Dort sein, wo die Bauern uns brauchen

Interview mit dem neuen LKÖ-Generalsekretär Josef Plank

Der neue LKÖ-Generalsekretär Josef Plank sieht zwar keinen Reformbedarf in der Struktur der Sozialpartnerschaft, aber in ihrer Arbeitsweise:
Der neue LKÖ-Generalsekretär Josef Plank sieht zwar keinen Reformbedarf in der Struktur der Sozialpartnerschaft, aber in ihrer Arbeitsweise: “Es bringt nichts, immer nur dieselben Standpunkte auszutauschen.” ©LKÖ/Michal
Den Wechsel im Generalsekretariat der Landwirtschaftskammer Österreich (LKÖ) nahm die BauernZeitung zum Anlass, um mit dem neuen Generalsekretär Josef Plank über dessen Pläne für die Land- und Forstwirtschaft zu sprechen. Der bisherige Generalsekretär August Astl verabschiedete sich in den Ruhestand. Plank übernimmt seine Agenden.

Wechsel an der LKÖ-Spitze - Josef Plank (r.) steht als Generalsekretär Präsidenten Hermann Schultes (M.) zur Seite. August Astl (l.) tritt in den Ruhestand. ©Foto: LKÖ/René van Bakel
Wechsel an der LKÖ-Spitze – Josef Plank (r.) steht als Generalsekretär Präsidenten Hermann Schultes (M.) zur Seite. August Astl (l.) tritt in den Ruhestand. ©Foto: LKÖ/René van Bakel
Sie sind nun seit einem Jahr in der LKÖ tätig. Sie hatten Zeit, das Haus kennenzulernen. Nun werden Sie das Generalsekretariat übernehmen. Was kann aus Ihrer Sicht bleiben, was muss sich ändern?
PLANK: Ja, ich habe das Haus bereits kennengelernt. In der LKÖ sind wir ein ganzes Team von wirklich tollen Mitarbeitern mit hoher fachlicher Expertise. Von dieser Seite her gäbe es nichts, was man ändern müsste. In der Kooperation mit unseren Landeslandwirtschaftskammern und in der Arbeit der Sozialpartner braucht es aber einen zusätzlichen Impuls seitens der Land- und Forstwirtschaft.

Die LKÖ ist Teil der Sozialpartnerschaft. Welche Rolle spielt die LKÖ neben der Arbeiter- und der Wirtschaftskammer?
PLANK: Wir sind von der Mitgliederanzahl her ein kleiner Partner. Aber die Landwirtschaft hat, beginnend von Grund und Boden über Lebensmittel und die große Sparte Tourismus bis hin zur Forst- und Holzindustrie, wichtige Bereiche in die gesamtgesellschaftliche Entwicklung einzubringen. Diese Kompetenzen wollen wir in Zukunft stark einbringen und sie umgekehrt im gesellschaftlichen Diskurs einfordern. Die Sozialpartner werden sehr kritisch gesehen. Können sie einen Beitrag für die gute Entwicklung in diesem Land leisten, dann werden sie auch in Zukunft gebraucht. Wir in der LKÖ sehen uns durchaus als offensive Gruppe, die sehr viel Verbindendes in diese Diskussion einbringen kann.

Muss die Sozialpartnerschaft reformiert werden? Man hört oft, das sei kein zukunftstaugliches Modell und für den politischen Austausch nicht mehr geeignet.
PLANK: Reformbedarf in der Struktur sehe ich nicht, aber in der Arbeitsweise. Es muss gelingen, Themen auch themenbezogen abzuhandeln. Es bringt nichts, immer nur dieselben Standpunkte auszutauschen
Eine Welt, die sich dynamisch verändert, die das Arbeitsleben verändert, wo moderne Technologien oft an den Grundfesten der menschlichen Möglichkeiten kratzen, braucht eine Struktur, die den Menschen das Gefühl gibt: Hier beschäftigt man sich mit einem konstruktiven Weg in die Zukunft. Diese Rolle sollen und können die Sozialpartner auch in bewährter Weise haben. Aber wir müssen weg von bekannten Spielregeln, wo eine Gruppe gegen etwas ist, nur weil es eine andere vorgeschlagen hat. Das wäre kein Modell der Zukunft.

Auch die Landwirtschaft unterliegt ständigem Wandel. Die Zahl der Betriebe geht zurück, die übrig gebliebenen werden größer. Welche Anforderungen ergeben sich daraus für die gesetzliche Interessenvertretung?
PLANK: Die Anforderungen steigen natürlich. Der Strukturwandel wird weitergehen, das zeigen wissenschaftliche Prognosen. Für die LKÖ hat das insofern Auswirkungen, als wir immer wieder kritisch unsere Struktur und unser Dienstleistungsangebot hinterfragen müssen. Sind wir am Puls der Zeit? Sind wir dort, wo die Bäuerinnen und Bauern uns brauchen?

Am Angebot arbeiten

Ein ganz neues Thema ist etwa, dass die Investitions- und Bauvorhaben komplexer geworden sind. Ein zweiter Punkt ist, dass die Betriebe immer unterschiedlicher aufgestellt sind. Dadurch wird es schwieriger, eine gemeinsame solidarische Position innerhalb der Landwirtschaft zu finden. Wir dürfen die Bauern in diesen schwierigen Fragen keinesfalls alleine lassen. Hier müssen wir nachjustieren. Das heißt, wir werden sehr intensiv an der Effizienz unseres Angebots arbeiten, um wirklich am Puls der Zeit zu sein.

