Mehr als die Hälfte seiner Arion 400er-Modelle liefert Claas ab Werk mit einem Frontlader aus. Hier ein genauerer Blick auf die Hubtalente und Neuerungen der Baureihe der Abgasstufe 5.
Die Baureihe Claas Arion 400 reicht nun von 90 bis 145 PS Nennleistung. Für sie bietet der Hersteller gleich drei Laderbaureihen mit unterschiedlichen Ausstattungsniveaus (vier Bedienvarianten, mechanische oder hydraulische Parallelführung) und Schwingengrößen an. Die ab Werk montierten Frontlader fertigt der renommierte französische Laderspezialist MX/Mailleux, für Claas natürlich in saatengrüner Farbe.
Zu den Schwingen sind insgesamt etwa 60 Werkzeuge erhältlich, von Palettengabeln über diverse Schaufeln und Greifer bis hin zu komplexen Ballenstapelzangen. Zusätzlich zur “Master Attach”(MA)-Aufnahme passen an diesen Lader auch Werkzeuge, welche der Euro- oder der schwedischen SMS-Aufnahme entsprechen.
Geräteanbau
Unser Testtraktor, der Arion 460 mit 135 PS Maximalleistung ohne Boost, kam mit einem FL 100 zum Einsatz. Das ist die mittlere Baugröße mit hydraulischer Parallelführung und elektronischer Bedienung aller vier Hydraulikkreise. Das Koppeln von Traktor und Schwinge ging flott und einfach. Sind alle Teile noch lackiert und “nicht eingespielt“, ist es eventuell empfehlenswert, den Lader vor ein kleines Hindernis zu stellen, damit die Schwinge sicher in die Traktorkoppelpunkte gleitet.
Der MACH-Multikuppler koppelt sowohl die tropffreien Flachventile – sogar bei unter Druck stehenden Leitungen – als auch die elektrischen Anschlüsse mit einem Handgriff. Gleichzeitig deaktiviert dabei ein mitbetätigter Schalter die Zeitsteuerung der elektrischen Hydraulikventile automatisch, schaltet also die Traktorelektronik auf Laderbetrieb um. Da wurde von den Ingenieuren mitgedacht, um Fehlbedienungen auszuschließen.
Bis zum Entsperren aller Funktionen des Bedienjoysticks sind (einmalig bei jedem Motorstart) bisher drei Schalterbetätigungen mehr als bei einem alten rein mechanischen Traktor erforderlich. Der Hauptschalter für die Hydraulik soll allerdings mit dem nächsten Softwareupdate eine Erinnerungsfunktion erhalten. Damit ist nach einem erneuten Motorstart keine zusätzliche Hydraulik-Aktivierung mehr notwendig.
Starke Hydraulikpumpe
Maximal 150 Liter pro Minute fördert die jetzt auch für den Arion 400 bestellbare Load Sensing-Hydraulikpumpe. Das passt nicht durch ein einzelnes Ventil. Aber ihr großer Vorteil in der Praxis ist, dass sie schon bei niedrigen Motordrehzahlen den Lader schnell bewegen kann und man so dieselsparend schnelle Ladezyklen schafft.
Ein anderer Praxisfall: Man hebt eine pneumatische Sämaschine mit hydraulisch angetriebenem Gebläse am Feldrand mit niedriger Motordrehzahl aus. Die Versorgung des Gebläses und damit seine Drehzahl fällt dank der großen Pumpe dennoch kaum ab – Verstopfungsgefahr der Särohre gebannt. Denn die 150er-Pumpe liefert schon bei 1600 Motor-UpM die gleiche Literleistung wie die 110er bei Nenndrehzahl.
Feinfühlige Bedienung
Für den Electropilot-Bedienjoystick ist nicht nur die Durchflussmenge, sondern neuerdings auch das Ansprechverhalten in drei Stufen einstellbar – was beim Frontlader ganz unterschiedliche Charakteristiken ermöglicht: von sehr feinfühliger, langsamer Stapelarbeit bis zu schnellen, kurzen Ladespielen beim Schüttgutumschlag.
Nicht nur das vermittelt den Eindruck eines durchdachten, hochwertigen Ladertraktors. Die Betätigung der Laderfunktionen ist optimal in den Bedienhebel integriert. Neben der allgemeinen Joystick-Entriegelungstaste sitzt die Umschalttaste zwischen den Steuergeräten 1+2 und 7+8, die den Frontlader steuern.
