Mit den Notierungen an den Weizenterminbörsen geht es weiter bergab. Dabei kann sich die Euronext in Paris trotz unterschiedlicher Marktentwicklungen in der EU und in den USA nicht gegenüber der CBoT in Chicago, die den Abwärtstrend anführt, emanzipieren. Der mittlerweile als Kontrakt zum vordersten Liefertermin maßgebliche Mai-Future knickte bis Montagmittag dieser Woche bis auf 183 Euro pro t ein und der Preise für die neue Ernte 2019 wiedergebende Dezember-Weizenfuture auf 177,75 Euro pro t. Ein Ende der Talfahrt scheint nicht in Sicht.
Daran, dass die Pariser Börse sklavenhaft der in Chicago folgt, konnte auch der von den Märkten als richtungsweisend akzeptierte Monatsbericht des US-Landwirtschaftsministeriums zu den weltweiten Versorgungsbilanzen (WASDE-Bericht) von vorigem Freitag nichts ändern: Der Bericht hob nämlich die Prognosen für die Endlager von Weizen und Mais der USA im Wirtschaftsjahr 2018/19 an, senkte sie aber für die EU weiter. Demnach bleiben den USA am Ende der Saison zum Beispiel massenhafte 95 % ihres Eigenverbrauchs unverkauft über, wohingegen die Weizenreserven der EU auf extrem knappe 8 % ihres Jahresbedarfs abschmelzen. Auch half nicht, dass der WASDE-Bericht feststellt, dass Weizen aus der EU nach den Preissenkungen der letzten Wochen am Weltmarkt wettbewerbsfähig geworden ist, und er die Prognose für die Weizenausfuhren der EU nunmehr um 1 Mio. t auf 23 Mio. t anhebt.
LK-Experten: Landwirte sollen Preisabsicherungsmodelle in Anspruch nehmen
Auch mit den Weizenpreisen am österreichischen Kassamarkt geht es weiterhin – wenn auch noch viel moderater und gemächlicher als an den Terminmärkten – bergab. Der Geschäftsfluss ist nach dem Rückzug der Einkäufer allerdings nahezu versiegt. Experten der Landwirtschaftskammern empfehlen Landwirten, zumindest für Teile der kommenden Ernte 2019 Preisabsicherungsmodelle in Anspruch zu nehmen, um ihre Erlöse gegen noch weitergehende Preisverluste abzusichern. Derartige Modelle werden sowohl von genossenschaftlichen als auch von privaten Vermarktungspartnern angeboten. So lassen sich unter anderem für die die kommende Ernte 2019 gegen Prämien zumeist von den Euronext-Dezemberkontrakten abgeleitete Mindestpreise garantieren. Diese können nicht noch weiter unter die aktuelle Euronext-Ableitung fallen. Gegen höhere Prämien lassen sich über einen Mindestpreis hinaus sogar bessere Preise absichern, sollte sich die Euronext wieder erholen. Zuletzt lagen die für die Mindestpreisableitung herangezogenen Dezember-Weizennotierungen an der Euronext zumindest immer noch über dem Durchschnitt der Vergleichszeiträume in den vergangenen drei Jahren.
Auch Wiener Produktenbörse gibt nach
Vorigen Mittwoch notierte die Wiener Produktenbörse Premiumweizen um 0,50 Euro niedriger als in der Woche zuvor, wobei die untere Notierung sogar 1 Euro auf 194 Euro pro t zulegte, die obere aber um 2 Euro auf 196 Euro pro t nachgab. Qualitätsweizen, von dem aus der Ernte 2018 wegen der hohen Eiweißanteile kaum etwas vorhanden ist, gab um 2,50 Euro auf 190 Euro pro t nach, wobei der Notierung offensichtlich nur ein Abschluss zugrunde liegen dürfte. Dennoch scheint heimischer Qualitätsweizen noch einen Bonus gegenüber Importware aus dem EU-Raum verteidigen zu können, wenn man von der Importnotierung die Frachtkosten zur Empfängerstation in Abzug bringt. Mahlroggen blieb ebenso wie Futtermais unverändert. Der heimische Maismarkt steht – ebenso wie auch Österreichs Export-Hoffnungsmarkt Italien – nach wie vor unter dem Druck jeder Menge billiger Ost-Importe.
Christian Posekany, AIZ