Nicht für alle Fahrten über den Betrieb braucht man als Landwirt große, tonnenschwere Fahrzeuge. E-Roller können eine interessante, umweltfreundliche Alternative sein, wie etwa das Moped von Horwin.

Die EK1, ein Zweisitz-Motorroller der Klasse L1e (bis 45 km/h), darf mit dem AM- oder B-Führerschein gelenkt werden. Der Elektroroller mit Frontverkleidung und großer Sitzbank im runden, fast „knuddeligen“ Retro-Design erinnert in seinen Proportionen an das mehr als ein halbes Jahrhundert bekannte italienische Vorbild und fällt gleichzeitig durch seine Voll-LED-Beleuchtung mit auffälliger Lichtsignatur auf. Anders als viele günstige E-Mopeds, die in China hauptsächlich für den Inlandsmarkt gebaut und zusätzlich auch nach Europa exportiert werden, sind die Horwin-Modelle bewusst für Europäer konstruiert und angepasst. Sie bieten mehr Beinfreiheit und eine optimierte Sitzposition auf einer kommoden, gut gepolsterten Sitzbank.

Die Maschine ist stabil gebaut. Etwa 110 kg bringt sie inklusive Akku fahrbereit auf die Waage – und darf gut 170 kg zuladen. Weitere Unterschiede zum Mitbewerb liegen wie so oft in Details. Das beginnt bei der großen Bereifung: 14 Zoll vorne und 13 Zoll mit einem breiterem Reifen hinten sorgen zusammen mit einer hervorragend abgestimmten Federung für einen tadellosen Geradeauslauf und gutes Handling bzw. Lenkverhalten. Trotz langem Radstand ist Wenden in einem Zug (44 Grad maximaler Lenkeinschlag!) auf üblichen asphaltierten Feldwegen leicht möglich.

Die pannensichere Originalbereifung ist dank verstärkter Karkasse und Lauffläche mit Notlaufeigenschaften ausgestattet.  Erwähnenswert bei der grundsätzlich komfortablen Federung: ihre Härte ist an der Hinterachse verstellbar. Planierte Feld- und Graswege schluckt die Federung angenehm, im anspruchsvollen Gelände hat ein Moped mit 12 cm Bodenfreiheit trotz weitgehend ebenem Unterboden natürlich nichts verloren.

Vorne und hinten sorgen großzügig dimensionierte Scheibenbremsen für eine wirksame Verzögerung. Nächtens absolut sinnvoll ist die verzögerte Lichtabschaltung nach dem Abziehen des Startschlüssels, eine Art „coming home“ Funktion: dank ihr kann man ein paar vom Moped beleuchtete Schritte zur Haustür machen. 

Simple Bedienung

Quelle: Otto Königsberger
Anzeige und Bedienelemente

Nach dem Drehen des Startschlüssels fährt die Elektronik bzw. das Display in wenigen Sekunden hoch (zeigt alle Warnsymbole) und man muss kurz den „Start“ (= Freigabe)-Knopf drücken. Es erscheint in der Anzeige ready und schon kann es durch drehen am „Gasgriff“ losgehen, die Beschleunigung und Geschwindigkeit ergibt sich aus dem Winkel, wie weit man dreht, basierend auf dem gewählten Fahrbereich: Mittels Kippschalter sind drei wählbar: der erste ist äußerst Strom sparend mit langsamer Beschleunigung und unter 20 km/h Endgeschwindigkeit, der zweite empfiehlt sich für 30er-Zonen oder gemächliches Cruisen. Der dritte Fahrbereich gibt die per Software eingestellte maximale Beschleunigung, gut 45 km/h Höchstgeschwindigkeit laut Tacho, frei. Natürlich lässt sich hier durch zaghaftes Drehen am rechten Lenkergriff auch gemächlich fahren – volles „Aufdrehen“ lässt aber beim Beschleunigen vom Stand weg die meisten Mopeds spielend hinter sich, leert gleichzeitig logischerweise am Schnellsten den Akku. Anders als bei manch Mitbewerber setzt die Beschleunigung nicht schlagartig ein, sondern ist in allen Fahrbereichen prima dosierbar. In etwa zehn Sekunden ist man auch als schwerer Fahrer von null auf 45 km/h.