Die unscheinbaren Tasten der Vorderseite des Hebels schalten weitere Zusatzfunktionen: Die untere aktiviert die Schwimmstellung der Steuergeräte, die obere die Fahrtrichtungsumkehr. So wird der Bedienhebel zum Multifunktionsjoystick mit mehreren Bedienebenen und die rechte Hand kann bei der Arbeit am Joystick bleiben.
Außerdem sind am Hebel vier programmierbare „F“-Funktionstasten, von denen zwei standardmäßig das Heckhubwerk betätigen und die auch dem Abruf der bis zu vier Vorgewendesequenzen dienen, und zwei orange Tasten: Eine zum Aktivieren des Vorgewendeganges und eine für den Tempomat. Letzterer ist seit dem jüngsten Update im Einstellmenü alternativ die Funktion „Drehzahlspeicher“ oder „Geschwindigkeitstempomat“ zuweisbar.
Wespentaille
Die Laderkonsole ist optimal ausgeformt, um dem Arion mit angebauter Schwinge nichts vom möglichen engen Wendekreis zu nehmen. Motorhaube und insbesondere der massive Gussrahmen-Bauteil sind vor und hinter der Vorderachse tailliert. Die für die neuen Modelle etwas vergrößerten Kühler sitzen über der Vorderachse. Das ermöglicht eine relativ niedrige Motorhaube mit integriertem Dieseloxidationskatalysator.
Was gehoben werden kann
Laut Datenblatt hebt der FL 100 durchgehend etwa 2 Tonnen auf der Palettengabel bis 4 m Höhe im Werkzeugdrehpunkt. In Bodennähe bietet er eine Losreißkraft von 2400 kg. Die größte für den Arion 400 vorgesehene Schwinge, der FL 120, hebt übrigens gut 300 kg mehr um 15 cm höher.
Mit allen Komponenten inklusive Frontladerkonsole, Schwinge, Fronthydraulik und Breitreifen beträgt das Leergewicht des Arion 460 nicht wie in der Basisausstattung 5,1, sondern 6,98 t. Im Hinblick auf das um 500 kg auf 9 t erhöhte zulässige Gesamtgewicht bleiben noch rund 2 t Zuladung. Die 480/65 R28-Vorderachsbereifung kommt bei ein bis eineinhalb Tonnen auf der Palettengabel an die Grenze ihrer maximalen Traglast laut Reifendrucktabelle. Die maximale Vorderachslast des Arion 460 von 4 Tonnen ist allerdings auch zu beachten.
Beim Überladen von Weizensaatgut-Bigbags blieb der Arion beruhigend stabil. Nichts desto trotz ist den Hebelkräften bei angehobener Schwinge immer mit großer Vorsicht zu begegnen. Eine Art Überlastanzeige – wie in Teleskopladern heute Standard – wäre als zukünftige Weiterentwicklung bei einem derart gut gefederten, aber dadurch oft schwer einschätzbaren Traktor mit Frontlader durchaus interessant.
Übrigens: Zeitgleich mit der Erhöhung der Hubkraft auf maximal 6,5 Tonnen wurden die Heck-Unterlenker ab dem Modell 430 umgestaltet.
Was der Stufe 5-Motor leistet
Ein wesentliches Upgrade hat der Arion in Sachen Motorisierung erhalten. Die neuen Stufe 5-Modelle 440 bis 470 liefern jetzt bis zu 10 PS Boostleistung, und zwar ab dem Gang C1 ab 7 km/h oder nach Zuschaltung der Heckzapfwelle. Womit der Zweitstärkste der Baureihe, der Arion 460, bei Bodenbearbeitung oder Transport bis zu 145 PS zur Verfügung stellt.
Zusammen mit der Mehrleistung stehen 8 % mehr Drehmoment im Vergleich zu den Vorgängermodellen in den technischen Daten. Dieses sehr hohe Drehmoment liefert der Motor in einem besonders weiten Bereich von 1000 bis 1700 UpM. Er zieht also vom Stand weg exzellent.
Mit einem 5 m-Leichtgrubber arbeitet der Arion 460 problemlos im hügeligen Gelände und bleibt dabei nahezu unbeeindruckt auf der eingestellten Motordrehzahl. Das geht so bis zum Erreichen der genau begrenzten Boostleistung, dann regelt er ab – wie auch bei anderen Traktormarken mit Boost. Diese Charakteristik ist anders als bei „alten“ Motoren, die bei zunehmender Leistungsabnahme langsam, aber kontinuierlich Drehzahl verloren haben. Der FPT-Motor reagiert prima auf Lastspitzen und variiert in seinem vordefinierten Kennfeld beeindruckend und blitzschnell zwischen sparsam und hohem Drehmoment. Insgesamt liegt der Verbrauch, an der Tankstelle abgerechnet, auch unter Erfüllung der Abgasstufe 5, erfreulich niedrig.
