Beim Agrarinnovationstag des Landes Oberösterreich gaben junge Bäuerinnen und Bauern Impulse aus der Praxis und zeigten wie sie ihren Betrieb durch Innovationen weiterentwickelt und damit in die Zukunft geführt haben.
Die Bürokleidung gegen Gummistiefel getauscht
Karin Baumann-Wetzlmaier bewirtschaftet gemeinsam mit ihrem Mann den „Holzbauerhof“ in Tarsdorf, einen konventionellen Milchviehbetrieb, im Haupterwerb. „Wir hatten beide einen Bürojob und haben unser fesches Gewand gegen die Gummistiefel getauscht“, so die 39-Jährige. Sie berichtete von einer Erfahrung im Urlaub, bei der ihr vor Augen geführt wurde, wie wenig Ahnung die Konsumenten über die Landwirtschaft sowie den Beruf und das Leben einer Bäuerin und eines Bauern haben. Von da an sei klar gewesen: „Wir brauchen unbedingt ein Logo und eine Visitenkarte. Darauf soll sofort erkennbar sein, dass wir Landwirte auch gebildet sind und etwas am Kasten haben“. Zudem entschlossen sich die beiden jungen Betriebsführer den „Holzbauerhof“ als Account auf Facebook anzulegen: „Wenn man das macht, muss man sich bereits im Vorfeld im Klaren sein, welches Bild man in den sozialen Medien vermitteln will. Wir sind kein Bilderbuch-Betrieb – uns geht es vielmehr darum, ein realistisches Bild von der Arbeit auf unserem Hof zu vermitteln und wir wollen dabei aktuelle Themen aufgreifen.“
„Wir wollen ein realistisches Bild von unserer Arbeit am Hof vermitteln.“
Karin Baumann-Wetzlmaier
Im Schnitt werden pro Monat ein bis zwei Beiträge auf Facebook veröffentlicht, mit denen man mehrere Hundert bis Tausend Personen erreicht. „Wir wollen gar nicht mehr Follower haben. Ich finde es besser, es machen mehrere Betriebe einen kleineren Auftritt, da man so authentischer wirkt. Mir ist es wichtig, dass die Menschen in unserer Umgebung wissen, warum wir diese und jene Arbeit jetzt erledigen“, so Baumann-Wetzlmaier. Bei den Fotos setzt man auf neue Blickwinkel: „Wir wollen keine Landtechnik-Show betreiben.“ Auch die drei Kinder werden miteingebunden, da sie sich gut als Motiv eignen. Sie bleiben dabei aber eher im Hintergrund, damit ihre Persönlichkeitsrechte gewahrt werden. „Die sozialen Medien sind ein super Werkzeug, um der Gesellschaft zu zeigen, dass wir Bäuerinnen und Bauern innovativ sind. Deshalb sollten wir uns gedanklich jeden Tag eine Krone aufsetzen und den Menschen die Landwirtschaft mit Stolz präsentieren.“
Hanf als neues Standbein am Ackerbaubetrieb
Landwirtschaftskammerrat Christian Huber präsentierte zwei Projekte, die er auf seinem Ackerbaubetrieb in Piberbach verwirklicht hat. „Wenn man neue Betriebszweige etablieren will, muss man sich seine persönlichen Interessen und Stärken bewusst machen“, betonte der 36-Jährige. In seinem Fall ist das der Pflanzenbau bzw. genauer gesagt der Hanf im Zusammenhang mit Bienenschutz.
Gepaart mit der Kreativität seiner Frau Irene, die als Pädagogin tätig ist, wurde die Idee zu den Nischen-Projekten „Cannabeesol“ und „Exit the field“ geboren. „Wir haben ein Hanf-Labyrinth angebaut und darin einen Bienen-Lehrpfad errichtet“, so Huber über die Entstehung des ersten Hanf-Irrgarten Österreichs. Darin wird landwirtschaftliches Wissen nicht nur kindgerecht vermittelt, sondern auch mit einem Abenteuer verknüpft. Neben Schulklassen haben sich dort auch schon Polterrunden „verirrt“ sowie Firmen Teambuilding-Events veranstaltet. „Die Nutzungsmöglichkeiten sind vielfältig. Hier zeigt sich, dass Landwirtschaft spannend und interessant ist, nur muss man die Menschen dazu auch aufs Feld holen“, so Huber, der gern mit den Kunden redet, damit die Gesellschaft mehr über die Landwirtschaft erfährt und aufgeklärt wird: „Das ist Auftrag für jede Bäuerin und jeden Bauern.“
„Kommunikation ist Aufgabe für jede Bäuerin und jeden Bauern.“ Christian Huber
Das Premium-Produkt des Projekts ist der Verkauf des Cannabisöls. „Canna-bidiol (CBD) zählt zu den Nahrungsergänzungsmitteln und ist zu hundert Prozent legal. Es hilft gegen Stress, Unruhezustände, Einschlafschwierigkeiten oder Wechseljahrbeschwerden und ist nicht berauschend oder psychoaktiv“, klärt Huber auf. Er sieht im Hanf einen Zukunftsmarkt für die heimische Landwirtschaft. Das Urprodukt könne auch direkt von den Bäuerinnen und Bauern veredelt werden. Damit verbleibe die Wertschöpfung in Bauernhand: „Landwirte sind irrsinnig gute Produzenten, aber beim Verkauf und Vertrieb gibt es noch viel Verbesserungsbedarf“, so Huber, der insbesondere im Online-Absatz „eine Chance der Zeit“ sieht, um neue Vertriebswege zu erschließen.
