„Das AMA-Gütesiegel soll deshalb in enger Abstimmung mit den Branchen und mit den Bäuerinnen und Bauern weiterentwickelt werden. Ziel ist der Ausstieg aus GVO-Futtermitteln, was noch nicht in allen Bereichen zu 100 Prozent der Fall ist“, erklärte der Agrarsprecher der ÖVP, Georg Strasser. „Wir wollen eine marktbasierte Entwicklung und eine sichere Eigenversorgung mit gentechnikfreiem, europäischem Soja.“ Zwingend notwendig dafür seien aber begleitende Maßnahmen, insbesondere in der nationalen Ausgestaltung der GAP. „Damit können wir sicherstellen, dass den Bäuerinnen und Bauern gentechnikfreie regionale und europäische Eiweißquellen als Futtermittel zur Verfügung stehen“, so Strasser. Er wünscht sich ein Verhandlungsergebnis dazu noch vor dem Sommer. Spätestens im Herbst soll es dann einen Zeitplan samt finanziellem Rahmen dafür geben.
Die türkis-grüne Bundesregierung hat sich 2020 in ihrem Regierungsprogramm dazu bekannt, heimische und europäische Eiweißquellen für GVO-freie Futtermittel zu unterstützen. Die Landwirtschaft sei jederzeit zu Weiterentwicklungen bereit, sofern die dafür anfallenden Mehrkosten den Bauern auch abgegolten werden. Je nach Berechnungsgrundlage würden diese Mehrkosten für nur noch europäisches Soja in der Schweinefütterung bis zu 10 Euro pro Mastschwein betragen.
Parallel dazu sollen die bereits bestehenden Zusatzmodule des AMA-Gütesiegels GVO-frei und Tierwohl verstärkt durch die AMA-Marketing beworben werden und im Zuge der Überarbeitung der Basisanforderungen an die Tierhaltung im AMA Gütesiegel auch die Tierwohl-Anforderungen weiterentwickelt werden. Strasser fügt hinzu: „An diesen Mehrkosten werden sich vom Konsumenten über die Händler und Verarbeiter bis hin zu öffentlicher Beschaffung und Gastronomie alle beteiligen müssen.“
VÖS: Ein Aufschlag von 30 Euro je Mastschwein ist erforderlich
Indes hat sich der Verband Österreichischer Schweinebauern (VÖS) heute von Medienberichten distanziert, die suggerieren würden, dass er eine bedingungslose Umstellung auf GVO-freie Fütterung im AMA-Gütesiegel fordert oder unterstützt. “Unsere Position ist seit Jahren bekannt. Eine Umstellung auf europäische GVO-freie Eiweißquellen wird grundsätzlich als sehr positiv bewertet. Eine Umstellung ist aber nur dann möglich, wenn die Finanzierung aller Mehrkosten, die den Landwirtinnen und Landwirten aus einer GVO-freien Fütterung entstehen, gesichert ist”, stellt der Verband fest. Diese Sicherheit habe der VÖS aber in unzähligen Verhandlungen in der Vergangenheit von keiner Seite erhalten.
Qualitätsprogramme mit GVO-freier Fütterung würden aktuell die Schweinemast um 8 bis 10 Euro je Tier verteuern. „Diese Kalkulation basiert auf einem Differenzpreis zwischen GVO-Soja und Nicht-GVO-Soja von 70 Euro. Aktuell ist der Preisunterschied aber mindestens dreimal so hoch“, heißt es seitens des VÖS. Umgerechnet würde dies derzeit Mehrkosten von 16,50 Euro je Schwein ausmachen. Wenn man berücksichtigt, dass nur zirka 60 Prozent der Schlachtschweine den Gütesiegel-Aufpreis auslösen, würde der notwendige Aufschlag zur Kostendeckung bei zirka 30 Euro liegen.”, rechnet der Verband vor. “Eine staatlich verpflichtende Umstellung – sofern rechtlich überhaupt möglich – ohne gesicherter Abgeltung für die Landwirte lehnen wir daher strikt ab. Dies wäre der Ruin des AMA-Gütesiegels in der heimischen Fleischproduktion und hätte auf lange Sicht negative Auswirkungen auf die Versorgung der österreichischen Bevölkerung mit gesichert österreichischem Qualitätsfleisch.
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