Optimale “Panoramic”-Sicht
Unter den vier lieferbaren Kabinenvarianten ist die Panoramic-Version optimal für den Frontlader: die Frontscheibe geht, nur durch eine Dichtung unterbrochen, in ein großes, bruchfestes Polycarbonatfenster über, was – ab der Motorhaubenoberkante – eine durchgehende Sicht auf das Laderwerkzeug erlaubt. Um quasi „durch“ die Motorhaube schauen zu können, wäre eine Kamera an der Vorderseite der Motorhaube überlegenswert. Das würde den Werkzeugwechsel und bodennahes Arbeiten erleichtern.
Das Abgasreinigungssystem haben die Claas-Konstrukteure komplett aus dem Sichtfeld des Fahrers verbannt, das schlanke Auspuffrohr „verschwindet“ hinter der rechten A-Säule und dem Eckdisplay.
Die Kabine entspricht der Kategorie 2 gemäß EN 15695. Die Lüftungsanlage ist jedoch grundsätzlich zur Erfüllung der Kategorie 3 vorbereitet. Den zugehörigen Aktivkohlefilter gibt es beim Claas-Vertriebspartner. Ohne angehängtes Gerät im Heck ist der Kabinenluftfilter vom Boden aus gut zugänglich.
Anstatt der Sechspfostenkabine ist alternativ eine Fünfpfostenversion mit durchgehender rechter Polycarbonatscheibe bestellbar – ideal für Kommunalarbeiten mit Auslegermulcher. Drei Modelle der Baureihe sind in dezidierter Kommunalausführung disponierbar. Zusatzscheinwerfer für den Arion 400 gibt es ab Modelljahr 22 entweder in Halogentechnik oder in lichtstärkerer LED-Ausführung.
Stickstoff-Dämpfer für Komfort
Zur Stoßdämpfung arbeiten beim Arion 400 die Vorderachsfederung, die mechanische Kabinenfederung und die Schwingungstilgungen von Heck- und Fronthubwerk zusammen. Die Bewegungen des Frontladers sind dank Stickstoff-Dämpfer nicht ruckartig, sondern sanft und exakt dosierbar zugleich, ein Plus auch für die Haltbarkeit der Bauteile.
Ein „Dual Motion“ Premium-Fahrersitz komplettiert den Gesamteindruck eines hochwertigen Arbeitsplatzes. Wermutstropfen: Um Traktorgesamthöhen ab 2,5 m, etwa für niedrige Stalleinfahrten, einhalten zu können, musste man Kompromisse bei der Kabinenhöhe eingehen. Dafür ist der Arion einer der niedrigsten Traktoren am Markt in der 130 bis 150 PS-Klasse.
Wird an der Vorderachse ein Lenkwinkelsensor mitbestellt (den braucht man spätestens für ein automatisches Lenksystem), dann ist auch der Lenkwinkel einstellbar, ab dem sich der Allradantrieb automatisch abschaltet.
| Otto Krönigsberger ist
Landwirt in Niederösterreich. |
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Fazit
Durch den optimal angepassten Frontlader wird der Arion 400 zum komfortablen Ladeprofi. Aber auch ohne die schnell an- und abgebaute Laderschwinge vermag er zu überzeugen. Der Arion 400 ist ein in Details seit mehr als einem Jahrzehnt stetig weiter entwickelter, wendiger und kompakter Allrounder, der mit stärkerem Motor und höherem maximalen Gesamtgewicht nun noch mehr schafft. Seine von Praktikern geschätzten Qualitäten, wie hoher Fahrkomfort und Effizienz sowie einfache Bedienung und Wartung, hat er behalten oder wurden sogar ausgebaut.