Die digitale Geschwindigkeitsanzeige geht erfreulich genau: bei 45 km/h zeigte unser GPS – Referenzgerät echte 44 km/h an, da der Mopedtacho etwas mehr anzeigen muss, passt das perfekt. Der Start- Knopf hat noch eine zweite Funktion: drückt man ihn, wenn der Horwin- Roller schon fahrbereit ist, fungiert er als Rückwärtsgang, und zwar mit sehr niedriger Endgeschwindigkeit, um mühelos aus Parklücken zu kommen oder an engen Stellen zu reversieren.  Neben dem Start-Knopf ist am rechten Handgriff der rote Warnblinkschalter.

Am Linken Handgriff findet sich in grüner Farbe eine Tempomattaste (Bremsen oder Beschleunigen deaktiviert den Tempomat sofort), daneben die Hupe, darüber die Blinkertaste und ganz oben der Umschalter zwischen Abblend- und Fernlicht. Zwischen Tagfahrlicht und den zusätzlich aktivierten Fahrscheinwerfern, alle in LED-Ausführung, schaltet der gleich angeordnete Schalter am rechten Handgriff.

Für den Vortrieb sorgt ein bürstenloser Elektromotor mit 2 kW Dauerleistung und 2,8 kW (ca. 3,8 PS) Spitzenleistung. Er ist als Radnabenmotor ausgeführt, ist also in der Hinterradfelge integriert, wartungsfreundlich ohne Antriebskette und ohne Gangschaltung.

Moderner Akku

Quelle: Otto Königsberger
Fach unter der Sitzbank mit Li-Ionen-Akku und Platz für einen kleinen Helm.

Stromspeicher in der EK1 ist keine schwere Bleibatterie, sondern ein ca. 18 kg „leichter“ Lithium-Ionen-Akku. Der ist einfach entnehmbar, um ihn z.B. im Winter frostfrei zu lagern oder alternativ im Haus zu Laden. Anders als bei Bleibatterien lassen mit einem Li-Ionen Akku die Fahrleistungen bei abnehmendem Akkustand nicht kontinuierlich nach. Außerdem schaffen die modernen Akkus mit eingebautem Batteriemanagementsystem viel mehr Voll-Ladezyklen als Bleiakkus.  

Wahlweise mit 26 oder 36 Amperestunden bei 72 Volt Nennspannung reicht die gespeicherte Leistung bei vorausschauender Fahrweise im ebenen Gelände durchaus, wie in den Firmenunterlagen angegeben, für knapp 70 bis über 90 Kilometer, wer sein Fahrzeug oft „frei ausrollen lässt“ kann mit einer Akkuladung wohl auch über 100 Kilometer schaffen.

In hügeligen Gegenden kann das natürlich auch ganz anders ausschauen. Denn theoretisch entspricht eine Akkuladung ungefähr einer Stunde Voll-Last des Motors, was aber im Realbetrieb wohl nie der Fall sein wird, denn wer fährt eine Stunde lang nur bergauf?
Bei häufigem Beschleunigen oder längeren Fahrten mit hoher Geschwindigkeit sind also durchaus 50 Kilometer mit dem kleinen und ca. 70 Kilometer mit dem großen Akku pro Ladung realistisch, mit energieeffizienter Fahrweise entsprechend mehr.

Ist der Akku weit entladen (ganz tief entladen sollte man eher nicht häufig, das reduziert die Lebensdauer), dann braucht er etwa 5-7 Stunden am Ladegerät, welches mit einer Stromaufnahme von 675W und einer Ladespannung von 84 Volt spezifiziert ist. Bei unserem Test „zog“ es tatsächlich knapp 600 Watt aus der 230 Volt-Haushaltssteckdose. Nach etwa 4 Stunden war der auf unter 30 % entladene 36 Ah- Akku wieder voll geladen. (Nebenbei ein Tipp: eine aufgerollte Verlängerungskabelrolle kann bei dieser Dauerleistung schon warm werden, lieber kurze Kabel verwenden oder ausrollen!)

