Das Prinzip der Kreislaufwirtschaft ist alt so alt wie die Landwirtschaft selbst. Die Umsetzung hingegen teils so innovativ, dass sie die breite Bevölkerung zum Staunen bringt. Vorausgesetzt, diese bekommt auch mit, was sich auf Bauernhöfen anno 2024 so tut. Genau hier soll die neue Kampagne „Gutes kommt zurück“ ansetzen. Initiatorin Michaela Langer-Weninger: „Kreislaufwirtschaft wird von den Bäuerinnen und Bauern seit Generationen gelebt. Es redet nur kaum jemand darüber.“ So würden die Männer und Frauen in der Land- und Forstwirtschaft auch weitgehend unbemerkt intelligente Lösungen für die vielfältigen Herausforderungen der Zeit entwickeln. „Unaufgeregt, im Stillen, auf ihrem Hof. Leider bleiben diese großen, innovativen Leistungen damit der Gesellschaft verborgen“, sagt die Agrarlandesrätin.
Ein zeitgemäßes „Update“ für alle alten Klischees
„Die stärksten Bilder sind die, die wir schon im Kopf haben. Nicht immer entsprechen diese Sichtweisen der Wirklichkeit.“ So beginnt ein kurzes Video zur neuen Kampagne. Mit dieser wolle man auch neue Bilder kreieren und so ein neues Verständnis für die Landwirtschaft schaffen. Modernste Technologie, alternative Energiequellen, Tierwohl was längst Usus ist, ist nämlich noch lange nicht verankert in den Köpfen jener, die mit der heimischen Landwirtschaft keine direkten Berührungspunkte mehr haben. „Diese Ansätze sind nicht nur emotionale Motive, sondern sichern den Erfolg und den Bestand unserer regionalen Versorger. Kreislaufwirtschaft stellt Lösungen bereit, wirtschaftlich und zugleich klimapositiv zu arbeiten“, sagt Langer-Weninger.
Landwirtschaft sei mehr als jenes Heile-Welt-Bild, als das sie gerne suggeriert werde. „Unsere Bäuerinnen und Bauern sind keinem Heimatfilm der 1950er-Jahre entstiegen. Sie sind aufgeschlossen, modern und entwickeln innovative Produkte. Sie tüfteln an hofeigenen Energiealternativen, brüten wie ein CEO über Betriebszahlen und machen sich nach getaner Arbeit auch schon mal auf die Jagd nach Klicks und Reichweiten“, weiß Langer-Weninger.
Um auch der Wirklichkeit entsprechende Bilder von Bäuerinnen und Bauern zu liefern, zieren die Kampagnen-Plakate keine Models, sondern echte Testimonials. Fünf Bäuerinnen und Bauern, vom Forstwirt bis zum Fischzüchter, sind die Gesichter der neuen Linie: Stefan Achathaler aus Adlwang, Christoph Rott aus Pötting, Barbara Holzinger aus Ungenach, Bernhard Winkler aus Achleiten und Sonja Holzmann aus Königswiesen sind die porträtierten landwirtschaftlichen Unternehmer mit Vorbildwirkung.
„Die Kreislaufwirtschaft ist eine Antwort, die wir in der Landwirtschaft immer schon kennen. Wir wollen nun darauf aufmerksam machen, wie stark das Thema bereits gelebt wird.“ Michaela Langer-Weninger
Neben Plakaten, Inseraten und Radiospots findet „Gutes kommt zurück“ natürlich auch online statt. Eine eigene Website (www.guteskommtzurueck.at) wird dabei ebenso genutzt wie verschiedene Social-Media-Kanäle. Für den Herbst geplante Veranstaltungen in allen Vierteln des Bundeslandes runden das Angebot ab.
