GoodMills-Feldtag mit Marktausblick zur Getreideernte

Die Getreidemärkte samt Versorgungssituation im Vorfeld der Ernte 2023 und der aktuelle Stand der Kulturen, das waren die Hauptthemen des diesjährigen Feldtages Österreichs größter Mühlengruppe GoodMills.

Qualitätsweizenbestand der Sorte Aurelius. Die Verpflichtung zu Biodiversitätsflächen im Öpul wurde am Feldtag kontrovers diskutiert.

Die aktuelle Preisentwicklung am Weizenmarkt gibt selbst Fachleuten Rätsel auf. So auch Stefan Weinwurm, Leiter des Getreideeinkaufs bei GoodMills Österreich. Im Rahmen des Feldtages der auch hierzulande mit rund 200.000 Tonnen Jahresvermahlung führenden Mühlengruppe präsentierte Weinwurm am 6. Juni in Grafenegg immerhin einige Eckpunkte der Situation am Getreidemarkt vor der Ernte 2023.

Mühlen fahren beim Einkauf „auf Sicht“

Stellt man die Preisverläufe des jeweiligen Matif-Fronttermins der Qualitätsweizen-Notierung am Wiener Kassamarkt gegenüber, dann zeigt sich eine längere Periode mit deutlich positivem Preisabstand der Wiener Notierung. Allerdings ging dieser Vorteil im allgemein fallenden Preistrend seit Anfang Mai verloren. Während Matif-Sepemberweizen seit Juni wieder erstarkt und Richtung 240 Euro/t tendiert, verharrt der Qualitätsweizen am Wiener Kassamarkt auf etwa 230 bis 235 Euro/t. Von Einflussfaktoren wie der voraussichtlichen Erntemenge in der EU und den Endbestands­prognosen erwartet Weinwurm wenig Überraschendes. Die große Unbekannte am Markt bleiben die Liefermengen aus der Ukraine und aus Russland.
Auffallend am Terminmarkt sei aktuell der hohe Bestand an Shortpositionen (Leerverkäufe). Sollten die Short-Seller unter den Druck kommen, ihre Positionen glatt zu stellen, dann könnte der Weizenpreis rasch und stark steigen. Angesichts des volatilen Marktes mit starken Preisschwankungen würden die Mühlen bei ihren Bestellungen derzeit „auf Sicht“ fahren, so Weinwurm. Eine Prognose zu den Erzeugerpreisen der diesjährigen Ernte wagte Weinwurm nicht. Es gelte, die Märkte im Auge zu behalten.
Als „spannend“ bewertete Weinwurm die bevorstehende Roggenvermarktung. Immerhin konnte der Roggen aufgrund guter Nachfrage und hoher Preise ein Anbauplus von zwölf Prozent erreichen. Die Frage sei nun, wie viel Ware aus der kommenden Ernte zur Verfügung stehen wird.

Bei Brotgetreide ist die Versorgung gesichert

GoodMills Österreich-Geschäftsführer Peter Stallberger gab in seinem Vortrag einen Überblick auf die Mengenbilanz und somit die Versorgungssicherheit bei Weizen. Demnach ernten die Landwirte jährlich rund 1,5 Mio. t Weizen, die zu jeweils einem Viertel auf die Qualitätsbereiche Futter, Mahl-, Qualitäts- und Premiumweizen entfallen. Der Inlandsbedarf für Brot- und Backwaren betrage demgegenüber etwa 0,55 Mio. t und könne aus eigener Produktion gedeckt werden. Etwa 0,85 Mio. t der höheren Qualitätsstufen werden exportiert. Für die Erzeugung von Mischfutter und die industrielle Produktion von Bioethanol, Stärke, Gluten und Mischfutter sind Importe von jährlich rund 1,2 Mio. t erforderlich, hier sei Österreich nicht Selbstversorger, so Stallberger.

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AUTORH.M.
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