Interessante Neuzüchtungen beim Ölkürbis

Der Ölkürbis wird züchterisch intensiv bearbeitet. Stabilität unter widrigen Bedingungen und Ertragssicherheit sind wichtige Zuchtziele, die auch in der AGES-Sortenprüfung getestet werden.

Nach den Problemen im Vorjahr könnte der Anbau von Ölkürbis heuer wieder interessanter sein.

Züchtung und landwirtschaftliche Praxis sind in Sachen Ölkürbis weiter gefordert, so das Fazit über die zurückliegende Kürbissaison 2023. Kühle Temperaturen im Frühjahr und der fehlende Schutz der Beize mit Maxim XL haben die Landwirte und auch das Versuchswesen vor große Herausforderungen gestellt. Aufgrund der geringeren Wirksamkeit des Beizschutzes und der ungünstigen Witterung mussten Landwirte vielerorts Ölkürbisflächen nachbauen.

Jugendentwicklung soll möglichst rasch sein

Neuere Sorten mit raschem Aufgang und rascher Jugendentwicklung waren unter diesen Umständen im Vorteil. Zur kühlen Witterung im Frühjahr kamen im Laufe des Jahres noch weitere Wetterkapriolen hinzu. In der Steiermark gab es in vielen Gebieten Starkregen, Hagel­ereignisse und überflutete Ackerflächen. In Niederösterreich wiederum gab es eine lang anhaltende Trockenperiode. Hitze und Trockenheit beeinträchtigten die Fruchtentwicklung, auffallend viele kleinere Früchte waren die Folge.
2023 zeigte sich ein deutlicher Rückgang der Anbaufläche. Es wurden 28.425 ha (–24 %) Kürbisse angebaut. Mit einer Gesamtproduktion von 15.466 t lag auch der Durchschnittsertrag mit nur 5,4 dt/ha (–29%) deutlich unter dem Niveau von 2022.

Sortenneuzulassungen

Dank der guten Züchtungsarbeit konnten auch im Dezember 2023 wieder einige interessante Sorten zugelassen werden.
GL Albert ist ein raschwüchsiger Hybrid, der kurze Ausläufer bildet, früh blüht und in der Abreife ähnlich GL Rustikal ist. Die Sorte zeigte in den beiden Prüfjahren ein sehr hohes Ertragspotenzial und lag mit seinem hohen bis sehr hohen Ölgehalt auch im Ölertrag im Spitzenfeld. GL Albert hat einen mittleren Fruchtansatz und bildet sehr große Kerne aus.
GL Josef ist ein langtriebiger Rankentyp mit mittlerer bis rascher Jugendentwicklung und früher Blüte. Der Hybrid reift früh bis mittel, ähnlich wie GL Atomic, ab. GL Josef vereint einen hohen Fruchtansatz mit einem geringen Anteil an kleinen Früchten. Die Sorte zeigt trotz früherer Reife ein sehr hohes Ertragspotenzial und eine geringe Fäulnisanfälligkeit. In beiden Anbaugebieten realisierte GL Josef deutliche Mehrleistungen im Korn- und Ölertrag.
Pablo ist ein Rankentyp, der lange Ausläufer bildet, zeigt eine mittlere bis rasche Jugendentwicklung und blüht früh. Pablo reift sehr früh bis früh ab (Reifenote 2) und liegt damit noch deutlich vor GL Inka. Der Hybrid verfügt über einen mittleren Fruchtansatz und eine mittlere Fruchtfäuleanfälligkeit. Ölgehalt und Tausendkornmasse sind mittel bis hoch ausgeprägt. Im Kornertrag liegt die Sorte etwas unter den später abreifenden Vergleichssorten. Pablo ist durch seine frühe Reife interessant, weil die zeitigere Ernte die Arbeitsspitze im Herbst mildert.

