Die Abgeordneten im Umweltausschuss des EU-Parlaments haben den Vorschlag der Kommission zu den „Neuen Genomischen Verfahren“ (NGT) in der Pflanzenzüchtung mit 47
Stimmen (darunter alle Ausschussmitglieder der Volkspartei) bei 31 Gegenstimmen (und vier Enthaltungen) angenommen. Der Vorschlag hat damit eine wichtige Hürde genommen: Pflanzen, die mit der Genschere CRISPR/Cas entwickelt werden, sollen künftig nicht mehr als gentechnisch verändert gelten. 

Anders als von Berichterstatterin Jessica Polfjärd von der schwedischen Volkspartei ursprünglich vorgeschlagen, hat sich der Ausschuss nicht dafür ausgesprochen, die neuen Verfahren auch im Biolandbau zu erlauben und auf die Kennzeichnung von entsprechendem Saatgut zu verzichten. Es soll aber auch keine verpflichtende Kennzeichnung auf Ebene der Konsumenten geben. Stattdessen soll die EU-Kommission nach sieben Jahren prüfen, wie die NGT im Supermarkt wahrgenommen werden. Teil der Empfehlung ist zudem ein weitreichendes Verbot von Patenten im Zusammenhang mit den NGT, andernfalls könnten mittelständische Saatguthersteller zugunsten großer Agrarkonzerne leer ausgehen. Das sieht auch Norbert Totschnig so. Der Landwirtschaftsminister zur APA: „Unsere
kleinstrukturierte Land- und Saatgutwirtschaft wird durch die mögliche Monopolisierung bedroht.“ 

NGT böten eine große Chance für unsere Landwirtschaft und Ernährungssicherheit, so der umweltpolitische Sprecher der EVP-Fraktion, Peter Liese. Er ist „fest davon überzeugt, dass es keine unverantwortlichen Risiken für die menschliche Gesundheit und die Umwelt gibt“. Mittels NGT könnten Sorten schneller auf den Markt kommen, die etwa an extreme Klimabedingungen angepasst seien oder weniger Düngemittel benötigen. 

Aus Sicht von Bio Austria lässt das Abstimmungsergebnis indes noch viel zu viele drängende Fragen unbeantwortet. Und die Grünen sehen laut Agra-Europe die Positionierung des Ausschusses als „mittlere Katastrophe für Umwelt und Verbraucherschutz“ und befürchten, dass durch die Deregulierung die Risikoprüfung von Sorten sowie die Kennzeichnung von Pflanzen und Lebensmitteln, die mit neuer Gentechnik erzeugt wurden, „unter den Tisch fallen“. Eine Nachverfolgbarkeit solcher Pflanzen werde unmöglich sein.

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  • Züchtungstechniken: Alina Buzunova - stock.adobe.com
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AUTORRed. BW
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