Lager- und Verladeeinrichtungen internationaler und ukrainischer Händler wurden zerstört.

Mit dem Auslaufen des Getreidedeals der Vereinten Nationen zwischen der Ukraine und Russland ist es im Schwarzen Meer gefährlicher geworden. Zwar verlassen seit 16. August wieder vereinzelt zivile Frachtschiffe über einen von der ukrainischen Marine eingerichteten Korridor das Land in Richtung Bosporus, doch die russische Heerführung spart nicht mit Drohgebärden.
Entgegen aller Aufforderungen der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO), die internationalen Konventionen einzuhalten, wurden etwa Warnschüsse auf einen türkischen Frachter abgegeben, ein unter der Flagge der Republik Palau (Ozeanien) fahrendes Schiff wurde gar von einer russischen Marineeinheit geentert und die Mannschaft unter vorgehaltener Waffe befragt sowie deren Dokumente geprüft, wie internationale Medien berichten.

„Akt gegen die Welt“

Als noch fataler erweisen sich allerdings die anhaltenden Bombardements der ukrainischen Schwarzmeerhäfen. Besonders die Häfen von Odessa, Reni und Tschornomorsk wurden mittlerweile stark in Mittleidenschaft gezogen. Lager- und Verladeeinrichtungen internationaler und ukrainischer Händler und Spediteure wurden zerstört. Auch Liegeplätze für Schiffe gerieten in das Fadenkreuz Moskaus.
„Der Angriff auf die Getreideterminals ist ein aggressiver Akt gegen die Welt. Das Ziel der russischen Aktionen ist es, die Versorgungswege für Getreide zu den Weltmärkten zu unterbrechen“, fasst Infrastrukturminister Oleksandr Kubrakov in Kiew die Lage zusammen. Russland führe nicht nur Krieg gegen die Ukraine, sondern auch gegen die Bevölkerung von Afrika und Asien, für die das Getreide überlebenswichtig sei, so der Minister. Gerade deshalb habe „der Schutz der Getreide- und Hafeninfrastruktur“ oberste Priorität, wie Kubrakov vom Pressedienst Agra-Europe zitiert wird.

Agrarkonzern investiert

Nicht länger abwarten will unterdessen der ukrainische Agrarkonzern Kernel Holding. Der weltgrößte Erzeuger und Exporteur von Sonnenblumenöl, welcher laut eigenen Angaben 700.000 Hektar Ackerland bewirtschaftet, möchte umgerechnet 41 Mio. Euro in die zerstörte Hafeninfrastruktur investieren. Dies teilt die Konzernführung per Aussendung mit, wie agrarheute.com berichtet. Konkret will die Holding 22,7 Mio. Euro für das Umschlagterminal im Hafen von Reni sowie weitere 17,9 Mio. Mio Euro für den Wiederaufbau von Lagern im Hafen von Tschornomosk aufwenden. Für letztere Investition bedarf es allerdings noch einer kartellrechtlichen Freigabe. Nichtsdestotrotz strebt Kernel die Abwicklung bis zum Jahresende an.

6 Mio. Tonnen Ölsaat

Konzernangaben zufolge sollen die Investitionen die zuletzt völlig zum Erliegen gekommenen Ausfuhren von Sonnenblumenöl und -mehl wieder ankurbeln. Diese stellen mit einer jährlichen Verarbeitung von 6 Mio. Tonnen – neben dem Export von etwa 15 Mio. Tonnen Getreide – den bedeutendsten Geschäftszweig der Holding dar. Bis ein geregelter Schiffsverkehr im Schwarzen Meer wieder möglich ist, sollen die nun geplanten Infrastrukturbauten als Umschlagplatz dienen. Demnach soll das Sonnenblumenöl per Zug eintreffen und in Reni und Tschornomosk gesammelt werden. Von dort werde dann künftig eine Ausfuhr per Lkw an die Donauhäfen erfolgen, heißt es.

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  • Blindgänger am Schwarzen Meer: burnstuff2003 - stock.adobe.com
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AUTORClemens Wieltsch
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