Klare Worte

Gastkommentar von Conrad Seidl, Redakteur "Der Standard"

Conrad SeidlRedakteur
Conrad SeidlRedakteur “Der Standard” ©Market
Natürlich kann man es nicht allen recht machen, auch nicht als Bundespräsident. Kurt Waldheim musste es erdulden, dass damals viele Linke ihn als “Nicht mein Präsident” schmähten. Heute tun das etliche Rechtsextreme (und einige, denen noch gar nicht bewusst ist, dass sie in den Rechtsextremismus abzugleiten drohen), wenn sie sich in sozialen Netzwerken von Alexander Van der Bellen und seinem Staatsbesuch bei den EU-Institutionen distanzieren. Dabei machte der österreichische Bundespräsident dort eine sehr gute Figur: Da tritt einmal ein Österreicher als lupenreiner Europäer auf. Als jemand, dem bewusst ist, dass Kleinstaaterei gefährlich ist. Der den Brexit als das benennt, was er ist: ein Fehler. Und als jemand, der überblickt, dass Europa in einer viel schwierigeren Lage ist, als das die meisten Medien (und leider auch viele Politiker) wahrhaben wollen. Wahr ist: Auf absehbare Zeit wird es schwierig sein, die seit 1945 so selbstverständlich scheinende transatlantische Partnerschaft in der Sicherheits- und Wirtschaftspolitik in gewohnter Weise zu leben. Das heiöt nicht nur, dass sich Europa sicherheitspolitisch neu aufstellen muss. Es heiöt vor allem auch, dass es eine neue auöenwirtschaftliche Ausrichtung brauchen wird – es wird mehr Handel mit Asien treiben müssen. Und mit Mexiko und Kanada – da wird auch CETA plötzlich viel attraktiver. Schlieölich werden die EU-Staaten mehr zusammenrücken müssen. Wir sind alle Europäer, haben viel gemeinsam an Interessen. Und an Kultur. Gut, dass das der Bundespräsident ausspricht.

E-Mail: conrad.seidl@gmx.at

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