Auffälligkeiten und Wartung
Die Häufigkeit der Fehlermeldungen scheint gegenüber der Vorgänger-Baureihe eher abgenommen zu haben. Während unseres Tests erschien bloß eine einzige „vorsorgliche“
Meldung der Getriebeelektronik im CIS-Display. Mechanisch trat keinerlei Defekt beim Claas Arion auf. Einzig die Dieseltankanzeige zeigte auch bei absolut vollem Tank maximal „halbvoll“ – ein Fehler der nach dem Test in der Werkstatt behoben werden konnte. Die fast 700 Seiten umfassende Bedienungsanleitung beschreibt detailliert alle Wartungsschritte, die der Fahrer selbst erledigen kann. Hoher Fahrkomfort erfordert eine intensivere Wartung. Beispielsweise sind 23 Schmiernippel für die einzelradgefederte Carraro-Vorderachse alle 50 Stunden zu versorgen. Eine automatische Schmieranlage ist optional erhältlich. Die Wechselintervalle für Filter und Öle sind mit 600 bis 1800 Stunden lang. Nur etwa alle 1000 Betriebsstunden ist bei dem neuen wartungsarmen SCRoF-Abgassystem eine Filterregeneration im Stand vorgesehen.
Claas Arion 460 Stufe V auf einen Blick
Motor/Abgasreinigung
• 4-Zylinder von FPT Industrial (NEF) mit 4485 cm³ Hubraum und 16 Ventilen
• Abgasnorm Stufe V mit SCRoF-Abgasnachbehandlung
• Nennleistung (alle Daten ECE R120): 130 PS
• Maximalleistung: 135 PS bei rund 1800 UpM; mit „Boost“: 145 PS ab Gang C1 und bei Zapfwellenarbeiten
• Maximales Drehmoment:
570 Nm bei 1400 UpM
• Dieseltank: 190 Liter, plus 23,5 Liter AdBlue-Tank (reicht für knapp zwei Tankfüllungen)
• Diesel EN 590, max. 7 % Biodiesel-Beimengung erlaubt
• Motorölwechsel: ca. 12 Liter alle 600 Std. mit API CK-4 bzw. ACEA E9 – Öl
• Lichtmaschine mit 200 A Leistung
Gima GBA25eco-Getriebe
• Vier Gänge mit je sechs überlappenden Lastschaltstufen, optional plus Kriechgang-Untersetzung (= 24 zusätzliche Stufen von 0,14 bis 3,75 km/h bei Nenndrehzahl)
• Intelligente Funktionen wie automatisches Schalten mit speed matching und „Smart Stop“
• Lastschaltbare Wendeschaltung sowohl links vom Lenkrad als auch am Multifunktionsjoystick
• Max. 42 km/h bei 1750 Motor UpM, elektronisch begrenzt, keine 50 km/h Ausführung
• Max. Anhängelast 32.000 kg
Zapfwelle/Hydraulik
• 3 Geschwindigkeiten (+ Wegzapfwelle bei Arion 430 bis 450) möglich: 540, 540E und 1000 UpM bei 1920, 1560 und 1964 Motor-UpM
• Automatische Aus- und Einschaltung programmierbar
• Heckhubwerk Cat. 3, maximale Hubkraft Heck (in den Koppelpunkten): 6500 kg, durchgehend 4700 kg, wobei maximale Hinterachslast: 6800 kg
• Fronthubwerk Cat 2/3N: Hubkraft maximal 3300 kg, durchgehend 1700 kg; mit Schwingungstilgung; wobei max. Vorderachslast: 4000 kg
• Höchstzulässiges Gesamtgewicht 9000 kg
• Vier unterschiedliche Hydraulikpumpen wählbar: 60 oder 100 l/Min Zahnradpumpe so wie LoadSensing mit max. Hydraulikölfördermenge 110 oder 150 l/Min, plus separate 44 l/Min Zahnradpumpe für Schmierung
• Bis zu 5 mechanische und/oder elektronische, teilweise programmierbare Steuergeräte (3 oder 4 im Heck)
• Gemeinsamer Ölhaushalt Getriebe & Hydraulik mit ca. 62 Liter (+ max. 15 Liter) API GL4 Öl. Maximal entnehmbare Hydraulikölmenge: 28 Liter (mit erlaubten 15 Liter Überfüllung)
- Bildquellen -
- Joystick Und Mach: Krönigsberger
- Arion 460 Kl Gute Sicht Nach Vorn Auch Mit Angebautem Lader: Krönigsberger
- Arion 460 Kl Carraro VA Federung Und Wespentaille Fuer Engen Lenkeinschlag: Krönigsberger
- Arion 460 Frontlader Masze Graphik: Krönigsberger
- Arion 460 Kl Der Ladeprofi: Krönigsberger