Die EK1 bietet unter der Sitzbank sogar Platz für einen zweiten Akku – aber wer fährt mit einem Moped wirklich mehr als 80 Kilometer durch, ohne zwischendurch Laden zu können…?  In unserem Fall, für Feldrunden und Fahrten in Nachbarortschaften, war Aufladen erst nach mehreren Tagen sinnvoll, denn die Akkustandsanzeige in Prozent und Balken zeigt zuverlässig wie eine Tankanzeige an, was der Akku noch liefern kann. Verglichen mit anderen E-Mopeds hat die EK1 mit dem größeren Akku eine hervorragende Reichweite pro Akkuladung.

Kostengünstige, energieautarke Mobilität

Die Kosten dafür können Sie bei Ihrem eigenen Stromtarif leicht selbst kalkulieren, wenn Sie pro Ladevorgang 2-4 Kilowattstunden überschlagsmäßig einsetzen und dem Benzinverbrauch eines Mopeds von 2-3 Litern auf 100 km gegenüberstellen. Optimal ladet man natürlich mit Strom von der eigenen Photovoltaikanlage. Auf diese Art erreichen Fahrer völlig unabhängig von den Stromversorgern ihre eigene, autarke E-Mobilität, was auch zur Krisenvorsorge beitragen kann.

Kritik

Ein paar Kleinigkeiten finden sich ja doch. Was in der Stadt beim Durchschlängeln zwischen Autos ein Vorteil ist, kann auch ein Nachteil sein: Die serienmäßigen Rückspiegel haben nur ca. 74 cm Außenbreite. So verdecken die Arme, sobald die Hände vorschriftsmäßig die Griffe umfassen, teilweise den Spiegelblick nach hinten. Also: Alternativspiegel sind eventuell gefragt.

Das Display und seine glänzende, glatte Umgebung wirken nicht besonders kratzsicher: schon ein paar staubige Feldwege und (sanftes, aber) trockenes Abwischen hinterließen Spuren. Für das Display gibt es übrigens kratzfeste Schutzfolien ähnlich denen für Smartphones.

Die Ablesbarkeit des mehrfarbigen Displays ist in der Nacht und bei Bewölkung in Ordnung, bei gleißender Sonne erscheint es aber etwas zu dunkel.
Umso heller ist das Tagfahrlicht. Es ist tagsüber unübersehbar, ab der Dämmerung kam von einigen entgegenkommenden Fußgängern die Anmerkung, es sei so stark, dass sie sich fast geblendet fühlen.

Bläst der Wind oder arbeiten Maschinen in der Nähe, kann es ganz leicht vorkommen, dass Spaziergänger oder Radfahrer das E-Moped von hinten einfach nicht kommen hören und in letzter Sekunde beim Überholen erschrecken, weil es so leise daherkommt…


EK-Reihe von Horwin: EK1, EK1 DS und EK3.

  • EK1 ist ein zweisitziger Motorroller der Klasse L1e (bis 45 km/h), äquivalent einem 50cm³ – Roller, darf also mit dem AM– oder B-Führerschein gelenkt werden.
  • Die EK1 DS ist grundsätzlich baugleich, aber einsitzig (günstiger in der Versicherung) und hat hinter der kürzeren Sitzbank einen stabilen Gepäckträger, z.B. zum Aufbau einer Transportbox.
  • Der EK1 zum Verwechseln ähnlich und auch gleich groß ist die Variante EK3, ebenfalls mit 14-Zoll Vorderrad und breiterem 13-Zoll-Rad hinten. Mit Mittelmotor und Kettenantrieb anstatt Radnabenmotor, mehr Leistung und 95 km/h Endgeschwindigkeit fällt sie aber in die Klasse L3e der Leichtmotorräder. Sie darf nicht allein mit B- oder Mopedführerschein gefahren werden, es ist zumindest der Code „111“ zum B-Schein nötig, also der Nachweis von sechs Stunden Fahrausbildung, oder die Klasse A1.
  • EK3 ist serienmäßig mit „keyless“- Funkschlüssel inklusive Alarmanlage und CBS – Bremssystem ausgestattet.