Die Kammern erhalten für ihren Beratungsauftrag viel Geld von der öffentlichen Hand. Zusätzlich zahlen die Mitglieder Kammerumlage. Trotzdem sind die Beratungen teilweise kostenpflichtig. Ist das gerechtfertigt?
PLANK: Man muss dazusagen, dass sich das Beratungsbedürfnis extrem verändert hat. Die klassische, sehr allgemeine Beratung gerät immer mehr in den Hintergrund. Gewünscht und gefordert werden die anspruchsvolle und zielorientierte Beratung bis hin zu Seminaren und Weiterbildungsangeboten.

Finanzierungsmix nötig

Das alles sind Dienstleistungen, die nicht durch einen allgemeinen Beitrag abgedeckt sind, sondern einen Beitrag jener erfordern, die solche Angebote in Anspruch nehmen. In Zukunft erfordert das einen Mix aus Kammerfinanzierung und öffentlichen Mitteln sowie Beiträgen von den Teilnehmenden selbst. Wir sind sehr stolz darauf, was die Beratungs- und Bildungsorganisationen anbieten, aber auch dort ist das Angebot jährlich neu zu hinterfragen.

Angesichts der sinkenden Zahl der Betriebe: Wie kann die bisherige Kammerstruktur aufrechterhalten werden?
PLANK: Ich glaube nicht, dass es zielführend ist, hier von der Wiener Ebene aus die großen Erkenntnisse auszuschütten. Faktum ist, dass diese Dynamik auch immer wieder das Dienstleistungsangebot vor Ort hinterfragt. Auf der einen Seite stehen die Spezialisierung und Professionalität der Betriebe und auf der anderen Seite die technischen Möglichkeiten, die heute durch EDV und Internet geboten sind. Das hinterlässt selbstverständlich in der Beratungsorganisation und in der dezentralen Struktur seine Spuren. Aber das ist etwas, was die Kammern vor Ort am besten lösen können. Diese Diskussion ist eine permanente und wird nie aufhören.

Sie sind dabei, ein Zukunftsbild für die LKÖ zu entwerfen. Was sind die Kernpunkte?
PLANK: Wir haben mit insgesamt elf Arbeitsgruppen aus den Landwirtschaftskammern das Projekt ‚Ausblick 2025‘ gestartet. Mitte Juli wollen wir das abschließen. Dabei haben wir uns auf einen gemeinsamen Blick nach vorne verständigt, um auszumachen, welche Veränderungen auf den land- und forstwirtschaftlichen Betrieben in den nächsten zehn Jahren stattfinden werden. Wir möchten gemeinsame Ziele definieren, etwa: Wie wollen wir in zehn Jahren auf dem Milchmarkt positioniert sein? Wo sehen wir langfristig unsere Chancen?

Stärken definieren

Wo sehen Sie diese Chancen?
PLANK: Die österreichische Landwirtschaft hat im Bereich Qualität und Nachhaltigkeit sowie bei landwirtschaftlichen Produkten, die eine Geschichte erzählen, unheimliche Stärken. Und das weit über Österreich hinaus. Nur gilt es, diese Stärken zu definieren, sie zu entwickeln und dementsprechend zu vermarkten. Es gilt bereits jetzt, grob zu skizzieren, mit welchen Zielen wir in die nächste Förderperiode ab 2020 auf EU-Ebene hineingehen. Wir tun gut daran, frühzeitig unsere Themen auf den Tisch zu legen, bevor der Wagen schon in Bewegung ist.

Was sind erste Pläne, die umgesetzt werden sollen?
PLANK: Ein erstes Vorhaben ist, dass wir uns sehr genau das Thema Positionierung der Landwirtschaft in der Kommunikation ansehen werden. Wir müssen davon ausgehen, dass in Zukunft immer mehr Menschen weit weg von der Landwirtschaft sind und damit wenig Verständnis haben. Wenn wir uns hier nicht offensiv aufstellen und die Landwirtschaft im positiven Sinne in die gesellschaftliche Diskussion einbringen, machen das NGOs für uns, die teilweise auch weit weg sind von der Landwirtschaft und das wäre sicher ein falsches Bild.

Josef Plank

• Geboren am 29. August 1958, Reinsberg (NÖ)
• Verheiratet, zwei Töchter
• Studium der Agrarökonomik an der Universität für Bodenkultur, Abschluss 1982
• Seit Mai 2015 Abteilungsleiter in der LK Österreich
• Seit Jänner 2015 Präsident des Biomasseverbandes
• 2011 bis 2015 Präsident des Dachverbandes Erneuerbare Energie Österreich
• 2009 bis 2015 Geschäftsführer der RENERGIE
• 2000 bis 2009 NÖ Landesrat
• 1996 bis 2000 AMA-Vorstandsvorsitzender
• 1993 bis 1996 Abteilungsleiter, AMA
• 1982 bis 1993 Referent, LK NÖ

August Astl

• Geboren am 13. August 1951, Hollersbach (Sbg.)
• Verheiratet seit 1977 mit Waltraud, geb. Urban
• Kinder: Matthias, Elisabeth, Maria
• 1971 bis 1976 Studium der Agrarökonomik an der Universität für Bodenkultur, Diplomprüfung 1976
• 1976: Eintritt in die Präsidentenkonferenz der Landwirtschaftskammern Österreichs
• 1992 bis 1993 Referatsleiter Marktpolitik
• 1993 bis 1996 AMA-Vorstandsvorsitzender
• 1996 bis 2016 Generalsekretär der LK Österreich

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