Gut 100 Jahre nach seiner Gründung machen dem bayrischen Agrar-, Baustoff- und Energiehändler BayWa Finanzprobleme schwer zu schaffen. Das Geschäftsjahr 2023 wurde mit einem Konzernumsatz von 23,9 Mrd. Euro und einem Konzern-EBIT von 304 Mio. Euro abgeschlossen. Laut Handelsblatt hatte die BayWa zum Jahresende allerdings auch Nettoschulden von mehr als 5 Mrd. Euro und einen Nettoverlust von 93 Mio. Euro zu verschmerzen. Dies sei das Ergebnis der zuletzt massiv gestiegenen Zinsen, zuvor habe BayWa über Jahre seinen Expansionskurs durch niedrige Zinssätze finanzieren können, die Trendumkehr habe das Unternehmen nun „am falschen Fuß erwischt“, werden Börsenbeobachter in den Medien zitiert.
Gutachten entscheidend
Um den Schuldenberg abzubauen, hatte Geschäftsführer Marcus Pöllinger im Juni angekündigt, den Konzern grundlegend restrukturieren zu wollen. Bereits im Vorjahr wurde das Geschäft mit Digitalanwendungen für die Landwirtschaft an den Landmaschinenhersteller AGCO verkauft, schreibt Agra-Europe. Bis zum Jahresende sollen die Schulden um 500 Mio. Euro reduziert werden, hieß es aus München. All das scheint offenbar aber nicht schnell genug zu passieren. Wie die BayWa vergangene Woche mitteilte, wurde deshalb nun ein Sanierungsgutachten in Auftrag gegeben. Aufgrund „konstruktiver Gespräche mit Finanzierungspartnern“ und den eingeleiteten Maßnahmen gehe man von einer Verbesserung der Lage aus. Laut Agra-Europe ist das Ergebnis des Gutachtens entscheidend, ob eine Insolvenz wegen Zahlungsunfähigkeit noch abgewendet werden kann.
Aktienkurs auf 15-Jahrestief
An den Börsen reagierte man auf die Nachricht aus München allerdings äußerst beunruhigt. Das im SDAX in Frankfurt notierte Wertpapier der BayWa fiel schon am Freitag im Tagesverlauf um mehr als 20 Prozent auf 17,42 Euro. Am Montag kletterte der Kurs zwar kurzfristig nach oben, befindet sich seither jedoch auf Talfahrt und erreichte bereits am Dienstag den tiefsten Stand seit 2009.
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