Die zuletzt erhobenen Daten zeichnen folgendes Bild: Der Produktionswert der Land- und Forstwirtschaft in Österreich betrug 2022 rund 13,5 Mrd. Euro (+23,3 %). Davon entfielen 10,5 Mrd. Euro auf die Landwirtschaft, 3 Mrd. Euro auf die Forstwirtschaft. Der primäre Sektor trug damit rund 1,5 Prozent zur Bruttowertschöpfung bei. Der Wert der pflanzlichen Erzeugung erhöhte sich 2022 um 26,9 Prozent auf rund 5,1 Mrd. Euro, jener der tierischen Produktion um 19,6 Prozent auf rund 4,4 Mrd. Euro. Ein Grund zum Aufatmen seien diese Ausnahme-Ergebnisse, die immerhin zu einem bäuerlichen Einkommensplus von 42 Prozent (bezogen auf das Vorjahr) geführt haben, aber kaum – weil vor allem bedingt von enorm volatilen Märkten als Folge der Energiekrise und des Ukraine-Krieges getrieben.
Der durchschnittliche, weiter sehr niedrige Stundenlohn in der Landwirtschaft von rund 16 Euro brutto lag weit unter jenem der unselbständigen Erwerbstätigen (24 Euro). Für diese Einkommens-Statistik werden traditionell die Buchführungsdaten von etwas mehr als 1.900 land- und forstwirtschaftlichen Betrieben ausgewertet.
Und die Aussichten nicht nur für diese sind alles andere als rosig. „Ein volatiles Krisenjahr führt erfahrungsgemäß zu einem Einkommensrückgang im darauffolgenden Jahr“, resümiert der Leiter der Agrarsektion des Ministeriums, Johannes Fankhauser. „Dies zeigen bereits die seit Jahresbeginn erneut sinkenden Erzeugerpreise bei weitgehend gleich hohen Produktionskosten“, so Fankhauser, der daher für 2023 erneut einen Rückgang beim bäuerlichen Einkommen erwartet.
2022 haben sich für die Bauern Betriebsmittel wie Dünger, Futtermittel oder Energie massiv verteuert, die Aufwendungen dafür auf den Höfen stiegen um satte 23,2 Prozent. Auch der Klimawandel verbunden mit vermehrtem Unwetter – Hitze, Hagel, Sturm – und dazu Dürre oder Überschwemmungen bringen die Land- und Forstwirte zunehmend unter Druck. Für Fankhauser wie auch für den Agrarökonomie-Fachmann Franz Fensl ist aber die durchschnittliche Betrachtung auf das jeweilige Vorjahr bezogen wenig aussagekräftig, was die wirtschaftliche Ertragslage der Betriebe betrifft. Die Einkommensentwicklung sei über mehrere Jahre hinweg zu beurteilen. Fankhauser: „Im Zehnjahres-Vergleich zeigt sich bis zum Vorjahr eine Stagnation.“
Neudorfer: „80 Prozent Teilnahme am ÖPUL zeugt von hoher Bereitschaft
der Bauern für zusätzliche
Umweltleistungen.“
Dem gegenüber stünden die ökologischen Leistungen der Land- und Forstwirtschaft, für den Erhalt der Biodiversität, für die Erfüllung von Umweltleistungen. Drei von vier Betrieben (73 %) bewirtschaften zwei Drittel der oft schwer zu bewirtschaftenden, oft wenig ertragreichen (dafür aber hoch biodiversitätsrelevanten) Flächen, weiß Thomas Neudorfer, Vize-Abteilungsleiter für Agarumwelt des Ministeriums. Ihr Bewusstsein für die Umwelt beweisen Österreichs Bäuerinnen und Bauern auch mit ihrer weiterhin hohen Teilnahme (über 80 %) am neuen freiwilligen Agrarumweltprogramm ÖPUL – und dem hohen Bio-Anteil von 27,7 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen.
So werden von den Bauern 2023 rund 210.000 Hektar Biodiversitäts- oder Naturschutzflächen bereitgestellt, fast 10 Prozent aller landwirtschaftlichen Nutzflächen ohne Almen.
Weitere interessante Details aus dem Grünen Bericht: 2022 wurden mehr als 13.000 Hektar seltene Kulturpflanzen angebaut und fast 40.000 gefährdete Nutztiere gehalten. Im Sektor Landwirtschaft wurden von 1990 bis 2021 die Treibhausgasemissionen um 16,2 Prozent reduziert. Und mehr als 90 Prozent aller Investitionen rund um Rinder, Schafe, Ziege und Geflügel wurden in deren tierfreundliche Haltung getätigt.
Zur Veröffentlichung des Grünen Berichtes erklärte Bauernbund-Präsident Georg Strasser in einer ersten Stellungnahme: „Der Grüne Bericht 2023 zeigt die notwendige Korrektur der bäuerlichen Einkommen nach Jahren der Stagnation. Auch wenn diesmal ein Plus vorne steht, so waren die vergangenen zehn Jahre durchwegs von Schwankungen und instabilen Einkommen geprägt. Während anderen Berufsgruppen eine jährliche Anpassung ihrer Gehälter so sicher ist wie das Amen im Gebet, können die Bäuerinnen und Bauern davon meist nur träumen.“ Ein Rückgang der durchschnittlichen Einkommen sei in der Arbeitswelt anderer Gruppen in der Regel unvorstellbar. Strasser: „Ein solcher kann jedoch in der Land- und Forstwirtschaft bereits im nächsten Jahr wieder Realität sein. Hohe Preise für Betriebsmittel und Energie bei gleichzeitig sinkenden Erzeugerpreisen bringen uns bereits jetzt wieder unter Druck. Umso mehr gilt es, alles dafür zu tun, die Produktion im Land zu stärken und die Versorgung mit heimischen Lebensmitteln zu sichern.“
Der Grüne Bericht wird nun dem Nationalrat übermittelt.
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