Jeder fünfte Brand betrifft die Landwirtschaft

Die Brandverhütungsstelle Oberösterreich will mehr Bewusstsein für Brandgefahren schaffen und aufzeigen welche präventive Maßnahmen es zur Eindämmung gibt.

Die Anzahl von Bränden in der Landwirtschaft nimmt tendenziell zu. Bei den Schadenssummen sind landwirtschaftliche Betriebe mittlerweile mit Gewerbebetrieben gleichzusetzen.

Der Strukturwandel und die Modernisierung in der Landwirtschaft beeinflussen auch das Brandgeschehen: Die Automatisierung hat stark zugenommen und auch zu Verschiebungen bei den häufigsten Zündquellen geführt. Waren es früher vorwiegend Heustockbrände, so sind heute elektrische Defekte die häufigste Brandursache. Fast ein Drittel (31 Prozent) der landwirtschaftlichen Großbrände entstehen durch Defekte in der elektrischen Anlage oder durch Elektrogeräte. 25 Prozent der Großbrände werden durch Wärmegeräte verursacht, zehn Prozent sind auf Brandstiftung zurückzuführen.

Laut einer Auswertung der Brandschadenstatistik der österreichischen Brandverhütungsstellen, betrifft jeder fünfte Brand den landwirtschaftlichen Sektor – Tendenz leicht steigend. Wenn man bedenkt, dass die Zahl der aktiv bewirtschafteten Betriebe rückläufig war, so ist das Brandrisiko aus Sicht des einzelnen Betriebes – trotz teilweisen Wegfalls einzelner Zündquellen – im gleichen Zeitraum deutlich gestiegen.

Verlust der Lebens- und Arbeitsstätte

Insgesamt wird damit deutlich, dass Brandschutz ein essenzielles Thema in der Landwirtschaft darstellt. Eine Besonderheit dieser Brände ist, dass damit im schlimmsten Fall der Verlust sowohl der Lebens- als auch der Arbeitsstätte verbunden ist. Bäuerinnen und Bauern verlieren im Falle eines Großbrandes ihre Lebensgrundlage, es geht um ihre Existenz. Nicht zuletzt deswegen hat der vorbeugende Brandschutz einen hohen Stellenwert bei den heimischen Landwirten, doch gilt es weiterhin, hier am neuesten Stand zu bleiben und Bränden im eigenen Betrieb aktiv vorzubeugen.

Auch hier kommt der zunehmenden Automatisierung bzw. Ausstattung mit elektronischen Anlagen eine besondere Rolle zu: Bei einer Neuerrichtung von Stallgebäuden und sonstigen landwirtschaftlichen Betriebsgebäuden wird der steigenden Zahl von elektrischen Verbrauchern, die an der elektrischen Anlage eines Bauernhofes hängen, durchwegs Rechnung getragen. „Bei einem Neubau wird auf die entsprechende Verkabelung, Einbauqualität und auch Absicherung geachtet“, erläutert Günther Schwabegger von der Brandverhütungsstelle für OÖ. Ebenso werde meist die Errichtung einer Blitzschutzanlage in die Planung mit einbezogen. Beim schrittweisen Aus- und Umbau von Wirtschaftstrakten und bei nachträglichen Einbauten bestehe aber die Gefahr, dass auf die Anpassung der elektrischen Anlage nicht ausreichend Augenmerk gelegt wird. „Darüber hinaus kann es zur Verschmutzung und vermehrt zu Schäden an Leitungen, Klemmstellen, Lampen oder anderen Teilen der elektrischen Anlage kommen, die – sofern sie nicht bemerkt und behoben werden – schließlich zur Brandentstehung führen“, so Schwabegger.

Jeder Großbrand beginnt im Kleinen

Die Auswirkungen davon können enorme Ausmaße annehmen, weil selbst bei kleineren Brandgeschehen die gesamte Stalltechnik zum Erliegen kommen und in weiterer Folge enorme Schäden verursachen kann. Das Besondere in der Landwirtschaft sind vielfach die leicht brennbaren Lagerungen (Bsp. Heu und Stroh), sodass sich ein Brand, der im Kleinen beginnt, rasch zu einem Großbrand ausbreitet.

