Die Produktion, die Vermarktung und der Handel mit illegalen und gefälschten Produkten stellen international und in Europa ein immer größer werdendes Problem dar. Im Bereich Pflanzenschutz sind vor allem Länder mit EU-Außengrenzen und große Märkte in Westeuropa überdurchschnittlich betroffen. „Hersteller, Behörden, Handel und Vertreter der Landwirtschaft arbeiten seit Jahren eng zusammen und bauen diese Zusammenarbeit kontinuierlich aus, um gemeinsam Aktionen gegen den Handel mit illegalen Produkten zu setzen. Aber wir sind im Kampf gegen diese Produkte und Fälschungen auch auf die Mithilfe von Landwirten und Händlern angewiesen, die Verdachtsfälle sofort melden. Landwirte sollten zudem ausschließlich zugelassene Produkte kaufen und ausbringen, um hohe Strafen und Schäden für Umwelt, Konsumenten und den landwirtschaftlichen Betrieb zu vermeiden“, so Josefine Sinkovits, stellvertretende Direktorin vom Bundesamt für Ernährungssicherheit (BAES), Ferdinand Lembacher, Generalsekretär der Landwirtschaftskammer Österreich (LK Österreich), und Christian Stockmar, Obmann der IndustrieGruppe Pflanzenschutz (IGP).
Lembacher: Schnäppchen von heute, können morgen teuer sein
„Wir appellieren an die Landwirte, nur zugelassene Pflanzenschutzmittel-Produkte von seriösen Vertriebspartnern zu beziehen. Denn das Schnäppchen von heute kann morgen schon sehr teuer sein. Bei Verwendung von qualitativ einwandfreien Produkten kann Schaden für Ernte, Boden, Gewässer und Grundwasser vermieden und gleichzeitig jedes Risiko für Konsumenten ausgeschlossen werden“, betont der Generalsekretär der LK Österreich, Ferdinand Lembacher. „Wir rufen daher alle Landwirte auf, Verdachtsmomente für Produktfälschungen zu melden. Vor allem, da der Einsatz und die Entsorgung von illegalen Substanzen nicht abschätzbare Umweltprobleme und daher hohe Kosten für den Landwirt mit sich bringen können.“
Da Fälschungen jedoch zunehmend schwerer von zugelassenen Produkten zu unterscheiden sind, nennt Lembacher fünf Regeln beim Kauf und Einsatz von Pflanzenschutzmitteln:
• Nur zugelassene Produkte einsetzen
• Produkte nur von seriösen Vertriebspartnern kaufen und vor allem bei Internethändlern wachsam sein
• Schnäppchenkäufe bei unbekannten Anbietern vermeiden
• Darauf achten, dass Etiketten enthalten, in deutscher Sprache angeführt und fest mit der Verpackung verbunden sind
• Nach einer Rechnung mit detaillierten Verkaufsinformationen fragen
Sinkovits: Breites internationales Vorgehen gegen Counterfeits
In Österreich ist das BAES für die Kontrolle der Inverkehrbringung von Pflanzenschutzmitteln zuständig. Josefine Sinkovits, Leiterin der Abteilung Rechtsdienst, Zulassung, Zertifizierung und Kommunikation im BAES: „Die Behörde hat schon vor Jahren einen Schwerpunkt zu illegalen Pflanzenschutzmitteln in den risikobasierten Kontrollaktivitäten implementiert. Das dient der Gewährleistung der alljährlichen Verfügbarkeit entsprechender Ressourcen, um auf Verdachtsfälle umgehend reagieren zu können. Seit kurzem bildet auch die Kontrolle von Internetaktivitäten im Zusammenhang mit dem Inverkehrbringen von Pflanzenschutzmitteln einen Kontrollschwerpunkt. Die Zahl der vom BAES beprobten Pflanzenschutzmittel wird zudem permanent erweitert und erhöht sich von Jahr zu Jahr. Die Auswahl der betreffenden Wirkstoffe erfolgt schwerpunktmäßig nach einer gezielten, risikobasierten Planung.“
Weiters wird dem Thema illegale Pflanzenschutzmittel in den Sachkundekursen des BAES, die der Ausbildung der Inverkehrbringer und Anwender dienen, entsprechende Aufmerksamkeit geschenkt, was auch auf Seiten der Kursteilnehmer auf großen Zuspruch stößt. „Die Zusammenarbeit mit den Behörden der anderen Mitgliedstaaten wurde in den letzten Jahren stark forciert, sodass bei Vorfinden eines gefälschten, nicht konformen oder verdächtigen Pflanzenschutzmittels umgehend die anderen bzw. betroffenen Mitgliedstaaten informiert werden“, verweist Sinkovits auf die gute Zusammenarbeit der unterschiedlichen Behörden.
Stockmar: Nur zugelassene Pflanzenschutzmittel sind sicher
„Die Hersteller von Pflanzenschutzmitteln unterstützen die gute landwirtschaftliche Praxis, um die Versorgung mit sicherem und hochwertigem Essen, sauberes Wasser und die Gesundheit von Anwendern und Konsumenten zu gewährleisten“, unterstreicht Stockmar. Die Hersteller sowie deren Verbände forcieren daher ebenfalls europaweit Schulungen und sensibilisieren Landwirte, beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf zugelassene Produkte und sachgemäße Anwendung zu achten.
„Pflanzenschutzmittel sind die bestuntersuchten Substanzen. Die mehr als zehnjährige Entwicklungsdauer sowie die umfassende und mehrstufige Zulassung gewährleisten, dass Pflanzenschutzmittel hochwirksam, schnell abbaubar, ohne unvertretbare Wirkungen für Mensch, Tier und Umwelt sowie vor der Ernte weitgehend aus dem Erntegut verschwunden sind“, betont der IGP-Obmann.
Illegale Produkte wiederum sind weder getestet noch zugelassen und werden durch kriminelle Netzwerke auf den Markt gebracht. Die Inhaltsstoffe und die Wirkung sind oft unzureichend untersucht und unbekannt, in vielen Fällen aufgrund unvertretbarer Risiken für Mensch, Tier und Umwelt sogar verboten. Von Behörden und Herstellern wurde daher das Projekt Silver Axe initiiert und gestartet, im Zuge dessen im Jahr 2015 190 Tonnen sowie 2017 122 Tonnen illegaler und gefälschter Produkte sichergestellt wurden.
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- Bild 2: Anna Schreiner/LK Österreich
- Bild 1: Anna Schreiner/LK Österreich