Regionale, mehrjährige Ergebnisse

GL Rudolf brachte in den AGES-Versuchen auch heuer wieder sehr gute Leistungen. GL Rudolf reift etwas später als GL Rustikal bei einer ähnlich guten Fäulnisresistenz. Der Hybrid zeigt eine rasche Jugendentwicklung, blüht früh und bildet kurze Ausläufer. GL Rudolf konnte sich durch die stabil hohen Erträge der letzten Jahre als Standardsorte etablieren.
GL Leopold bildet kurze Ausläufer, ist raschwüchsig, blüht früh und reift früh bis mittel, ähnlich wie GL Atomic, ab. Die Anfälligkeit für Virosen, Mehltau und für krankheitsbedingte Blattwelke ist mittel ausgeprägt. Bei einem geringen Anteil an faulen Früchten zeigt GL Leopold hohe Korn- und Ölerträge. Der Hybrid verfügt über einen hohen Fruchtansatz und weist eine gute Kornausbildung auf.
GL Atomic (Zulassung 2018) zeigte im Vorjahr in den Versuchen wieder gute Erträge und zählt sowohl in Niederösterreich als auch in der Steiermark zu einer der Hauptsorten. Um sein hohes Ertragspotenzial voll ausschöpfen zu können, benötigt GL Atomic gute Böden.
GL Inka ist ein Rankentyp mit früher Reife (Note 3). Die bereits 2017 zugelassene Sorte bleibt in den AGES-Versuchen im Südburgenland und in der Steiermark ertraglich unterdurchschnittlich, bei besseren Leistungen in den niederösterreichischen Anbaulagen. GL Inka muss zeitgerecht geerntet werden, um Fäulnisverluste zu vermeiden. Mit seiner Langtriebigkeit kann GL Inka Fehlstellen gut kompensieren.
GL Ludwig mit früherer Reife (Reifenote 4) bildet kurze Ausläufer, ist raschwüchsig, blüht früh und reift früh bis mittel, ähnlich wie GL Atomic, ab. GL Ludwig verfügt über einen hohen Fruchtansatz und eine sehr gute Kornausbildung.
GL Ferdinand zeigte in der zweijährigen Prüfung ein hohes Ertragspotenzial bei mittlerer bis später Reife (Ausprägungsstufe 6). GL Ferdinand weist einen mittleren Fruchtansatz und geringen Anteil an faulen und kleinen Früchten auf. Der Ölgehalt und die Kornausbildung sind sehr gut ausgeprägt (in beiden Merkmalen Note 8).
Die bewährte, aber bereits vor über zwölf Jahren registrierte Sorte GL Rustikal (Zulassung 2010) kann mit den neuen Sorten ertraglich nicht mehr mithalten und bleibt in den AGES-Versuchen unterdurchschnittlich. GL Rustikal zeichnet die gute Fäulnisresistenz gegenüber den Vergleichssorten aus.
Die frei abblühende Sorte GL Ruprecht ist für den Bioanbau interessant. GL Ruprecht bildet als Rankentyp lange Ausläufer, zeigt eine mittlere Jugendentwicklung und Blütezeit und reift spät ab. Die recht gesunde Sorte mit einem nur geringen Anteil an faulen Früchten übertraf die ebenso frei abblühende Sorte GL Classic im Korn- und Ölertrag deutlich und zeigte auch Vorteile im Ölgehalt (+1,4 %). Die Hybridsorten werden ertraglich nicht erreicht. GL Ruprecht verfügt über eine sehr gute Kornausbildung.
Vom frühreifenden Hybrid Beppo gibt es keine aktuellen mehrjährigen Ergebnisse mehr. Beppo wird aber vermarktet, denn seine sehr frühe Abreife bietet die Möglichkeit, Arbeitsspitzen bei der Kürbisernte zu entzerren. Die Sorte sollte im Hinblick auf die Fruchtfäuleanfälligkeit aber auch bald nach der Abreife geerntet werden.
GL Vincent hat beschalte Körner und wird für Knabberkerne und nicht zur Ölherstellung verwendet. Der hohe Schalenanteil erklärt zum Teil auch seine guten Ertragsleistungen. Dagegen ist der Ölgehalt wegen der verholzten Schale entsprechend niedrig.
Aufgrund des guten Zuchtfortschritts haben Landwirte mit den registrierten Sorten mit breitem Reifespektrum eine gute Auswahl für die Praxis.

Sorteninformationen im Internet:
www.ages.at/pflanze/sorte/sorte-service

Zulassung für Redigo M als Kürbisbeize

Für die Anbausaison 2024 wurde für das Fungizid Redigo M eine Notfallzulassung zur Anwendung bei Ölkürbis erteilt. Redigo M enthält die Wirkstoffe Metalaxyl und Prothioconazol und ist bisher als Maisbeize bekannt.
Versuche der Saatzucht Gleisdorf im Labor und bei Aussaat im September und Oktober haben gezeigt, dass Redigo M beim Aufgang vergleichbar gute Ergebnisse bringt wie die bewährte, aber nicht mehr zugelassene Beize Maxim XL. Damit steht für 2024 eine Saatgutbehandlung im Ölkürbis zur Verfügung, die wieder mehr Sicherheit im Kürbisanbau geben wird. Da Redigo M über längere Zeit stärker keimschädigend ist als Maxim XL, sollte Kürbissaatgut nicht ins nächste Jahr überlagert werden.

- Bildquellen -

  • 2407 W01 Kuerbispflug Agrarfoto: agrarfoto.com
- Werbung -
AUTORIng. Michaela Huber-Lipp, Dipl.-Ing. Klemens Mechtler (Institut für Nachhaltige Pflanzen­produktion, AGES Wien)
QuelleH.M.
Vorheriger ArtikelSchweinemarkt KW 07-08/’24: Fleischmarkt läuft zäh, Notierungen dennoch im Plus
Nächster ArtikelTierexport per Schiff wurde zur Odyssee