Die Bauern klagen und ich finde, sie haben selten so zu Recht geklagt wie jetzt”, ist Michael Blass, Geschäftsführer der AMA-Marketing, überzeugt. Die derzeitige Situation vor allem am Milch- und Schweinemarkt ist für viele Bäuerinnen und Bauern extrem schwierig. Hinzu käme eine gewisse Doppeldeutigkeit im Verhalten der Konsumenten. Verlangt werden Goldstandards doch die Qualitätsbeteuerungen lösen sich auf, sobald ein Billigprodukt im Regal danebensteht. Genau hier setze die Aufklärungsarbeit der AMA-Marketing an. “Wir müssen den Konsumenten überzeugende Argumente liefern, dass es gut ist zum heimischen, regionalen Produkt zu greifen, welches sich von ausländischer Ware deutlich unterscheidet”, erklärt Blass.
Handel mit ins Boot holen
Jährlich stehen der AMA-Marketing dafür knapp 20 Millionen Euro zur Verfügung. Bescheidene Mittel in Relation zu den Werbebudgets der großen Handelsketten. In der Werbung kommen neben Bäuerinnen und Bauern auch Tierärzte und Qualitätskontrollore zu Wort. All jene, die den Konsumenten über ihre Arbeit wirklich etwas zu sagen haben. Zudem müsse man auch die Handelsketten ins Boot holen, “denn sie sind die wichtigsten Partner der Landwirtschaft.” Agrarlandesrat Max Hiegelsberger verwies auf den hohen Bekanntheitsgrad des AMA-Gütesiegels: “Es ist uns hier gelungen ein Gütesiegel zu etablieren, um das uns alle beneiden.” In Deutschland gäbe es seit der Abschaffung der vergleichbaren CMA keine eigene Marketingmöglichkeit für die Landwirtschaft. Aufholbedarf sieht er bei der Herkunftskennzeichnung in der Verarbeitung und Gastronomie. Alleine in Oberösterreich werden täglich zwei Millionen Essen außer Haus gekocht. Hier sei eine freie Entscheidung für Konsumenten derzeit in vielen Bereichen noch nicht möglich. “Gerade in dieser Situation braucht es ein verstärktes Zugehen auf unsere Produkte. Denn wir können nur von einander leben, wenn wir die Struktur im Agrarbereich in dieser Form aufrecht erhalten möchten”, betont Hiegelsberger.
Erbrachte Leistungen nach außen tragen
Blass fordert von der gesamte Branche mehr Selbstbewusstsein. “Die Leistungen, die man erbringt, muss man sich bewusst machen und nach außen tragen, denn die Landwirtschaft ist das Rückgrat der Volkswirtschaft.” Trotz der derzeit bescheidenen Situation gab er einen optimistischen Ausblick: “Der Österreicher hat seit jeher ein hohes Maß an Konsumpatriotismus bewiesen. Die heimischen Konsumenten setzen ganz klar auf Differenzierung, nur darf man sie nicht dauernd mit noch mehr Tiefpreisaktionen locken.” Denn nachwievor seien Frische und Qualität ein wichtigeres Kaufkriterium als der Preis.