Für hohe und qualitativ entsprechende Futtererträge braucht es eine gute Vorbereitung der Wiesen im Frühjahr. Vor allem gilt es Lücken in der Grasnarbe zu reparieren. Oft wuchert der Filz von Gemeiner Rispe oder Löwenzahn in den Beständen. Die Strategie ist der Aufbau dichter Grasnarben.
Eggen? Nur wenn Lücken da sind
Wiesen müssen im Frühjahr zuerst auf diverse Ablagerungen und Lücken in der Grasnarbe kontrolliert werden. Wieseneggen vor dem Ergrünen ebnet Wirtschaftdüngerreste und offenen Boden von Tritt- oder Fahrschäden oder Schädlingskalamitäten ein. Gleichzeitig schafft Eggen besseren Aufgang für Einsaaten. Rasches Walzen danach fördert die Wasserversorgung, beschleunigt den Anwuchs und reduziert Futterverunreinigungen.
Fitte Wiesen mit dichter Narbe braucht man im Frühjahr nicht zu eggen oder zu striegeln. Unnötige mechanische Eingriffe schädigen bloß die Grasnarbe und mindern den Ertrag beim wichtigen ersten Aufwuchs.
Intensive Nutzung lässt Lücken entstehen
Hohe Futterqualität für hochleistendes Zuchtvieh erfordert drei bis sieben Nutzungen. Hauptursache für das frühe Absterben von Gräserhorsten ist der Vielschnitt von Wiesen. Die Gräserhorste erschöpfen sich dabei früher durch:
• schnelles Wachstum (ist gleich hoher Ertrag),
• intensive Düngung und
• deutlich verlängerte Vegetationszeiten durch das wärmere Klima. Die Folgen sind Ertrags-und Qualitätsverluste durch Erdverschmutzung des Futters mit Ausbreitung von Ampfer und Löwenzahn als Lückenfüller.
Löwenzahn als Lückenindikator
Als Zeigerpflanze für den Zustand einer Grasnarbe kann der Löwenzahn dienen. Je mehr Löwenzahn im Frühjahr blüht, umso ausgedünnter ist die Grasnarbe. Er ist damit auch Indikator für Verlust von Ertrag, Qualität und letztlich geldwerten Einkommens. Lückige, nicht regenerierte Mähwiesen bringen oft nur die Hälfte des Ertrags von Neuanlagen. Das sind rund 6 t TM/ha Verlust oder rund 1.200 Euro pro Hektar und Jahr, bewertet mit Heu auf Zukaufbasis.
Das probate Mittel, um lückige Futterwiesen wieder zur vollen Leistung zu bringen, sind Einsaaten. Die klassische Wieseneinsaat erfolgt im Spätsommer, wenn die Einsaat wenig Konkurrenz hat. Einsaaten im Frühjahr sind zur Reparatur von Narbenlücken sinnvoll.
Wiederholte Einsaat bringt den Erfolg
Für einen guten Aufgang und Anwuchs von Einsaaten braucht es:
• standortgerechte Sorten- und Artenauswahl,
• genug Bodenfeuchte,
• genug offenen Boden und Licht zur Keimung,
• keine Konkurrenz des Altbestandes (daher vorher kurz halten),
• gezielte Einsaatzeiten mit leichter, flexibler Sätechnik (z. B. Samenstreuer) und
• Einsaatwiederholung zur Risikostreuung (Frühjahr, Herbst, mehrere Jahre).
Wiederholte Einsaaten vermindern das Risiko von schlechtem Aufgang einzelner Termine. Eigene Erfahrungen zeigen, dass es bis zu drei Einsaatjahre braucht, um beste Grasnarben und Erträge aufzubauen. Im Vergleich zum Erfolg sind die Kosten überschaubar. Zwei Sätermine mit je 10 kg Saatgut pro Hektar und Jahr schlagen mit etwa 200 bis 300 Euro zu Buche.
Gezielte Sortenwahl für Futterwiesen
Vor der Saatgutbestellung soll klar sein, welche Grasarten bzw. Mischungen zum Standort und Ertragsziel passen. Im Handel verfügbar sind fertige Nachsaatmischungen sowie auch Einzelkomponenten zur individuellen Sortenwahl.
Beim Einsatz fertiger Nachsaat-Mischungen ist der Blick zuerst auf die Eignung je nach Lage (feucht/mittel/trocken) zu richten. Bei der Artenzusammensetzung geben die ÖAG-Einsaatmischungen (NA, NATRO, NAWEI, NI, NIK, KWEI) einen Standard vor. Mittels Zumischung einzelner Futtergräser lässt sich das Ertragspotenzial des eigenen Standortes noch besser nutzen. In von Dürre und Klimawandel gefährdeten Lagen wird das immer dringender.
Individuelle Zumischung
Für beste Erträge braucht es gesunde, standortgerechte, also örtlich gut wüchsige Gräser. Erreicht wird das durch gezielte Sortenwahl und rechtzeitige Bestellung. In der Praxis bewährt haben sich auch Zumischungen zu fertigen Nachsaatmischungen. Im Handel sind bei rechtzeitiger Bestellung die gewünschten einzelnen Gräser erhältlich. Folgesaaten mit Zumischung haben die Chance, dass gezielt jene Arten zum Zug kommen, die vor Ort bereits gut wüchsige Eigenschaften zeigen, also bestens für den Standort passen.
Die Zumischung erfordert es, die individuellen Sorten und Gräser zu erkennen sowie über deren Standortansprüche und Futterwert Bescheid zu wissen. Sorteninformationen bieten dazu AGES, ÖAG und LfL in Bayern. Aus gutem Grund säen Praxispioniere mit langjähriger Einsaaterfahrung nur gezielt jene Gräsersorten ein, die regional am besten in der Sortenprüfung von LfL und AGES abschneiden. Prüfstandorte für Gräser und Klee gibt es in Grabenegg (NÖ), Freistadt, Lambach (OÖ), Gumpenstein, Piber, Admont (Stmk.) und Rotholz (T). Die online frei abrufbaren Sortenprüfberichte sind ein Wissensschatz zur regionalen Sortenwahl und lassen sich für Einsaaten nutzen.
bsl.baes.gv.at/kulturen/graeser/
Die standortgerechte Zumischung von besser trockenheitsverträglichen Arten wie Knaulgras, Glatthafer, Festulolium, Rotklee oder Luzerne bremst die Folgen zunehmender Temperaturanstiege. In höheren Berg- und Feuchtlagen setzt sich demgegenüber Timothegras immer besser durch. Der Autor unterstützt dabei Grünlandbauern bei der richtigen Saatgutwahl.
- Bildquellen -
- Nachgesaete Dauerwiese W Agrarfoto: agrarfoto.com