Mit Direktvermarktung einen neuen Arbeitsplatz geschaffen
„Ich habe bereits als Kleinkind gewusst, dass ich Bäuerin werden möchte“, betonte Magdalena Neubauer aus Thalheim bei Wels. Seit ihrem 21. Lebensjahr arbeitet sie am Hof ihrer Eltern, die einen geschlossenen Schweinezuchtbetrieb im Vollerwerb bewirtschaften. Seither hat sie sich neben der Mitarbeit im Schweinestall und auf den Feldern mit der Direktvermarktung auch ihren eigenen betrieblichen Aufgabenbereich geschaffen. Im Hofladen am „Wohlmayergut“ findet man eine breite Auswahl an verschiedenen Kürbiskernprodukten, Marillenerzeugnissen, Schnäpse und Liköre sowie Speck und Eier.
„Schon als Kind wusste ich, dass ich Bäuerin werden möchte.“ Magdalena Neubauer
Geöffnet ist der Selbstbedienungsladen 24 Stunden täglich. Zudem werden die Produkte auch online über den Webshop sowie in ausgewählten Geschäften in der Umgebung zum Verkauf angeboten: „Regionale Lebensmittel gewinnen immer mehr an Bedeutung. Die Konsumenten legen Wert auf gute Qualität“, so Neubauer. Um Werbung für die Produkte zu machen und den Bekanntheitsgrad weiter zu steigern, setzt sie auch auf die sozialen Medien wie Facebook und Instagram: „Dort zeigen wir Fotos und Kurzvideos von unserer täglichen Arbeit am Betrieb.“ Weiters bietet Neubauer auch „Schule am Bauernhof“ an: „Hier gibt es wirklich großes Interesse von Schulen insbesondere auch aus der Stadt“, so die 24-jährige Jungbäuerin, die neben der Arbeit zu Hause auch als Betriebshelferin über den Maschinenring unterwegs ist und an der Bezirksbauernkammer Wels auch Mehrfachanträge entgegennimmt.
Landwirtschaft, Handel und Gastronomie
„Gemeinsam mit seinen Eltern bewirtschaftet Samuel Holzweber in Schwertberg den „Biohof Mascherbauer“. Neben der Landwirtschaft wird zudem gewerblich ein Lebensmittelgeschäft sowie eine Gastronomie betrieben. Am Hof werden Zucht- und Mastschweine, Mutterkühe, Weidemasthühner sowie Enten und Gänse gehalten: „Bei uns wird die Vielfalt zur Einheit“, so Holzweber, für den immer klar gewesen sei, daheim am Hof arbeiten zu wollen.
Der Großteil der Tiere wird am Hof geschlachtet, in der Direktvermarktung weiterverarbeitet, in der Gastronomie verkocht und somit an den Konsumenten gebracht.
„Ich wollte immer schon daheim am Hof arbeiten.“ Samuel Holzweber
Als weiterer Vermarktungsweg dient der „Mühlviertler Biohofladen“, der mit mehr als 800 Artikeln aus der Region bestückt und zudem auch Arbeitsplatz für fünf Mitarbeiter ist. „Neben dem Lebensmitteleinkauf bieten wir unseren Kunden ein breites Angebot wie Feiern, Catering, Exkursionen und sind so auch ein beliebtes Ausflugsziel geworden.“
Innovationsförderungen für die Land- und Forstwirtschaft
Abschließend gab Wolfgang Löberbauer vom Land Oberösterreich einen Einblick in die Fördermöglichkeiten: „Gefördert werden derzeit Website- und Onlineshops, der Breitbandanschluss, die agrarische Forschung sowie Investitionen in den Bereichen Automatisierung und Diversifizierung. Zudem gilt auch bei Leader-Projekten Innovation als Grundprinzip.“
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- Bildquellen -
- Agrarinnovationstag: BZ/Mursch-Edlmayr