Mayr: „Müssen EU-Auflagen neu bewerten“

LK-Vizepräsident Lorenz Mayr über befürchtete Folgen des Kriegs auf die Agrarmärkte und warum Teile des Green Deals nun überdacht werden müssen.

Lorenz Mayr: „Die Agrarpolitik der EU-Kommission muss nachgeschärft werden.“

Der Ukraine-Krieg markiert einen Wendepunkt für Europa, ist LK NÖ-Vize­präsident Lorenz Mayr überzeugt. Die Versorgung mit ausreichend Nahrungsmitteln in Österreich sei zwar durch die heimische Landwirtschaft gesichert. „Unsere landwirtschaftlichen Betriebe mit ihren vielfältigen Produktionsarten und regionalen Kreisläufen sind ein Garant für Krisen­stabilität und Nachhaltigkeit“, sagt Mayr. Weil aber die beiden kriegführenden Länder Russland und Ukraine wichtige Weizen-Exportländer sind, wird auch mit massiven Auswirkungen auf die weltweite Versorgung und damit auch auf die Entwicklung des EU-Getreidemarktes gerechnet. Direkt betroffen werden Österreich und die EU etwa bei der Versorgung mit Raps- und Sonnen­blumen sein. Um eine sichere Versorgung mit Kulturen wie diesen zu gewährleisten, dafür bedarf es seitens der EU-Agrarpolitik jetzt einiger Nachschärfungen, fordert Mayr.

„Mit dem Green Deal wurden ambitionierte Ziele wie die Biodiversitätsförderung und Reduzierung von Nährstoffverlusten, geschaffen. Wird jedoch damit die Produktion verringert, steigt die Importabhängigkeit und Lebensmittel würden dadurch teurer.“

Eine weitere Bedrohung für die Produktionssicherheit sei die vorgesehene Halbierung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln bis zum Jahr 2030. Klar müsse der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sorgsam erfolgen, so Mayr. „Moderne Landtechnik und die hohen Zulassungsstandards in der EU garantieren aber hohe Sicherheits­standards beim Einsatz von Pflanzenschutzmittel.“ Weiters würden chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel laut Statistik einen Rückgang verzeichnen. Eine Reduzierung derzeit noch verfügbarerer Pflanzenschutzmittel ohne Alternativen dazu hätte aufgrund des Klimawandels und dem dadurch vermehrten Auftreten neuer Schädlinge dagegen sehr negative Auswirkungen auf die heimische Versorgungssicherung. Mayr: „Das kann durch die Anbau- und letztlich Flächenverluste bei Raps in ganz Europa belegt werden.“ Um Österreichs Ölsaatenproduktion zu erhöhen, brauche es die Zulassung etwa entsprechender Beizmittel für Raps. Der Pflanzenschutz ist in seiner Gesamtheit auf wissenschaftlicher Basis weiterzuentwickeln, fordert der Agrarpolitiker.

Ebenso sei der Vorschlag der EU-Kommission, die pauschale Reduktion von Handels­dünger um mindestens 20 Prozent bis 2030, neu zu bewerten. Eine solche hätte negative Auswirkungen auf die Flächenproduktivität, steigere den Import­bedarf sowie die Abhängigkeit von anderen, fernen Ländern und geht zudem zu Lasten des Klimaschutzes. „Darüber hinaus nimmt der Nährstoff­eintrag über Mineraldünger seit vielen Jahren kontinuierlich ab“, sagt Mayr. So sei hierzulande der Einsatz von Stickstoff­dünger seit 2015 um rund 20 Prozent reduziert worden.

Ein wichtiges Thema ist für den Landwirt aus dem Raum Stockerau auch die wassersparende Bewirtschaftung der Felder. Er fordert den weiteren Ausbau der Bewässerungs­infrastruktur, um Wasser für landwirtschaftliche Kulturen verfügbar zu machen. „Eine wettbewerbsfähige, multifunktionale und flächendeckende Landwirtschaft in Österreich ist ohne frisches Nass unmöglich.“

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  • 12 02 11 22 NO: LK NÖ/Philipp Monihart
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AUTORRed. ML
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