Der Konflikt zwischen Putin und der Ukraine ist eskaliert. Entsetzliches menschliches Leid und wirtschaftliche Sanktionen sind die Folgen.
Hunderttausende Ukrainerinnen und Ukrainer verlassen derzeit nach militärischen Attacken auf ihre Heimat das Land. Seit der russischen Invasion in die Ukraine, einem für seine Landwirtschaft und vielen Bodenschätze bekannten Land im Osten Europas, kämpft die Bevölkerung nicht nur um ihr Leben, sondern auch um ihre Grundbedürfnisse wie Lebensmittel, ein sicheres Dach über dem Kopf oder Mobilität. Kein Stein wird im Land mit seinen vielen fruchtbaren Agrarflächen auf dem anderen bleiben. Ungeachtet dessen, was der russische Präsident Wladimir Putin seinen Streitkräften noch diktiert, wird dieser Krieg in und für Europa heftige emotionale wie wirtschaftliche Konsequenzen und eine neue politische Ordnung für ganz Europa nach sich ziehen.
Das Angriffsopfer
Mit den 32 Millionen Hektar ist die Ackerfläche der Ukraine rund viermal so groß wie Österreich. Tiefgründige Schwarzerdeböden machen das zweitgrößte Land Europas besonders fruchtbar und zum bedeutenden Produzenten agrarischer Erzeugnisse. Mehr als zwei Drittel der Fläche der Ukraine werden landwirtschaftlich genutzt. Etwa jeder fünfte Ukrainer arbeitet in der Landwirtschaft: vom kleinen Selbstversorger bis hin zum riesigen Geflügel-Oligarchen lebt also ein nicht unerheblicher Teil der Bevölkerung bis heute direkt oder indirekt vom Agrarsektor und seinen in alle Welt exportierten Agrargütern. Mit der Invasion der russischen Streitkräfte zum Ziel der Unterjochung der Ukraine wurden neben dem menschlichen Kriegsleid auch weltweit die Börsen und zudem viele Banken auf eine unberechenbare Achterbahnfahrt geschickt. Erste Beben waren binnen Stunden nach dem Einmarsch auch auf den Agrarmärkten spürbar.
Welche Folgen daraus für die Agrarwirtschaft entstehen können, war zuletzt bei den gegenseitigen Sanktionen Russlands und der EU im Jahr 2014 zu sehen. Und auch diesmal sind unmittelbar nach dem Einmarsch der Russen in die Ukraine die Preise für Weizen rasant in die Höhe geschnalzt, ähnlich wie auch für Mais, Sonnenblumen und Raps. Wie sich der Krieg langfristig auf die Agrarproduktion (nicht nur) in der Ukraine auswirken wird, hängt nun stark von der Dauer des Konflikts und vom Ausmaß der Zerstörung des Landes ab.
Agrarhandel: Ukraine ist einer der wichtigsten EU-Partner
Die Ukraine besitzt die fruchtbarsten Böden Europas. Auf diesen kämpfen seit gut einer Woche Ukrainer und Russen gegeneinander. Es droht die Gefahr, dass der Agrarhandel beider Länder mit der EU für heuer ausfällt.
Schwerwiegende Folgen haben die Kämpfe – neben dem unfassbaren Leid für die Menschen – für die Wirtschaft und vor allem für die Landwirtschaft. Das Ausmaß der Zerstörung ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht absehbar. Nachfolgend einige wichtige Daten über den bisherigen Agrarhandel der EU mit der Ukraine und dem Aggressor Russland.
Die Ukraine ist für die EU nach Großbritannien, Brasilien und den USA der viertwichtigste Lieferant von agrarischen Rohstoffen. Die Ukrainer erzeugen vor allem Getreide, Ölfrüchte und Obst in großem Stil.
Etwas weniger Bedeutung hat das fruchtbare Agrarland umgekehrt für die agrarischen Exporte der EU-Länder. Hier liegt die Ukraine auf Platz 14, mit einem Anteil von lediglich 1,6 Prozent. Auch der Agrarhandel zwischen Österreich und der Ukraine hat zuletzt wieder an Bedeutung gewonnen, nachdem die Handelsbeziehungen im Jahr 2014, nach der russischen Annexion der Krim, eingebrochen waren.
Österreich importiert vor allem Ölsaaten und Obst aus der Ukraine. Welche agrarischen Güter werden noch zwischen Österreich und der Ukraine gehandelt? Neben den genannten Produkten sind Getreide und Soja die mengenmäßig wichtigsten Importe aus der Ukraine nach Österreich. Für die heimischen Bäuerinnen und Bauern kann diese Import- abhängigkeit infolge des Krieges Auswirkungen auf die Preise für Futtermittel und andere Rohstoffe haben.
Weit bedeutender als Abnehmer von Agrarprodukten ist für die EU Russland. Dafür ist die Abhängigkeit von Importen aus Putins Reich viel geringer.
- Bildquellen -
- Ukraine: Fotos: Vadim Ghirda / AP / picturedesk.com; Andriy Andriyenko / AP / picturedesk.com