Kein Gewinn: Kosten fressen gute Preise auf

Die Teuerungswelle macht auch vor der Landwirtschaft nicht halt. Das hat zwar positive Seiten bei agrarischen Produkten, doch Mehrerträge werden durch Teuerungen bei Betriebsmitteln wieder egalisiert.

Am Ende bleibt wieder einmal wenig übrig: Denn bei aller Freude über nach langer Zeit wieder steigende Produktpreise kommen zugleich teils explodierende Kosten für Dünger sowie höhere Aufwendungen für Strom und Treibstoff daher. Das macht Mehrerträge rasch zunichte.

Preise und Verfügbarkeit: Düngemittel bereiten Sorgen

Marktfruchtbetriebe sind froh, nach Jahren der Stagnation klare Preisanstiege zu verzeichnen: Für Getreide, Mais oder Sojabohne gibt es gegenüber dem Vorjahr um 30 bis 50 Prozent mehr Geld. Gleichzeitig sind aber auch die Düngerkosten massiv in die Höhe gewachsen. „Bei Stickstoff ist es das Dreifache im Vergleich zum Vorjahr“, sagt Karl Grabmayr, Vize-Präsident der Landwirtschaftskammer OÖ. „Wir raten den Landwirten, die Wirtschaftsdünger im kommenden Jahr noch gezielter einzusetzen und die Fruchtfolge nach Möglichkeit so umzustellen, dass weniger Nährstoffe gebraucht werden“, so Grabmayr. Da auch nicht klar ist, ob es im kommenden Frühjahr abgesehen vom Preis überhaupt ausreichend Düngemittel gibt, rät Grabmayr dringend dazu, mit dem Agrarhandel Kontakt aufzunehmen und eventuell etwas vorzukaufen. Viele Düngerfabriken hätten wegen der zum Teil verffünffachten Gaspreise bereits ihre Produktion stillgelegt, da die Stickstofferzeugung einen hohen Energieaufwand darstellt. Engpässe sind damit vorprogrammiert. Erste Landwirte würde das bereits direkt spüren, indem sie trotz Bestellung schon kein Angebot mehr für Düngemittel erhalten. Eine rasche Entspannung am Düngemittelmarkt wird nicht erwartet, wie Experten kürzlich in einem Webinar der LK Österreich zu diesem Thema bekräftigt haben. Dabei wurde auch zu einem maßgeschneiderten Düngermanagement sowie gemeinschaftlichen Düngereinkäufen geraten.

„Die steigenden Kosten fressen den Mehrerlös auf. Das ist eine tragische Feststellung.“
helmut feitzlmayr

Vorteil für Kreislaufwirtschaft, aber steigende Futterkosten

„Dank des reichlich anfallenden Wirtschaftsdüngers in Form von Gülle und Mist sind die österreichischen Tierhalter zumindest von den Preissteigerungen im Düngemittelbereich etwas weniger betroffen, weil hierzulande weitgehend Kreislaufwirtschaft betrieben wird“, betont Grabmayr. Während Ackerbauern kurzfristig von höheren Deckungsbeiträgen profitieren, haben Tierhalter Mehrkosten bei Futterzukäufen zu tragen. So verteuert aktuell der höhere Futtermittelpreis gegenüber Jänner 2021 aktuell die Produktion von einem Liter Milch um knapp zwei Cent. Für ein Mastschwein liegen die Mehrkosten einschließlich Ferkelerzeugung bei etwa 15 Euro, in der Legehennenhaltung bei etwa drei Cent je Ei.
Neben dem Futter sind es auch die Kosten für Strom und Treibstoffe, die sich erhöht haben, ebenso wie Baustoffe und Maschinen.
Helmut Feitzlmayr, der Leiter der Abteilung Pflanzenbau in der LK OÖ, veranschaulichte die höheren Produktpreise am Beispiel Weizen. Lag der Erzeugerpreis bei der Ernte 2020 noch bei brutto 180 Euro je Tonne, so betrug er 2021 rund 215 Euro und wird 2022 auf voraussichtlich 240 Euro pro Tonne geschätzt (siehe Grafik oben). Ein Ackerbauer konnte heuer bei acht Tonnen Weizenertrag pro Hektar gegenüber dem Vorjahr einen um etwa 200 Euro höheren Deckungsbeitrag erzielen. „2022 dürfte der Deckungsbeitrag wieder auf das Niveau vor der Preissteigerung zurückfallen. Kostensteigerungen von knapp 400 Euro pro Hektar neutralisieren den Mehrerlös der weiter steigenden Weizenpreise“, so Feitzlmayr.

Preise für Lebensmittel werden steigen, Bauernanteil ist gering

Auf die Konsumentenpreise schlagen sich die gestiegenen Rohstoffpreise momentan noch kaum nieder, die Preissteigerung betrug hierzulande 0,9 Prozent seit Jahresbeginn. Das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) prognostiziert aber, dass die verarbeiteten Lebensmittel im Handel in den nächsten Monaten um mindestens vier Prozent teurer werden. „Der Anteil der Landwirte ist aber gering“, sagt Grabmayr und verdeutlicht das anhand einer Semmel. „In Österreich sind die Getreidepreise um etwa 25 Prozent gestiegen. In einer Semmel steckt heimisches Getreide im Wert von nur einem Cent. Der höhere Weizenpreise vereuert die Semmel gerade einmal um einen Viertel Cent“, sagt Grabmayr.

Quelle: LK OÖ

- Bildquellen -

  • Der Preis für Stickstoffdünger ist innerhalb eines Jahres auf das Dreifache gestiegen.: LK OÖ
  • Die Entwicklung der Produktionskosten und Deckungsbeiträge am Beispiel von Weizen: Der Gewinn wird nur kurzfristig höher.: adobe.stock.com / LKOÖ
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