Horwin hat Europazentrale im Weinviertel: Bis vor wenigen Jahren war die Firma Heinzl in Kammersdorf (NÖ) ein überregional bekannter Landtechnikhändler prominenter Marken. Aus dieser Sparte hat die Familie Heinzl sich inzwischen völlig zurückgezogen und setzt nun gemeinsam mit einem chinesischen Partner voll auf Elektromobilität. Die Produktion der „Horwin“ – Fahrzeuge erfolgt in China, aber in die Entwicklung ist die Europa-Zentrale in Kammersdorf maßgeblich eingebunden. In der Ortschaft nahe Hollabrunn erfolgen der europaweite Vertrieb über Händler (kein Direktverkauf an Endkunden), Schulungen und die Ersatzteilversorgung aus zwei Lagern in Österreich und Deutschland, was auch in schwierigen Zeiten wie jetzt eine rasche Verfügbarkeit von Ersatzteilen sichert.

Umwelt: Ein E-Moped fährt nahezu geräuschlos – neben einem leisen Summen des Motors hört man nur das Reifenabrollgeräusch – und geruchlos: ohne Benzin kein Benzingestank! Selbstverständlich braucht man auch für diese modernen Akkus Lithium usw. Aber mit der Menge, die ein Auto- Akku braucht, können zig Moped-Akkus hergestellt werden.

Wartung: Normalerweise sind am Fahrzeug außer Bremsen- und Reifenverschleiß keine großen planmäßigen Wartungen außer Funktionskontrollen nötig, die Bremsflüssigkeit sollte natürlich auch zeitgerecht getauscht werden. Laut Wartungsplan sollte das Moped nach den ersten paar hundert Kilometern beim Händler gründlich durchgeschaut werden, danach zumindest jährlich.  

Förderungen für E-Mobilität: E-Mobilität wird in Österreich umfangreich gefördert. Der Klima- und Energiefonds stellt beispielsweise 95 Mio. Euro zur Verfügung. Für den Umstieg auf Elektromobilität werden damit Privatpersonen auch heuer mit bis zu 5.000 Euro unterstützt. Aber auch für Betriebe, Gebietskörperschaften und Vereine stehen über diesen Topf Förderungen zur Verfügung. Erst vor kurzem wurde “klimaaktiv mobil” mit 67 Mio. vorgestellt (E-Fahrräder etc.). Im Rahmen des Programms “Versorgungssicherheit im ländlichen Raum – Energieautarke Bauernhöfe” werden die Anschaffung von land- und forstwirtschaftlich genutzten, betriebseigenen E-Nutzfahrzeugen (z. B. E-Hoftrac, E-Traktor, E-Landmaschinen) sowie die dazugehörigen E-Ladeinfrastruktureinrichtungen unterstützt.
klimafonds.gv.at
umweltfoerderung.at

Mehr Infos: www.horwin.eu  

Alle Bilder zum Test 

Quelle: Otto Königsberger
Tagfahrlicht mit Integriertem Blinker links vorne.
Quelle: Otto Königsberger
Rücklicht mit Integriertem Blinker.
Quelle: Otto Königsberger
Horwin EK1-Lichtsignatur.
Quelle: Otto Königsberger
Laden mit ca 600 Watt Stromaufnahme.
Quelle: Otto Königsberger
Guter Geradeauslauf mit 14 Zoll Vorderrad.
Quelle: Otto Königsberger
Gefälliges Design.
Quelle: Otto Königsberger
Federungshärte einstellbar.
Quelle: Otto Königsberger
Fach unter der Sitzbank mit Li-Ionen-Akku und Platz für einen kleinen Helm.
Quelle: Otto Königsberger
Die wichtigsten Daten Im Überblick.
Horwin Ek1Quelle: Otto Königsberger
Die Horwin Ek1 Im Feld 1.
Quelle: Otto Königsberger
Dank glattem Unterboden und guter Federung auch feldwegtauglich.
Quelle: Otto Königsberger
Anzeige und Bedienelemente.

Zum Autor: Otto Krönigsberger ist Landwirt in Niederösterreich.

- Bildquellen -

  • Anzeige: Otto Königsberger
  • Fach unter der Sitzbank: Otto Königsberger
  • Tagfahrlicht: Otto Königsberger
  • Rücklicht: Otto Königsberger
  • Lichtsignatur: Otto Königsberger
  • Laden: Otto Königsberger
  • Geradeauslauf: Otto Königsberger
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  • Federungshärte: Otto Königsberger
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  • Horwin EK1: Otto Krönigsberger
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AUTOROtto Krönigsberger, red. MS
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