar machen“, sagt Landesbäuerin Johanna Haider. Altenbergs Ortsbäuerin Renate Weissengruber verweist auf das AMA-Gütesiegel. Eigenmarken des Lebensmitteleinzelhandels hingegen würden bäuerliche Betriebe bedrängen.

Milchproduktionen in Zahlen

Jeder dritte Liter Milch kommt aus OÖ. Aktuell gibt es in Oberösterreich 5581 Milchproduzenten, die ihre Produkte an Molkereien und Käsereien liefern, um 259 weniger als ein Jahr davor. Von österreichweit etwa 543.000 Milchkühen stehen 169.000 im Land ob der Enns, das ergibt im Schnitt 30 Milchkühe pro Stall. Auf 780 oberösterreichischen Betrieben ist bereits ein Melkroboter im Einsatz.

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  • DSC 8111: BZ/Cacha
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AUTORGabi Cacha
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