Der Green Deal der EU Kommission hat „blinde Flecken“ und verfehlt seine Zielsetzungen, zu diesem Fazit kommen sämtliche bisher vorliegenden Folgenabschätzungen.
Laut Christian Stockmar, Obmann der IndustrieGruppe Pflanzenschutz (IGP), liegen nun bereits fünf Folgenabschätzungen zum Green Deal am Tisch, die mit unterschiedlichen Methoden, Schwerpunkten und Szenarien allesamt zum selben Ergebnis kommen: Die Farm to Fork- und Biodiversitätsstrategie können in der aktuellen Ausgestaltung ihre ambitionierten Ziele nicht erreichen.
Erhebliche Kostensteigerungen, höhere Verbraucherpreise
Stattdessen drohen Ertragsverluste in der Landwirtschaft, rückläufige bäuerliche Einkommen, erhebliche Kosten für die EU-Landwirte und höhere Verbraucherpreise. Beispielsweise hat der europäische Verband der Hersteller von Pflanzenschutzmitteln, Croplife Europe, am 12. Oktober 2021 gemeinsam mit Vertretern weiterer Interessengruppen der Lebensmittelversorgungskette eine Folgenabschätzung der Universität Wageningen zum Green Deal präsentiert. Das Ergebnis: Sollten die Ziele der Farm to Fork- und der Biodiversitätsstrategie in der aktuellen Form umgesetzt werden, würde die landwirtschaftliche Produktion um durchschnittlich 10 bis 20 Prozent und bei einigen Kulturen sogar um bis zu 30 Prozent sinken. Eine gemeinsame Erklärung zur Folgenabschätzung haben insgesamt 27 Verbände unterzeichnet.
Die EU-Kommission muss ihren Vorschlag überarbeiten
Stockmar: „Die EU-Kommission ist gefordert, nachteilige Effekte durch den Green Deal zu verhindern. Sie sollte lösungsorientierte Strategien entwickeln.“ Nur damit könne eine nachhaltige Transformation der europäischen Landwirtschaft gelingen.
Stockmar verweist zudem auf einen „blinden Fleck“ im Green Deal: „Es fehlt die Antwort auf die Frage, wie die Ziele erreicht werden sollen.“ Die Hersteller von Pflanzenschutzmitteln forcieren einen verstärkten Einsatz von Farm-Management- und digitalen Systemen sowie einen verstärkten Wissenstransfer zwischen Forschung, Beratung, Landwirt und der Gesellschaft. In digitale Lösungen und Biologicals investiert die Pflanzenschutz-Branche bis bis 2030 insgesamt 14 Milliarden Euro.
Die Folgenabschätzungen im Überblick:
# Link zur Studie der Universität Wageningen (WUR):
Impact Assessment Study on EC 2030 – WUR
# Eine Studie des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums beziffert das zu erwartende Minus in der landwirtschaftlichen Produktion in Europa mit 7 bis 12 Prozent. Die Verbraucher spüren dies durch höhere Preise.
Link zur USDA-Studie:
Economic and Food Security Impacts of EU Farm to Fork Strategy | USDA
# Wissenschaftler des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) nennen den Green Deal in der Zeitschrift Nature „einen schlechten Deal für den Planeten“. Der Import von Agrargütern in die EU wird ansteigen, wodurch die EU ihre Umweltschäden auslagert.
Green Deal: Gut für ein klimaneutrales Europa, schlechter für den Planeten
# Eine Folgenabschätzung der Universität Kiel ergibt einen erheblichen Rückgang der Produktion in Europa. Bei Getreide und Ölsaaten beträgt die Reduktion rund 20 Prozent. In der Folge steigen die Importe sowie die Preise für Obst und Gemüse, Ölsaaten und Getreide zwischen 10 und 20 Prozent. Link zur Kiel-Studie: Farm_to_fork_Studie_Executive_Summary_DE.pdf (grain-club.de)
# Das Joint Research Centre der EU-Kommission attestiert den Strategien, dass sie die formulierten Ziele nicht erreichen und zahlreiche negative Effekte verursachen. Einer Reduktion der Treibhausgasemissionen in der Landwirtschaft um knapp 30 Prozent steht ein Produktionsrückgang von 15 Prozent bei Getreide und Ölsaaten gegenüber, weshalb etwa die Getreidepreise um 8 Prozent steigen. Durch die sinkende Produktion werden zudem klimaschädliche Emissionen in Drittländer verlagert.
Link zur JRC-Studie:
JRC Publications Repository – Modelling environmental and climate ambition in the agricultural sector with the CAPRI model (europa.eu)
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- W211014 IGP Vergleich: IGP/photonews.at/Georges Schneider