Dauergrünland im Dauerstress – nach drei aufeinanderfolgenden Trockenjahren kamen 2019 noch vielerorts Probleme mit Engerlingen hinzu. Das Auftreten der Larven des Mai- und Junikäfers sowie jener des Gartenlaubkäfers lag vielfach über der Schad- bzw. Bekämpfungsschwelle von 35 Stück pro Quadratmeter. Besonders die Maikäferengerlinge führten regional zu einem Totalausfall der Dauerwiesen. Bemerkenswert war, dass es neben stark geschädigten Flächen auch stresstolerante Wiesen ohne nennenswerte Schädigungen gab. Wo aber liegt in solchen Fällen der entscheidende Unterschied?
Geschlossene Grasnarbe
Die gute Nachricht zuerst: Es gibt Möglichkeiten, positiv einzuwirken. An erster Stelle soll das Bewusstsein stehen, dass es sich bei einer Wiese um eine Pflanzengemeinschaft handelt. Jede Maßnahme in der Bewirtschaftung übt unmittelbaren Einfluss auf diese aus. Oder anders formuliert: Was den Gräsern hilft, muss für den Klee nicht unbedingt gut sein. Eine permanent niedrige Schnitthöhe ist ebenso untauglich wie generell zu hoch zu mähen. Einseitiges Bewirtschaften schränkt die Artenvielfalt ein. Deshalb soll in regelmäßigen Abständen, mindestens einmal jährlich, der Pflanzenbestand kontrolliert werden. Mit ausreichender Artenkenntnis lassen sich Veränderungen feststellen, noch bevor es zu Qualitäts- oder Mengenverlusten beim Erntegut kommt.
Passende Nachsaatmischung
Mit den Erkenntnissen aus der Bestandsbeurteilung lässt sich auch mit der am besten geeigneten Nachsaatmischung entgegenwirken. Geschlossene Grasnarben mit ertragreichen, trockenheitstoleranten Futtergräsern und ausreichend Leguminosen halten Stressbedingungen länger stand als einseitige Weidelgras-Monokulturen, denen bei vier und mehr Schnitten letztlich das Wasser fehlt. Aus dem ÖAG-geprüften Sortiment von Qualitätsmischungen stehen dazu acht verschiedene Nachsaatmischungen zur Verfügung.
Eine geschlossene Grasnarbe hat noch einen weiteren positiven Effekt. Dichte Bestände sind für die Maikäfer zur Eiablage sehr unattraktiv. Nach dem Reifefraß in naheliegenden Bäumen müssen die Käfer ihre Eier in den Boden abgelegen. Das geht bei offenen und sehr kurz gemähten Wiesen wesentlich leichter. Offene Erdstellen sind zudem früher erwärmt und deshalb für die Eiablage noch interessanter.
Üblicherweise fressen die Maikäferengerlinge bis in den Hochsommer an den Wurzeln und ziehen sich im August zur Verpuppung in tiefere Erdschichten zurück, wo sie als Käfer überwintern. Im Frühjahr ist mit dem nächsten Flug samt Eiablage zu rechnen. Daher ist es schon heuer nötig, die Bestände zu schließen und das Dauergrünland mit einer Nachsaat auf ein weiteres Stressjahr vorzubereiten.
Abgestufte Grünlandwirtschaft
Ein weiterer wesentlicher Punkt einer nachhaltigen Bewirtschaftung ist die Nährstoffversorgung der Grünlandpflanzen. Nur wenn das Verhältnis zwischen Nutzung und Nährstoffnachlieferung passt, bleiben die Dauerwiesen auch über Trockenperioden und Engerlingsbefall hinweg ertragreich und ausdauernd. Eine entzugsorientierte Düngung hilft, das Grünland vital zu halten.
Bei gräserintensiven Weidelgraswiesen mit mehr als vier bis fünf Schnitten darf laut „Richtlinie für die sachgerechte Düngung“ keinesfalls mehr nachgedüngt werden, als dem Bestand entzogen wird. Dasselbe gilt auch für intensiv genutzte Weideflächen, etwa Kurzrasenweide. Auch das aktivste Bodenleben kann diese Nährstofflücke nicht schließen.
In einer abgestuften Grünlandbewirtschaftung dürfen Flächen besonders intensiv genutzt werden, wenn andernorts am Betrieb dementsprechend weniger genutzte Wiesen die Gesamtnährstoffbilanz entlasten.
Schonende Mahd
Auch technisch lässt sich das Problem kurzfristig anpacken, etwa durch Anpassung der Mähwerkseinstellung. So gilt es bei sehr trockenen Bedingungen auch einmal, das Mähwerk um ein, zwei Zentimeter höher zu stellen. Jeder Quadratzentimeter mehr an verfügbarer Blattfläche lässt die Pflanzen wieder schneller anwachsen und „Schnittwunden“ rascher heilen. So werden die Wurzeln als Speicherorgane geschont und können schneller wieder ihre Funktion als Nährstoffversorger aufnehmen.
Übrigens tragen auch geschärfte Werkzeuge wesentlich zu einer verbesserten Stresstoleranz bei. Glatte Schnitte verheilen schneller und schonen die Kraftreserven der Pflanzen. Die Bestände haben mehr Energie, um wieder schneller auszutreiben. Außerdem kommt es bei sehr ausgefransten Blatt- rändern zu messbaren Verlusten beim Abtransport. Und nicht zuletzt spart ein scharfes Mähwerkzeug auch Dieselkraftstoff ein.
- Bildquellen -
- 2017 Web Gruenland Nachsaat: BZ/Archiv
- 2017 Web Engerling: agrarfoto.com