Umso wichtiger ist es, sich über das Gefahrenpotenzial im landwirtschaftlichen Betrieb bewusst zu werden. Die Auslöser von Bränden durch elektrische Energie sind mannigfaltig. Von der unsachgemäßen Verwendung von elektrischen Geräten oder dem Hantieren mit schadhaften Geräten über eine mangelhafte Ausführung der Installation bis hin zu von Nagetieren angeknabberten Kabeln. „Elektroinstallationen dürfen nur von Fachpersonal vorgenommen werden“, betont Schwabegger. Fachleute sorgen auch für den Einbau eines FI-Schalters, der zur Basisausstattung jeder Elektroinstallation gehört, und für den Einbau eines Überspannungsschutzes, der bei indirektem Blitzschlag unter anderem die sensible Technik vor einem Ausfall oder zumindest vor der Zerstörung schützt.

Ein weiterer Umstand, dem bei der Neuerrichtung von Wirtschaftsgebäuden durchwegs Rechnung getragen wird, der beim stufenweisen Aus- und Umbau aber oftmals vernachlässigt wird, ist die Bildung und manchmal auch die Erhaltung von Brandabschnitten. Diese verhindern oder verzögern das Übergreifen eines Brandes von einem Gebäudeteil auf den anderen. Die brandschutztechnische Trennung von Wohn- und Wirtschaftsgebäuden ist ein absolutes Muss. Zusätzlich empfiehlt es sich, mit der örtlichen Feuerwehr nicht nur Begehungen, sondern auch Übungen auf den Höfen abzuhalten, um für den Ernstfall optimal gerüstet zu sein.

Jeder achte Landwirt bereits von Brand betroffen

Eine Erhebung des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) bei 500 landwirtschaftlichen Betrieben hat zeigt, dass 13 Prozent der Landwirte bereits von einem Brandereignis betroffen waren. Generell beurteilen Landwirte das Brandrisiko in ihren Betrieben dennoch als gering. Das Risikobewusstsein unter Landwirten für Brände an ihrem Standort sei wenig ausgeprägt: „Nur drei Prozent der Landwirte sehen hier ein hohes Risiko“, so Armin Kaltenegger, Leiter des Bereichs Eigentumsschutz im KFV. „51 Prozent erkennen allerdings ein gewisses Risiko für Brandereignisse an.“

Nur knapp die Hälfte der Landwirte (48 Prozent) sieht sich für einen Betriebsausfall durch einen Brand vorbereitet. Nicht nur die Versicherungsquote unter den Landwirten (99 Prozent) ist sehr hoch, auch fühlen sich alle Versicherten durch ihre abgeschlossenen Versicherungen geschützt.

Diese Absicherung durch die Versicherungswirtschaft stellt für Landwirte häufig die intensivste Präventionsform für Brandschäden dar. „Laut unserer Erhebung haben 80 bis 90 Pro­zent der Landwirte bauliche Maßnahmen zu Brand- und Blitzschutz getroffen, aber nur knapp die Hälfte der Betriebe verfügen über geplante Fluchtwege. Nur ein Drittel verfügt über ausreichende Präventionsmaßnahmen. Gar nur jeder Siebte hat einen konkreten Ablaufplan im Brandfall“, so Kaltenegger. Fehlendes Problembewusstsein gepaart mit der Vermeidung der Kosten für präventive Anlagen ist eine brandgefährliche Mischung: „Prävention ist gerade in diesem Bereich besonders wichtig. Jedoch setzen bereits von einem Brandfall betroffene Landwirte nicht mehr Maßnahmen als Nichtbetroffene“, so der Experte.

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  • Nächtlicher Großbrand Auf Einem Bauernhof: Reinhard Schäfer - stock.adobe.com
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AUTORThomas Mursch-Edlmayr
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