Hagelversicherung: Das Wetter wird schlechter, die Vorhersagen werden besser

Die Frostwarnung des HV-Wetterservice unterstützt die Etragssicherung.

Die heutigen, fast auf die Minute zutreffenden Wettervorhersagen lassen so manche Bauernregel alt aussehen. Wie die Prognosen für den Wetterservice der Österreichischen Hagelversicherung erstellt werden, das war der Inhalt eines Webinars, zu dem Dr. Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender des national und international tätigen Versicherers, am Mittwoch, 5. Mai 2021, eine Reihe hochkarätiger Fachleute begrüßen konnte. Im Einzelnen kamen folgende Experten zu Wort:

Quelle: Österreichische Hagelversicherung
Das Expertenforum beim Wetter-Webinar der Hagelversicherung

• Dr. Josef Aschbacher, Generaldirektor der ESA – European Space Agency Paris,
• Dr. Christa Kummer, Klimatologin und ORF-Moderatorin,
• Mag. Bernhard Niedermoser, Leiter ZAMG Salzburg Oberösterreich,
• Univ.Prof. Mag. Dr. Harald Rieder, Leiter Institut für Meteorologie und Klimatologie, Universität für Bodenkultur Wien und
• Mag. Barbora Stuhl, Meteorologie und Geoinformation, Österreichische Hagelversicherung.
Von der großen Breitenwirksamkeit des Themas zeugten die rund 500 Teilnehmer des Webinars.

Christa Kummer: Was Mode mit Wetter zu tun hat

Einen Blick in ihre Berufslaufbahn und in das Handwerk professioneller Wetterpräsentation gewährte die „ORF-Wetterdame“ Christa Kummer. Laut Kummer steht hinter der oft nur wenige Minuten dauernden Präsentation ein professionelles Team, das die Wetterdaten und Bilder inhaltlich und grafisch aufbereitet. Die Herausforderung liegt darin, meist auch kleinräumige Ereignisse gemeinsam mit dem großen Wettertrend zu präsentieren. Bei den Fernsehauftritten macht neben dem Inhalt auch die Präsentation der Nachrichten einen wesentlichen Teil des Eindrucks aus. Frau Kummer erläuterte dazu ihren Fundus an Garderobe und vor allem an Schuhmode. Fazit der Moderatorin: „Schlechtes Wetter gibt es nicht, es gibt nur die unpassende Kleidung. Und wer sich über das Wetter ständig beklagt, der hat vermutlich auch die falsche Lebenseinstellung dazu.“

Wetterstationen zu Land, zu Wasser, in der Luft und im Weltall

Einen Blick auf die per Satelliten gewonnenen Wetterdaten ermöglichte der aus Tirol stammende, nunmehrige Generaldirektor der Europäischen Raumfahrt Agentur (ESA) Josef Aschbacher. Der Bereich „Erdbeobachtung“, in dem auch die Wetterdatenerfassung angesiedelt ist, hat Jahresbudget von rund 1,5 Milliarden Euro und ist damit bei einem Gesamthaushalt von 6,5 Milliarden Euro der größte der zehn Arbeitsbereiche der ESA. Zur Gewinnung meteorologischer Daten hat die ESA in verschiedenen Programmen derzeit 16 Satelliten in Betrieb, davon auch einige auf polarer Umlaufbahn. Die Daten dieser Satelliten fließen ein in verschiedene Klima-, Wetter- und Vorhersagemodelle.
Beispielsweise verwendet die Österreichische Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) diese Daten für ihre Modelle zur Wettervorhersage. Dass die Datengrundlage dafür aber noch wesentlich breiter ist, das erläuterte ZAMG-Mitarbeiter Bernhard Niedermoser. Demnach beruht die heute oft erstaunlich große Treffsicherheit der Vorhersagen auf einem weit gefassten Netz zur Erfassung von Wetterdaten.

Kurz- und langfristige Vorhersagen

Dazu gehören bundesweit rund 600 Bodenstationen, einschließlich der exponierten Station auf dem Sonnblick. Zudem fließen auch die von Flugzeugen über Österreich erfassten Wetterdaten in die Modelle ein sowie Daten von Wetterballonen, von Wetterbeobachtungsschiffen auf den Weltmeeren und auch von Wetterradars, die den Wassergehalt in der Luft erfassen. Interessant war es auch zu erfahren, dass die kleinräumigere Beobachtung die Grundlage für eher kurzfristige Vorhersagen ist. Für Vorhersagen über einen längeren Zeitraum, beispielsweise von drei bis zehn Tagen muss man in die Berechnungsmodelle bereits Klimadaten aus Atlantik und Pazifik einbauen.

Quelle: ZAMG
Durch viele unterschiedliche Datenquellen werden die Wettervorhersagen genauer.

Mitmachen auf wettermelden.at

Zunehmend lassen sich die Vorhersagen auch verfeinern mit Daten, die aus Liftstützen, Schneekanonen oder sogar aus Autos übermittelt werden. Beispielsweise können Einschaltdauer und Frequenz von Scheibenwischern oder Nebelscheinwerfern Anhaltswerte dafür liefern, wie das Wetter auf dem Boden tatsächlich ist und wie gut die Vorhersagen zutreffen. Auch Wettermeldungen aus Sozialen Netzwerken oder Daten der freiwilligen Feuerwehr werden verwendet. Laut Niedermoser braucht es trotz aller Automatisierung nach wie vor die Beobachtung durch den Menschen – vor allem für das, was am Boden wirklich geschieht. Denn erst damit kann man die Methoden und Vorhersagen überprüfen und eichen. Wer sich zum „Wettermelder“ berufen fühlt, der kann sich auf der Internetseite https://wettermelden.at registrieren und einen Beitrag zu genaueren Vorhersagen leisten.

Quelle: Österreichische Hagelversicherung
Das “Warncockpit” auf www.hagel.at kann individuell eingerichtet werden.

HV-Wetterservice mit individuellem „Warncockpit“

Barbora Stuhl, die bei der Hagelversicherung das Online-Wetterservice betreut, berichtete von rund 40.000 Nutzern des Portals sowie von jährlich rund 1,5 Millionen Seitenaufrufen. Dazu kommen bereits weitere 30.000 Nutzer, die den Wetterdienst der Hagelversicherung als App auf dem Mobiltelefon nutzen. Der Erfolg des Wetterservices beruht laut Stuhl darauf, dass man auf die Bedürfnisse der Landwirte eingeht und beispielsweise die individuelle Einrichtung von Warnmeldungen ermöglicht. Per „Warncockpit. Dabei ist möglich, für das kleinräumiger Wetter (Auflösung 100 Hektar) Warnmeldungen zu definieren, und zwar sogar auf einzelne Feldstücke und Kulturen bezogen. Man kann Warnmeldungen einrichten für Ereignisse wie Frost, Sturm oder Niederschläge bzw. Trockenheit. Damit lassen sich rechtzeitig schadensmindernde Maßnahmen setzen oder Arbeiten wie Pflanzenschutz, Düngung oder Bewässerung besser planen.

- Bildquellen -

  • 02a Hagel Webinar Wetter: Österreichische Hagelversicherung
  • 05 Wetterbeobachtung: ZAMG
  • 06 Warncockpit: Österreichische Hagelversicherung
  • 03 Frostvorhersage: Österreichische Hagelversicherung
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AUTORH.M.
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