Gemüsebau: Heimische Produktion in Gefahr

Strenge Pflanzenschutzregelungen sowie hohe Lohnnebenkosten setzen heimische Gemüsebauern unter Druck. Zusätzlich erschwert der Preiskampf mit ausländischen Importen die Situation.

Die einzige Frohbotschaft: Die Stammarbeiterregelung hat Entlastung bei Saisonarbeitskräften gebracht.

Gut die Hälfte des heimischen Gemüses ist mittlerweile frisch verfügbar. Der Großteil davon zwei Wochen früher als üblich. Der Grund dafür: Die optimalen Witterungsbedingungen im heurigen Jahr. Suboptimal sind dagegen die Rahmenbedingungen, mit denen die heimischen Gemüsebauern schon seit längerer Zeit zu kämpfen haben. Sowohl die Anzahl der Betriebe als auch die bewirtschaftete Fläche ist rückläufig. „Der positive Trend der letzten Jahre kehrt sich um. Das bereitet uns große Sorgen“, betonte Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger anlässlich des Saisonstarts. Die Gründe dafür seien vielfältig.

Drastische Auswirkungen

Für einen wirtschaftlichen Anbau kleiner Kulturen ist die ausreichende Verfügbarkeit von Pflanzenschutzverfahren ein essentieller Baustein. Doch immer mehr Mittel werden verboten. „Weniger Werkzeuge bedeuten mehr Handarbeit und das ist kostenintensiv“, so Waldenberger.

Welche drastischen Auswirkungen das mitunter in der Praxis haben kann, verdeutlichte Gemüsebauobmann Ewald Mayr am Beispiel des Bierrettichs hier hat der letzte heimische Betrieb wegen eines Wirkstoffverbots heuer das Handtuch geworfen.

Gemüsebaureferent Stefan Hamedinger sieht bereits eine drohende Gefahr für weitere heimische Gemüsearten: „Für Kohlgemüse und Salatgewächse fallen 2026 wichtige Pflanzenschutzmittel weg. Hier brauchen wir daher rasch eine Gesetzesänderung.“

Ein weiterer Faktor sind die im Vergleich zu anderen Produktionsländern höheren Lohn- und Lohnnebenkosten. Hinzu kommt, dass die Konsumenten immer mehr auf den Preis als auf Qualität und Herkunft achten. „Ausländische Ware wird zu Kampfpreisen angeboten und der Aktionsanteil im Handel nimmt immer weiter zu. Die Schere klafft immer weiter auseinander und bringt die heimische Produktion in Gefahr“, so der Landwirtschaftskammer-Präsident.

Ablesbar sei dies auch an Hand des Pro-Kopf-Verbrauchs. Während dieser in den vergangenen Jahrzehnten stetig angestiegen ist, gab es 2022/23 erstmals eine spürbare Delle: „Diese korreliert mit den Entwicklungen der Anbaufläche und der Betriebe“, so Agrarlandesrätin Langer-Weninger. Für sie ist klar: „Die höheren gesetzlichen Standards dürfen nicht zu mehr Importen mit geringerer Qualität führen.“

Quelle: LKOÖ
Langer-Weninger, Waldenberger und Hraby (v.l.)

Chancengleichheit wird gefordert

Unterstützung bekommen die bäuerlichen Interessensvertreter von niemand geringerem als Efko-Chef Klaus Hraby. Gemeinsam wird nun wiederholt eine Lösung der Probleme auf politischer Ebene gefordert. Denn die Themen seien nicht neu und würden bereits seit drei Jahren auf dem Tisch liegen. „Es geht dabei um Chancengleichheit mit dem Mitbewerb aus dem angrenzenden Ausland. Wir wollen die selben Rahmenbedingungen wie in Deutschland“, so Hraby. Im Vergleich mit der Türkei sei der Begriff „Wettbewerbsverzerrung“ ohnedies ein Hilfsausdruck Hraby sieht darin vielmehr einen „importierten Sozialmissbrauch“.

Die Eigenmarken des Lebensmitteleinzelhandels bezeichnet er als „schandhaft billig“ und spricht in diesem Zusammenhang von einem Systemproblem: „Das ist der Anfang eines Prozesses, der sich künftig auch in andere große Lebensmittelbereiche einschleichen wird“, befürchtet Hraby.

Ein weiteres Thema, dass dem Efko-Chef sauer aufstößt ist das Verhalten der Konsumenten. „Was die Menschen in Umfragen sagen und wie sie dann vor dem Regal handeln, sind zwei Paar Schuhe. Die heimische Ware muss auch gekauft werden, bloße Lippenbekenntnisse sind zu wenig. Der gesellschaftliche Konsens ist leider nicht mehr gegeben. So wird es für die heimische Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie ganz schwierig.“

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AUTORThomas Mursch-Edlmayr
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