Mit einer Eigenversorgung von lediglich 6,3 Prozent (bzw. 35 Prozent bei Süßwasserfischen) ist die Aufzucht, Veredelung und Vermarktung von Fisch eine landwirtschaftliche Produktionssparte mit großem Wachstumspotenzial. Zuletzt auch deshalb, weil der Pro-Kopf-Verbrauch in Österreich leicht steigend ist. Aktuell essen die heimischen Konsumenten etwa 7,9 Kilogramm pro Jahr. Die Motive hierfür sind vielfältig. Das zarte, leicht verdauliche Fleisch mit seinem hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren dürfte aber das seinige dazu beitragen.
Rückblick auf das Produktionsjahr 2020
Das Vorjahr war für die heimischen Fischzüchter herausfordernd. Die Produzenten waren infolge der Gastronomieschließungen mit großen Absatzschwierigkeiten konfrontiert. Eine Umstrukturierung der Vertriebswege in Richtung Direktvermarktung, regionale Liefermöglichkeiten in den Einzelhandel und die vermehrte Nachfrage nach heimischem Süßwasserfisch haben das Jahr aber doch noch positiv ausklingen lassen.
Helga Bültermann-Igler, Obfrau des Forellenzüchterverbandes, betont: „Die Konsumenten haben uns durch den vermehrten Einkauf regionaler Produkte – und damit unserer Forellen – über den Lockdown und den Ausfall der Gastronomie gerettet.“
Auch heuer beschreitet man kreative Wege, um Frischfisch und diverse Veredelungsprodukte abzusetzen. In der Fastenzeit wird nun verstärkt Fisch zum Abholen über die Gastronomie (z. B. Heringsschmaus-to-go) angeboten.
Ausblick: Produktionssteigerung durch Fachkräfte
Die nationale Fischproduktion anzukurbeln und zu steigern, ist ein erklärtes Ziel des
Landwirtschaftsministeriums. Auch Landwirtschaftskammer-Vizepräsident Karl Grabmayr sieht großes Potenzial: „Die Fischzucht ist eine Alternative, die wirklich Zukunft hat.“ Das gesetzte Ziel von 5500 Tonnen jährlicher Gesamtproduktion (2019 waren es 4300 Tonnen) konnte aber trotz Produktionssteigerung noch nicht erreicht werden. „Gründe hierfür sind: Klimaänderungen wie zu warme Sommer, der Ausfraß durch Prädatoren wie Fischotter und schwierige Bewilligungsverfahren bei Neubauten und Erweiterungen“, erklärt Grabmayr.
Daher sei auch die Indoor-Fischzucht in Warmwasserkreislaufanlagen eine zukunftsträchtige Alternative.
Auch Bültermann-Igler begrüßt diese neue Form der Fischproduktion als willkommene Ergänzung zur traditionellen Aquakultur, um deren Zukunft sie sich sorgt: „Die Aquakultur ist arbeits- wie zeitintensiv und mit hohen wirtschaftlichen Risiken verbunden. Es ist oft nicht leicht die nächste Generation zum Fortführen des Betriebes zu ermutigen.“ Auch Unerfahrene und Neueinsteiger würden sich kaum an diese „hohe Kunst der Landwirtschaft“ wagen.
Dabei gibt es mit dem Bundesamt für Wasserwirtschaft in Scharfling am Mondsee eine hervorragende Ausbildungsstätte. Angeboten werden Meisterprüfungen und diverse Fachkurse, in denen Wissen intensiviert wird. Details dazu sind auf www.baw.at zu finden. Auch auf www.forellenzuchtverband.at können sich Interessierte informieren.
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- Tanks Inside Of A Fish Hatchery Breed Tiny Rainbow Trout To Stoc: MelissaMN – Stock.adobe.com
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