Energieeinkaufsstrategie am Bauernhof anpassen

Zuschüsse und Kostenbremse bei Energie sind für Betriebe bitter nötig. Ein Preisvergleich kann sich bezahlt machen, aber Achtung vor Kunden-Nepp.

Das Wirtschaften hat sich für land- und forstwirtschaftliche Betriebe stark verteuert. Hauptpreistreiber blieb trotz staatlicher Entlastungsmaßnahmen die Energie. Gegenüber dem Vormonat sind die Energiepreise im Großhandel wieder gesunken. Dieser erfreuliche Effekt ist unter anderem auf das milde Wetter und die Energiesparmaßnahmen zurückzuführen.

Weil sich die meisten Energieversorger und Einkaufsgemeinschaften auf Terminmärkten mit Energie, die ihre Kunden benötigen, lange Zeit im Voraus eindecken – das soll die Auswirkungen der Volatilität an den Energiebörsen einbremsen, werden sich die aktuell wieder sinkenden Strompreise vermutlich erst in rund eineinhalb Jahren beim Endkonsumenten bemerkbar machen. Bei Erdgas gehen Branchenkenner jedoch davon aus, dass selbst nach dem Ende des Ukraine-Kriegs die Gaspreise mindestens doppelt so hoch bleiben, wie vor Kriegsbeginn.

Innovationen und die Umstellung der Produktionsprozesse im Bereich der Erneuerbaren Energie müssen deshalb weiter vorangetrieben werden – Stichwort: Förderpaket „Energieautarker Bauernhof“. Das Bündel an Kraftanstrengungen dient dazu, fossiles Gas zu substituieren und das Klima zu schützen.

Bauern, KMUs und Privaten wird viel Geduld abverlangt

Aber die Frage aller Fragen lautet aktuell: Wann werden die Strom-Tarife wieder spürbar sinken? Große Gewerbe- und Industriebetriebe, mit mehr als 100.000 kWh Jahresverbrauch, verhandeln in der Regel ihre Energiepreise individuell aus. Die Situation an der Börse bietet für sie eine wichtige Verhandlungsbasis.

Für die Landwirtschaft sowie für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit einem Jahresverbrauch von weit unter 100.000 kWh bietet der online Gewerbe-Tarifkalkulator von E-Control den schnellen und zuverlässigen Vergleich für die beste Entscheidung. Schließlich kann, seit der Liberalisierung des Strommarktes, der Lieferant ganz einfach gewechselt werden. Für Private oder für den Großteil der landwirtschaftlichen Betriebe heißt das, dass es vom individuellen Vertrag mit dem jeweiligen Energieversorger abhängt, ab welchem Zeitpunkt sich die sinkenden Großhandelspreise auf die eigene Stromkostenrechnung durchschlagen.

Das kann bedeuten, dass beispielsweise einem Kunden, der bis zum Ende des vergangenen Jahres von einer vereinbarten Preisgarantie profitiert hat, die Erhöhung erst mit Jahresanfang weitergegeben wurde. Eine rasche neuerliche Senkung sei in diesem Fall unrealistisch, erklärte Karina Knaus von der Österreichischen Energieagentur in einem ORF-Interview. Generell rechnet Knaus aber mit einer Entspannung spätestens im zweiten Halbjahr 2023 – „wenn sich an den Großhandelsmärkten nicht Gegenteiliges auftut“. Im Tarifkalkulator der Regulierungsbehörde „E-Control“, wo alle Lieferanten ihre Preise eingeben müssen, finden sich mitunter günstigere Tarife. Wer jetzt einen Anbieterwechsel in Betracht zieht, sollte sich nicht langfristig binden, weil die Preise noch weiter sinken können.

Viele Strom- und Gasanbieter gewähren Wechselrabatte, die jedoch nur im ersten Jahr gültig sind, mittelfristig können die Preise jedoch deutlich steigen. Wer nicht jedes Jahr seinen Tarif aufs Neue wechseln möchte, empfiehlt es sich, mit dem Tarifwechsel noch etwas zu warten. Bei Schwierigkeiten bietet die E-Control auch eine Schlichtungsstelle als Service an.

Hilfreiche Infostellen:

Tarifrechner: www.e-control.at
Entlastungsrechner: www.noe.lko.at
Infos zum Förderprogramm für Energieautarke Bauernhöfe: www.klimafonds.gv.at/call/lw/
Gegen die Teuerung: Überblick der aktuellen Entlastungsmaßnahmen | Bauernzeitung

- Bildquellen -

  • Stromkosten: pixelio.de/Thorben Wengert
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AUTORRed. DL/Artur Riegler
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