Schon seit vielen Jahren werden die Zugmaschinen immer größer, stärker und schwerer. Damit steigen auch die Ansprüche an das Bindeglied zwischen Boden und der Maschine, dem Reifen.
Bodenschadverdichtungen vermeiden
Auch beim Boden gilt: Zu viel Druck ist auf lange Sicht schädlich. Verdichteter Boden hat schlechtere biologische, physikalische und chemische Eigenschaften. Die Folgen sind Mindererträge, verstärkter Oberflächenabfluss und zunehmende Erosion.
Abgesehen von den Bodeneigenschaften selbst (siehe Infokasten) wird die Verdichtung durch zwei wesentliche Parameter beeinflusst: die Radlast und den Kontaktflächendruck.
Die Radlast, also das Gewicht, welches über einen Reifen abgestützt wird, bestimmt vor allem die Tiefenwirkung des Druckes. Bei gegebenem Gewicht eines Fahrzeuges kann sie durch Verteilen der Last auf mehrere Achsen und Reifen reduziert werden.
Der Kontaktflächendruck hat primär Einfluss auf die Verdichtung der oberen Schichten (Ackerkrume). Je größer die Aufstandsfläche der Reifen, umso kleiner wird bei gleichem Gewicht der Bodendruck sein. Größere Reifendurchmesser und größere Reifenbreiten, mit denen auch mehr Zugkraft übertragen werden kann, sind daher gefragt. Neben Reifenabmessungen und -bauart, Gewicht, Antriebskraft, Schwingungen, Schlupf, Reifenbauart und Fahrgeschwindigkeit hat der Reifeninnendruck besonderen Einfluss auf den Kontaktflächendruck. Der Bodendruck in zehn Zentimetern Bodentiefe entspricht dabei in etwa dem Innendruck eines Radialreifens.
Geringere Reifeninnendrücke und damit größere Aufstandsflächen und gute Bodenschonung werden durch neue Konstruktionen der Reifenflanken möglich. Generell hat dabei der Radialreifen gegenüber dem Diagonalreifen Vorteile. Wie auch im DLG-Merkblatt 356 “Reifen richtig wählen und einsetzen” nachzulesen ist, erhöht die geringere Lagenzahl in der Seitenwand der Radialreifen dessen Flexibilität (Einfederung). Das soll den Rollwiderstand verringern, gleichzeitig ergibt sich eine größere Aufstandsfläche. Zudem können laut Merkblatt Radialreifen mit geringem Druck gefahren werden und sie weisen einen gleichmäßigeren Kontaktflächendruck auf. Durch die aufwendigere Bauweise sind sie allerdings teurer als Diagonalreifen, zudem können schärfere Gegenstände einen Radialreifen in der Seitenwand leichter durchdringen. Dennoch haben sich die Radialreifen in der Landwirtschaft weitgehend durchgesetzt. Diagonalreifen werden vorwiegend am Hang (z. B. Weinbau), im Forst (stabilere Seitenwände) und in der Innenwirtschaft (geringer Preis) eingesetzt.
Ein angepasster niedriger Reifeninnendruck und eine zunehmende Aufstandsfläche sind nicht nur gut für den Boden. Sie verringern auch die Einsinktiefe und damit Schlupf und Treibstoffverbrauch. Ein Zentimeter Spurtiefe soll immerhin einer Bergfahrt von einem Prozent entsprechen. Niedriger Reifeninnendruck erhöht zudem den Fahrkomfort durch bessere Federungseigenschaften und die Selbstreinigung des Reifens funktioniert durch die intensive Walkarbeit deutlich besser. Der Mindestfülldruck laut Traglasttabelle ist einzuhalten.
Keinen Treibstoff auf der Straße liegen lassen
Leider sind auf der Straße die Verhältnisse umgekehrt: Hier ist ein höherer Druck vorteilhaft. Er führt wegen des geringeren Rollwiderstands zu weniger Kraftstoffverbrauch. Dazu kommen weiter Vorteile. So wird bei hoher Fahrgeschwindigkeit die Fahr- und Seitenstabilität des Reifens und somit die Verkehrssicherheit durch den optimalen Fülldruck verbessert. Auch der Verschleiß der Reifen ist um bis zu 30 Prozent reduzierbar, das heißt, die Lebensdauer wird deutlich erhöht.
Die Lösung für die unterschiedlichen Anforderungen an den Druck sind wenige tausende Euro kostende Reifendruckregelanlagen an Traktor und Co. In der BauernZeitung wurden sie schon ausführlich behandelt. Siehe hierzu Ausgabe Nr. 48/2015. Der Artikel ist auch auf BauernZeitung.at unter dem Suchbegriff “variabler Reifendruck” nachlesbar.
Michael Stockinger
Hybrid zwischen Reifen und Raupenlaufwerk
Fahrzeuge müssen nicht immer mit Reifen ausgestattet werden. Raupenlaufwerke haben gegenüber Reifen den Vorteil einer größeren Aufstandsfläche. Aber auch Hybride zwischen den beiden Formen der Kraftübertragung sind möglich. Der “PneuTrac” soll etwa die Vorzüge des traditionellen pneumatischen Reifens mit denen eines Gummibandlaufwerks verbinden. Laut Firmenmitteilung ermöglicht der PneuTrac bessere Zugkraftübertragung und hat eine um
53 Prozent größere Bodenaufstandsfläche als ein Standardreifen. Die Vorteile im Hinblick auf die Bodenschonung liegen auf der Hand. Die Seitenstabilität des PneuTrac soll zudem das Niveau eines Standardreifens um 167 Prozent übersteigen.
Mitas entwickelt den PneuTrac zusammen mit Galileo Wheel Ltd. Mitas‘ Ziel ist es, alle zu einer erfolgreichen Markteinführung erforderlichen Daten bis Ende 2017 vorliegen zu haben.