BauernZeitung: Es gibt aktuell eine Vielzahl an Themen, bei denen die Weichen für den Biolandbau der Zukunft gestellt werden. Wie wichtig sind verlässliche Rahmenbedingungen für die Bio-Betriebe?
Waldenberger: Extrem wichtig, weil die Betriebe ständig weiterentwickelt werden müssen. Hohe Investitionen erfordern auch eine langfristige Planungssicherheit. Ansonsten führt das zu großer Verunsicherung bei den Bäuerinnen und Bauern.
Seit Jahren wird die EU-Bio-Verordnung diskutiert – ursprünglich war die Umsetzung mit 2021 geplant, jetzt wird sie um ein Jahr verschoben. Was sind hier die Knackpunkte?
Die Verschiebung ist zu begrüßen, weil so gewährleistet ist, dass die noch ausstehenden Regeln gewissenhaft ausgearbeitet werden können. Aus unserer Sicht sind vor allem die Vorschläge der Kommission im Umgang mit Verdachtsmomenten aufgrund von Rückständen noch unausgereift. Aber auch andere Bereiche, etwa Vorschläge zur Gruppenzertifizierung oder zur Harmonisierung des Maßnahmenkatalogs werden noch diskutiert.
Gibt es betreffend Bio-Audit schon eine Einigung?
Die für 2020 festgelegte Übergangsregelung zur Weidehaltung wird wahrscheinlich auch für 2021 gelten. Es ist aber klar, dass das noch keine Lösung ist. Die Frage lautet: Was gilt nach den Übergangsregelungen? Der zeitliche Aufschub muss auf jeden Fall dafür genutzt werden, um eine langfristig praxistaugliche Lösung zu erreichen.
Wie viele Betriebe sind betroffen?
Es wird maßgeblich davon abhängen, wie die Regelungen ab 2022 aussehen werden. Potenziell könnten in Oberösterreich letztlich einige hundert Betriebe betroffen sein. Als Verband kämpfen daher wir mit allen uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten für praxistaugliche Lösungen.
Darf die schwierige Topografie eines Betriebes ein Bio-Ausschlussgrund sein?
Es muss allen Beteiligten klar sein, dass es in Österreich viele Gebiete mit herausfordernder geografischer Lage gibt, etwa im alpinen Bereich oder in beengten Dorflagen. Deswegen braucht es eine Flexibilität für die Betriebe.
Wie lauten die Forderungen von Bio Austria?
Es braucht bei der Weideregelung eine praxistaugliche Lösung, welche die notwendige Flexibilität in Bezug auf die örtlichen und betrieblichen Rahmenbedingungen sicherstellt. Praxistauglichkeit ist auch bei der Auslauf-Überdachung notwendig, wo das Ausmaß für einzelne Nutztierarten noch Teil der Verhandlungen Österreichs mit der EU-Kommission sind.
Zuletzt wurden Sie von Bio-Austria-Mitgliedern scharf kritisiert, weil Sie bei der LK-Wahl kandidieren. Darf ein Obmann einer überparteilichen Netzwerkorganisation Agrarpolitik machen?
Ich halte es sogar für eine Notwendigkeit, weil die Einbindung in die politische Arbeit das Ziel sein muss, wenn man die Rahmenbedingungen für die Bio-Landwirtschaft gestalten möchte. Überparteilichkeit bedeutet ja, dass jede Biobäuerin und jeder Biobauer bei unserem Verband Mitglied werden und auch Funktionen übernehmen darf, egal welche politische oder weltanschauliche Meinung er hat.
Warum kandidieren Sie für den Bauernbund?
Ich bin auf der Liste des OÖ Bauernbundes, weil ich hier die Möglichkeit bekomme, die Interessen der Biobäuerinnen und -bauern in die Vollversammlung der Landwirtschaftskammer einzubringen.
Sie wurden aufgefordert Ihre Entscheidung zu revidieren, andernfalls sollten Sie sich fragen, ob Sie bei der Wahl von Bio Austria noch der geeignete Kandidat für den Obmann sind. Wie reagieren Sie darauf?
Meine Entscheidung zu kandidieren habe ich nach reiflicher Überlegung getroffen. Die Kritik einzelner Mitglieder nehme ich ernst und ich stelle mich ganz offen jeder Diskussion darüber. Ich hoffe, dass ich letztlich möglichst viele von ihnen überzeugen kann, und sie mich bei meiner erneuten Kandidatur als Bio-Austria-Obmann in Oberösterreich unterstützen werden.
- Bildquellen -
- Waldenberger: Bio Austria