Gendergefahr!

Kommentar von Sabine Kronberger,
Chefredakteurin „Welt der Frauen“

Als Chefredakteurin eines Frauenmagazins löse ich in bäuerlichen Kreisen – besonders bei Männern – gerne das „Duell-Syndrom“ aus. 

Kaum den Raum betreten, äußert es sich bei vieler meiner Vorträge durch das vorerst beobachtende Anschleichen, das danach folgende „Jetzt muss ich aufpassen, was ich sage“ und gipfelt in Äußerungen zu Feminismus, Gleichberechtigung und Gendern. Denn seit ich diese Rolle besetze, meinen alle sofort zu wissen, wo ich anzusiedeln sei. Ist man in Österreich für ein Frauenmagazin tätig: Berufsemanze und Gendergefahr! Ist man in Österreich Bundeskanzler: Keine Chance dem Binnen-I. So klar das Berufsbild, so klar auch die Einschätzung.

Ich sehe es jedoch ganz unabhängig von allen Erwartungen als freie Entscheidung jedes Menschen, lehne etwa den Begriff „Gästin“ für mich ab, lasse aber in der Öffentlichkeit niemals – gesprochen oder geschrieben – die weibliche Form fehlen. Denn ich bin sicher, dass Sprache Wirklichkeit schafft. Egal ob in Schulbüchern („Der Bauer fährt mit dem Traktor!“), bei Ansprachen („Wir Bauern müssen zusammenhalten“) oder auf einigen Zeitungen der Landwirtschaftskammer („Der Bauer“, „Der Salzburger Bauer“ oder „Der Kärntner Bauer“): Sprache schafft Realität. Und die Realität ist: Bäuerinnen fahren längst mit Traktoren, halten auch zusammen (oft sogar besser, weil sie keinen Hektar- oder Pachtneid kennen) und sie führen Höfe. Mehr als ein Drittel der landwirtschaftlichen Betriebe Österreichs, um genau zu sein.

Wäre das nicht wert, sie endlich auch sprachlich wertzuschätzen? 

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