Eine der 150.000 tatsächlich förderfähigen Milchkühe in Serbien.

Beim EU-Anwärter Serbien reißt die Serie an aufgedeckter Korruption nicht ab. Nebst den Ungereimtheiten rund um die Parlamentswahl im Dezember, die weltweit die Gazetten füllten, rückt nun auch die serbische Landwirtschaft in den Fokus, genauer die Milchwirtschaft. Diese hat sich in den vergangenen Jahren mehr und mehr zum Sorgenkind des Westbalkanstaates entwickelt. Seit 1975 ist der serbische Rinderbestand rückläufig, von einst 2,2 Millionen ist er heute auf nur noch 800.000 Tiere geschrumpft. Gerade einmal 150.000 davon sind Milchkühe. Für Verbraucher äußert sich das – zuletzt auch befeuert durch eine galoppierende Inflation – in massiv gestiegenen Milch- und Butterpreisen. So ist auch im Niedriglohnland Serbien derzeit ein Liter Milch nicht unter umgerechnet 1,50 Euro zu bekommen, für ein Viertel Kilogramm Butter legen Verbraucher zumindest 4 Euro hin. Die rückläufige Produktion gipfelte im September 2022 in einem akuten Trinkmilchmangel in den Supermärkten. Die nationalpopulistische Regierung in Belgrad versuchte damals mit einem temporären Exportverbot gegenzusteuern.

340 Euro pro Kuh

An der prekären Lage der serbischen Milchbauern änderte das jedoch wenig, wie Branchenvertreter bemängelten. Sie bräuchten dringend höhere Staatshilfen, um gegen die subventionierte Konkurrenz der Europäischen Union bestehen zu können, hieß es. Gesagt, getan: Im Vorjahr erhöhte das Belgrader Agrarressort die jährliche Einzeltierprämie für Milchkühe um ein Drittel auf 40.000 Dinar, umgerechnet 340 Euro. „Zu wenig“ nannte das der zentralserbische Milchbauernverband. Deren Präsident, Milija Palamarevic, forderte im Gespräch mit der serbischen Nachrichtenagentur FoNet eine Erhöhung auf 470 Euro pro Tier und Jahr und lieferte auch gleich einen Finanzierungsvorschlag.

78.000 „Phantomkühe“

Den Bauernvertretern zufolge habe Belgrad im Vorjahr nämlich über ein Drittel mehr Zuschüsse ausbezahlt als es registrierte Kühe gibt. „Das bedeutet, dass jemand Subventionen für 78.000 Milchkühe kassiert hat, die nicht existieren“, so Palamarevic. Satte 27 Mio. Euro an Subventionen sollen unrechtmäßig ausbezahlt worden sein. Dieses Geld wolle man künftig für die tatsächlich vorhandenen Kühe und deren Bauern verwendet wissen. Um künftig Manipulationen bei den Förderanträgen zu vermeiden, schlagen die Milchbauern außerdem die Einführung einer landesweit gültigen Tierkennzeichnung mittels Ohrmarken vor. Das Landwirtschaftsministerium in Belgrad äußerte sich bisher nicht zu den Vorwürfen des Verbandes. Allerdings hatte schon im Sommer Staatspräsident Aleksandar Vucic „falsche Subventionsanträge“ beklagt. Damals war allerdings vom Ackerbau die Rede. 500.000 Hektar angeblich bewirtschaftete und subventionierte Fläche hatten sich als Brach- und Forstflächen herausgestellt.

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  • Kühe in Serbien: VERONIKA KOVALENKO - STOCK.ADOBE.COM
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AUTORClemens Wieltsch
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