Mut, offen zu reden abseits von vermeintlichen Erwartungen
Die Kreislaufwirtschaft hat sich auf der Suche nach Lösungsansätzen vor dem Hintergrund diverser Herausforderungen und großer Fragen als eine noch unterschätzte Antwort der Landwirtschaft herauskristallisiert. „Klimakapriolen, demografischer Wandel, geopolitische Verschiebungen, volatile Finanzmärkte und nicht zuletzt auch enden wollende Ressourcen fordern die Landwirtschaft heraus. Wir haben mit der Kreislaufwirtschaft aber etwas entgegenzustellen“, sagt die Agrarlandesrätin. Den Bäuerinnen und Bauern selbst soll die Kampagne Mut machen, über ihre tägliche Arbeit offen zu berichten. „Und zwar nicht in der Weise, wie sie glauben, dass es von ihnen erwartet wird, sondern wie es es empfinden“, so Langer-Weninger. Es solle das „Echte“ nach außen getragen werden.
Expertenrat bündelt Wissen und hilft beim strategischen Vorgehen
Um eine Strategie für die Entwicklung und Umsetzung einer kreislauforientierten und nachhaltigen Bioökonomie und eines nachhaltigen Ernährungssystems zu schaffen, hat Langer-Weninger einen Expertenrat eingesetzt. Wirtschaft, Technik, Finanzen, Landwirtschaft, Politik und Medien sind darin vereint, um Expertisen zu bündeln. Das 20-köpfige Gremium trifft sich vierteljährlich, um gemeinsam neueste Technologie, Ressourcen- und Flächennutzung sowie Klimaschutz zu diskutieren.
Damit Ideen auch weiterhin umgesetzt werden und innovative Projekte gefördert werden können, ist in Oberösterreich der Zukunftsfonds aufgelegt worden. Dieser ist mit jährlich zwei Millionen Euro dotiert. „Damit wollen wir die Landwirtschaft teilhaben lassen an der Entwicklung der Digitalisierung sowie neuer Technologien, die die Produktion verbessern, das Tierwohl steigern und die Wettbewerbsfähigkeit verbessern“, so die Agrarlandesrätin.
Transparent und mit der Natur produzieren und andere motivieren
Quelle: Erleben kg/Bilderwerkstatt BischofWenn ein Koch nach Jahren in der Spitzengastronomie in die Landwirtschaft wechselt, dann ist eines klar: „Die Arbeitsstunden sind nicht weniger geworden“, schmunzelt Simon Humer vom Biohof Thomabauer. Das Stundenzählen zählt aber ohnehin nicht, wenn die Leidenschaft den Takt angibt. Und diese ist beim Biobauern aus Prambachkirchen ausgeprägt. Als Landwirt und Lebensmittelproduzent ist Humer Mitglied in jenem Expertenrat, der die neue Kreislaufwirtschafts-Kampagne „Gutes kommt zurück“ begleitet.
Der Kreislaufgedanke gehört zum Thomabauern wie das Amen im Gebet. Er beginnt am Feld, wo sämtliches Futter selbst produziert wird, und endet bei der Verarbeitung „from nose to tail“. Der Hof, den Humer von seinen Eltern übernommen hat, verfügt über 160 Mastplätze für Bio-Schweine. „Wir füttern maisfrei, das Wachstum der Schweine ist extrem langsam“, so der Biobauer. Er selbst verarbeitet pro Woche zwei Tiere.
Die Produkte, die er auch im eigenen Hofladen anbietet, kommen ohne Geschmacksverstärker, Phosphat und Nitritpökelsalz aus. Diesen puren Geschmack verdeutlicht seine Premiumlinie „Naked Pig“, mit der sich der 33-Jährige auf internationalen Messen schon einen Namen gemacht hat. Seine Kreationen seien etwas „italophil“, so Humer, „aber inhaltlich immer 100 Prozent Österreich.“ So gibt es bei ihm „Hof-Prosciutto“, „Mortadella della Regionale“ oder „Salame alla Nduja“.
Naturnah, hochwertig und ressourcenschonend ist stets sein Motto. Junge Berufskollegen will er motivieren, ebenso zu zeigen, was sie tun und wie sie produzieren.
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- Thomabauer: Erleben kg/Bilderwerkstatt Bischof
- Media Contact Attachments.apa: Land oö/Haag