Die stillen Heldinnen und Helden

Kommentar von Sabine Kronberger,
Chefredakteurin „Welt der Frauen“

Zehn Jahre ist es her, dass meine Schwiegermutter sich aus ihrem irdischen Leben verabschiedet hat. Dieser Tage denke ich zurück, dass ich hochschwanger war, als ihre Krebserkrankung so weit fortgeschritten war, dass sie nicht mehr gehen konnte. Sie brauchte einen Rollstuhl, Unterstützung, Orientierungshilfe, Zuspruch und Sorgearbeit. Ihr Ehemann, mein Schwiegervater, war durch einen Schlaganfall zeitgleich auf Pflege angewiesen.  Auch wenn wir eine 24-Stunden-Helferin für ihn engagiert hatten: Die Medikamente, das Lagern in der Nacht, das Organisieren der Hilfsmittel und das Kochen musste ich aufgrund fehlender Kompetenz der Pflegerinnen übernehmen. Mein nie ausgeübter, aber studierter Beruf der Physiotherapeutin war mir Anker und Grundstock, vieles richtig zu machen. Vorbereitet hat mich auf diese Tage, von denen ich heute nicht einmal mehr weiß, wie wir sie als Paar und ich sie als hochschwangere Frau im Mutterschutz überhaupt bewältigen konnte(n), niemand. Unsere intensive Pflegezeit der beiden Schwiegereltern dauerte etwa ein Dreivierteljahr und brachte uns an unsere Grenzen. Viele Bäuerinnen und Bauern pflegen weitaus länger und mit größter Selbstverständlichkeit Angehörige zu Hause. Ihre Arbeit entlastet unser System, in dem Pflegeplätze und -personal eine Rarität geworden sind. Heute will ich ihnen diesen Kommentar widmen, weil die Gesellschaft all zu oft auf diese stillen Heldinnen und Helden vergisst: Danke, dass Sie wirken, wo Sie wirken. Und vergessen Sie bitte nicht auf sich selbst. 

- Werbung -
Vorheriger ArtikelStudienstart an der Hochschule mit Rekordanmeldezahlen
Nächster ArtikelMehr Tempo für Ausbau von erneuerbaren Energien