Kommentar von Bernhard Weber,
Chefredakteur.
Montag, kurz nach 9 Uhr: Norbert Totschnig nippt in meinem Redaktionsbüro an seinem vermutlich dritten Espresso zu dieser Zeit; es folgt ein kurzer Themenabgleich für diese Woche. Fünf Minuten später steht er erneut in der Tür. Medien melden: „Um 11 Uhr persönlichen Erklärung von Elisabeth Köstinger.“ Die Formulierung steht neuerdings für den Rückzug aus politischen Ämtern und verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Noch bevor die Ministerin eineinhalb Stunden später vor die Kameras und Mikrofone trat, zirkuliert der Name Totschnig bereits unter Brancheninsidern als deren Nachfolger. Auch Bundeskanzler Nehammer hat den gebürtigen Osttiroler alsbald nach Gesprächen mit Bauernbund-Vertretern seines Vertrauens am Radar, als Minister für das zunehmend bedeutsame Agrarressort. Einwände gegen den thematisch wie politisch sattelfesten, zudem vielseitig aufgeschlossenen und dennoch eher zurückhaltend auftretenden Bauernbund-Direktor gibt es nicht nur im Kreis der Bauernbündler keine. Im Gegenteil.
Bereits am Montagabend stand der Name des neuen Agrarminister fest. Er ist nach Franz Fischler (1989-94) und Andrä Rupprechter (2013-17) der dritte Tiroler in diesem Amt in der 2. Republik. Vielen ist Totschnig ein eher unbeschriebenes Blatt. „Irgendein Bauernbündler aus irgendeinem Bundesland“, wie ein Kommentator befürchtet, ist er mit Sicherheit nicht. Dass sich ein ÖVP-Kanzler im Bauernbund auf Suche nach einem Agrarminister begibt, ist logisch und solle niemanden verwundern. Auch hat Norbert einen grünen Daumen. Aber wer gießt künftig unsere Büropflanzen?!