Gute Erträge dank günstigem Witterungsverlauf bei mittelprächtigen Erzeugerpreisen – so lässt sich die heurige Ernte bei den Herbstkulturen zusammenfassen.
Woran das liegt, erklärt Landwirtschaftskammer Präsidentin Michaela Langer-Weninger: „Die weltweite Versorgungslage bei Mais, Weizen und Sojabohne ist ausgezeichnet, die Lager sind bei allen drei Kulturen mit etwa 30 bis 40 Prozent des jeweiligen Jahresbedarfs voll. Und dies bereits vor der Ernte. Ein Umstand der auch in Österreich zu anhaltend überschaubaren Preisen führt.“
Alles in allem ist die Herbsternte 2020 aber ein zufriedenstellendes „Erntefinale“. Besonders vor dem Hintergrund der zahlreichen Wetterkapriolen in diesem Jahr. Große – wenngleich auch örtlich begrenzte – Schäden wurden durch teils massive Hagelunwetter, die häufig Starkniederschläge und Sturm mit sich brachten, verursacht. Insgesamt 20.000 Hektar Agrarfläche wurden so zerstört. Das entspricht einer Verzehnfachung gegenüber dem Vorjahr. „Eine umfassende Risikovorsorge ist für ein planbares Wirtschaften mittlerweile eine existentielle Notwendigkeit“, resümiert Langer-Weniger.
Die Ergebnisse der wichtigsten Herbstkulturen im Detail
Mais: Die noch laufende Ernte lässt ein sehr gutes Ergebnis erwarten. Im Landesschnitt werden sich die Erträge bei hervorragenden elf Tonnen pro Hektar einpendeln. Trotz der laufenden Niederschläge zeigt das Mykotoxin-Monitoring der Landwirtschaftskammer keine bzw. nur leicht erhöhte Werte. Neben Top-Erträgen ist daher auch mit guten Futterqualitäten zu rechnen.
Zuckerrübe: Die Rekordernte 2014 wird heuer mit 92 Tonnen je Hektar übertroffen werden. Insgesamt rechnet man in Oberösterreich mit einer Erntemenge von 570.000 Tonnen Zuckerrüben. Das ist gegenüber dem Fünf-Jahres-Schnitt ein Plus von 35 Prozent. Würde nicht das Damoklesschwert „Leopoldsdorf“ über dem Rübenanbau schweben, könnte man dank attraktiver Dreijahresvertragspreise der Zukunft zuversichtlich entgegenblicken.
Soja: Durchwachsen präsentiert sich heuer die Sojaernte. Die Erträge liegen mit drei Tonnen pro Hektar unter jenen des Vorjahres. Grund hierfür: die Kultur hat sich infolge der guten Wasserversorgung überwachsen und fand wenig Reserven für die Korneinlagerung. Überrascht haben einzig Sojabestände auf Schotterböden. Hier wurden teilweise vier Tonnen pro Hektar erzielt. Ebenso erfreulich: die Bruttopreise haben kürzlich wieder angezogen und liegen nun bei 390 Euro je Tonne.
Ölkürbis: Die Hälfte der oberösterreichischen Rekordfläche von 1600 Hektar ist mittlerweile geerntet. Die Erträge sind gegenüber dem Vorjahr konstant gut und liegen bei 800 Kilogramm pro Hektar. Aufgrund der geringen Ertragserwartung in der Steiermark wird es für die erwarteten Übermengen nur geringe Preisabschläge geben. Landwirte können mit Einnahmen von 3,20 Euro je Kilogramm rechnen.
Hirse: Sorghum wie sie auch heißt, entwickelt sich aufgrund der Klimaerwärmung zu einer interessanten Kultur. Zudem ist die Hirse glutenfrei und eignet sich neuester Forschung zur Folge sehr gut für die Backwarenerzeugung.
Fortsetzung der Topsaison im Grünland nötig
Das „ausgesprochen gute Grünlandwetter“ sorgte laut Pflanzenbaudirektor Helmut Feitzlmayr (siehe Landsleute Seite 12) dazu, dass die Futtervorräte wieder aufgefüllt werden konnten. Nach guten ersten Schnitten brachten auch dritter, vierter und fünfter Schnitt zufriedenstellende Erträge. „Damit sich Futtergräser, Klee und wertvolle Kräuter wieder durchsetzen können und hochwertiges Wirtschaftsgrünland zur Verfügung steht, sind aber noch weitere Jahre mit guten Niederschlägen nötig“, mahnt Feitzlmayr.
Gemüsebau: „2020 ist das Kohljahr schlechthin“
Obst: Bis zu 80 Prozent Ertragsausfall mussten die Apfelbauern im oberösterreichischen Zentralraum (Hauptanbaugebiet) hinnehmen. Gebiete, die dagegen vom Blütenfrost verschont blieben, konnten im Streuobstbereich Rekord-Erträge verbuchen. Auch die Bruttopreise für Verarbeitungsware haben sich gebessert und liegen nun bei circa 15 Cent je Kilogramm.
Im Gemüseanbau gibt es bei Wurzelgemüse zufriedenstellende Erträge, auch beim Vertragsgemüse können die Mengen planmäßig erbracht werden. Überdurchschnittlich sind auch die Mengen bei Kraut, Kohl, Karfiol und Co. Feitzlmayr meint: „2020 ist das Kohljahr schlechthin“. Wermutstropfen: beim Frischmarktkraut sank durch die Übermengen der Preis unter die Rentabilitätsgrenze.
Ebenfalls traurig, aber wahr: der Anbau von „Bierrettich“ im Eferdinger Becken wird aufgrund des Wegfalls des Insektizides „Agritox“ sowie massiven Ernteverlusten im heurigen Jahr de facto zum Erliegen kommen. Das regionale Aushängeschild wird damit zukünftig aus dem Ausland kommen.
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