Granitzer, Huber, Gruber, Benger und Thurn-Valsassina fordern von der EU-Kommission eine „selbstbestimmte Waldbewirtschaftung“.

Gleich zwei Gesetzestexte riefen die heimischen Forstvertreter anlässlich des Tages des Waldes am 21. März auf die Barrikaden: einerseits die Verordnung zur Wiederherstellung der Natur, bei der eine Außernutzungstellung von einem Zehntel der Kärntner Waldflächen droht, und andererseits die Entwaldungsverordnung, die vorsieht, dass Holz und alle Holzprodukte sowie Rinder und Soja nur mehr in Verkehr gebracht werden dürfen, wenn sichergestellt ist, dass für deren Produktion keine Waldrodungen und Waldschädigungen stattgefunden haben.

Bürokratischer Mehraufwand für Waldbauern

Zur Überprüfung müssen Waldbesitzer künftig den lateinischen Namen der Holzart, die Holzmenge und die Geokoordinaten der beernteten Fläche in ein digitales Informationssystem eintragen bzw. eine automatisch generierte Referenznummer an das Sägewerk weitergeben. „Und das, obwohl illegale Abholzung hierzulande kein Thema ist“, wie man betont. Für LK-Präsident Siegfried Huber sind beide Verordnungen in der vorliegenden Form völlig „verfehlt“. „Was die EU in Sachen Entwaldung vorhat, geht völlig an der Realität vorbei“ so der Bauernbund- Obmann. Die Holznutzung sei ohnehin im Forstgesetz geregelt, und die wenigen Rodungen, die stattfinden, bedürfen einer Bewilligung, erinnert er. „Wir brauchen eine grundlegende Überarbeitung dieser Verordnung. Länder, in denen der Waldanteil steigt, müssen vom Geltungsbereich ausgenommen werden“, ist Huber überzeugt.

140 Mio. Euro Verlust für Kärnten

Auch die Außernutzungstellungen der Wälder lehnen die Forstvertreter klar ab. So hätte eine Stilllegung massive Auswirkungen auf die gesamte heimische Forst- und Holzwirtschaft. Gemäß einer Umfrage des Economica-Instituts würden 10 Prozent weniger Holzeinschlag allein in Kärnten einen Verlust von mehr als 140 Mio. Euro an Wertschöpfung und von 3.500 Arbeitsplätzen bedeuten. Für Forstlandesrat Martin Gruber geht das zu weit: „Wir wollen mit dieser Charta deshalb ein Zeichen setzen: gegen bürokratische Bevormundung und für die nachhaltige Waldbewirtschaftung, wie sie in Kärnten gelebt wird. Es kann nicht sein, dass die EU die heimischen Waldbauern für die Fehler anderer Länder büßen lässt.“

Auch der Obmann der Kärntner Land- und Forstbetriebe, Christian Benger, der Obmann des Waldverbandes Kärnten, Matthias Granitzer, sowie der Präsident des Kärntner Forstvereines, Johannes Thurn-Valsassina, sehen durch die EU-Regelungen die heimische Waldbewirtschaftung gefährdet. Benger: „Seit Generationen arbeiten wir Waldbewirtschafter in Eigenverantwortung. Daher haben wir mehr Wald denn je. Wir lehnen eine Bevormundung durch die Entwaldungsverordnung ab. Diese gefährdet die Multifunktionalität des Waldes.“ Granitzer ergänzt: „Die von uns ursprünglich als positiv erachteten Ziele des europäischen Green Deals äußern sich jetzt in Gesetzesvorlagen, die mit einer bürokratischen Schikane für unsere heimischen Waldbesitzer einhergehen.“

Mahnschreiben an Brüssel

Für den Kärntner Forstverein hält Johannes Thurn- Valsassina fest: „Österreichs Forstwirtschaft arbeitet auf international anerkannten, allerhöchsten Standards. Die überbordende Bürokratie der Entwaldungsverordnung bringt keine Verbesserung zu unseren Standards.“ Gemeinsam wenden sich die fünf Spitzenvertreter nun an die EU-Kommission und fordern mit ihrer „Charta für selbstbestimmte Waldbewirtschaftung“ zu einem Kurswechsel in der EU-Forstpolitik auf. Konkret richtet sich die Charta an die Kommissionspräsidentin und an den Umweltkommissar. Die Gesetzesvorschläge müssen unter Einbindung der Waldbewirtschafter überarbeitet werden, wird darin gefordert.

- Bildquellen -

  • Unterzeichnung der Forstcharta: LK Kärnten
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AUTORRed. CW
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